Akkommodation (Auge)
Definition
Unter Akkommodation versteht man die funktionelle Nah- und Ferneinstellung des Auges durch Veränderung der Linsenkrümmung. Durch die Akkommodation können Objekte auf der Retina scharf abgebildet werden, indem die Gesamtbrechkraft des Auges verändert wird. Nur so ist es möglich, Objekte unabhängig von ihrer Entfernung scharf wahrzunehmen.
Physiologie
Je weiter ein Objekt vom Auge entfernt ist, desto paralleler verlaufen - am Ort des Betrachters - die vom Objekt ausgehenden Lichtstrahlen und desto geringer muss die Brechkraft des Auges sein. Umgekehrt muss die Brechkraft ansteigen je näher sich das Objekt am Auge befindet, damit das Bild scharf auf der Retina abgebildet werden kann.
Die Linsenkrümmung des Auges wird reflektorisch durch den Musculus ciliaris beeinflusst, der durch Veränderung seines Kontraktionszustandes die Spannung der an der Linse inserierenden Zonulafasern und damit den Krümmungs- und Brechungsgrad der Linse verändern kann.
Nahakkommodation
Bei Betrachtung nah gelegener Objekte wird der Musculus ciliaris parasympathisch erregt und kontrahiert, während die Zonulafasern sich entspannen. Aufgrund ihrer hohen Eigenelastizität krümmt sich die Linse und die Brechkraft nimmt zu.
Fernakkommodation
Bei Betrachtung weit entfernter Objekte spannen sich die Zonulafasern durch Entspannung des Musculus ciliaris. Linsenkrümmung und Brechkraft nehmen entsprechend ab. Manchmal wird die Fernakkommodation in der Literatur auch als Desakkommodation oder Ruheakkommodation beschrieben.
Naheinstellungsreaktion
Bei der Nahakommodation kommt es neben der Änderung der Brechkraft zusätzlich zur Konvergenzreaktion der beiden Augen und zur Verengung der Pupille (Miosis). Durch die kleinere Pupillenöffnung wird die Tiefenschärfe bei der Abbildung naher Objekte erhöht.
Akkommodationsruhepunkt
Der Ziliarmuskel besitzt neben einer parasympathischen Innervation auch eine schwache antagonistische Innervation durch den Sympathikus. Wenn kein Akkomodationsreiz vorliegt, z.B. in vollständiger Dunkelheit, ist der Ziliarmuskel leicht kontrahiert und das Auge eines Normalsichtigen ist auf Entfernungen zwischen 0,5 bis 2 m scharf eingestellt (Nachtmyopie, Leerfeldmyopie).
Akkommodationsstörung
Liegt eine Akkommodationsstörung vor, kann in bestimmten Bereichen nur noch unscharf gesehen werden.
Myopie (Kurzsichtigkeit)
Bei der Myopie ist der Bulbus im Verhältnis zu lang für die Brechkraft des Auges (eine scharfe Abbildung ist nur vor der Netzhaut möglich). Durch die erhöhte Brechkraft des myopen Auges wird der Fernpunkt aus dem Unendlichen in die Nähe verschoben. Objekte bis zur dieser Entfernung können auch ohne Brille scharf abgebildet werden, z.B. für einen jugendlichen Erwachsenen mit -2 dpt Fehlsichtigkeit:
- Fernpunkt: 1/2 dpt = 0,5 m
- Nahpunkt: 1/(10+2 dpt) = 8 cm.
- Korrektur: Zerstreuungslinsen (konkave Linse, Minus-Gläser) oder Abflachung der Kornea mit Laser.
Hyperopie (Weitsichtigkeit)
Bei der Hyperopie ist der Bulbus im Verhältnis zu kurz, eine scharfe Abbildung ist erst hinter der Netzhaut möglich. Der Hyperope muss ständig akkomodieren, um entfernte Objekte scharf auf der Netzhaut abzubilden. Auch die Sicht im Nahbereich ist eingeschränkt, der Nahpunkt ist also weiter vom Auge entfernt als normal.
- Beispiel: Ein 33-jähriger Patient ist um 3 dpt weitsichtig. Eine 5 dpt-Linse verschiebt seinen Fernpunkt auf 0,5 m, der Nahpunkt wird bei 0,1 m gemessen.
- dpt = 1/Nahpunkt - 1/Fernpunkt
- dpt = 1/0,1 - 1/0,5 = 10-2 = 8 dpt reduzierte Akkommodationsbreite
- Korrektur: Sammellinsen (konvexe Linse, Plus-Gläser)
Presbyopie (Altersweitsichtigkeit)
Bei der Presbyopie kommt es aufgrund von Elastizitätsverlust der Linse zu einer verminderten Akkomodationsfähigkeit. Dies hat zur Folge, dass nahe Objekte nicht mehr scharf gesehen werden können.
- Korrektur: Sammellinsen (konvexe Linse, Plus-Gläser, "Lesebrille")
um diese Funktion zu nutzen.