Mastopathie
Synonyme: Dysplasie der Mamma, Mastopathia cystica fibrosa
Englisch: mastopathy, cystic disease
Definition
Unter dem Begriff Mastopathie subsumiert man eine Vielzahl von proliferativen und regressiven Veränderungen des Brustdrüsenparenchyms. Ursache ist in allen Fällen eine hormonelle Dysfunktion. Die Mastopathie ist eine primär abnorme Umbildung des Drüsengewebes, führt aber kaum zur neoplastischen Entartung. In der Regel sind beide Brüste betroffen.
Epidemiologie
Der Häufigkeitsgipfel für Mastopathie liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, seltener sind jüngere oder ältere Frauen betroffen. Da etwa 50-60% aller Frauen von der Mastopathie betroffen sind, ist sie damit die häufigste Brustdrüsenveränderung überhaupt. Zwar ist die überwiegende Anzahl der klinischen Brustveränderungen der Frau gutartig, jedoch wird in 3 bis 6% der Fälle ein Mammakarzinom gefunden.
Ätiologie
Die Mastopathie wird ausgelöst durch eine hormonelle Fehlsteuerung: das Östrogen-Progesteron-Gleichgewicht ist zu Gunsten des Östrogens verschoben. Ursachen können sein:
- erhöhte Konzentration des Gesamtöstrogens
- Progesteronmangel
- Hyperprolaktinämie
- Hyperandrogenämie
- Mangel an Schilddrüsenhormonen
Multiparae und Patientinnen, die viel gestillt haben, erkranken seltener.
Pathogenese und Histologie
Die Östrogenwirkung führt zur Proliferation des Drüsengewebes mit Kollagenfaservermehrung. Diese kann sich äußern als Adenose (Proliferation des Gangepithels), Hyalinose, Papillomatose oder Epitheliose. Durch vermehrte Drüsensekretion kommt es zu Gangerweiterungen der Drüsengänge (Duktektasien) und der Bildung von Zysten. Durch Metaplasie werden die Zysten von einem apokrinen Epithel umgeben. Das Stützgewebe proliferiert ebenfalls und führt somit zum fibrösen Umbau. In Kombination mit einer Adenose, spricht man von sklerosierender Adenose, wobei es zu einer Vermehrung der Azini und einer Proliferation der Myoepithelzellen kommt.
Klassifikation
Die Mastopathie wird aus diagnostischen und prognostischen Gründen nach Prechtel in 3 Formen eingeteilt:
- Mastopathie Grad I - einfache Mastopathie: fibröse und fibrozystische Mastopathie ohne Epithelproliferation.
- Mastopathie Grad II - einfach proliferierende Mastopathie: reguläre Epithelproliferationen. Hierzu zählen Adenose, sklerosierende Adenose, Epitheliose und Papillomatose.
- Mastopathie Grad III - atypisch proliferierende Mastopathie: mit atypischen Epithelproliferationen, allerdings keine Läsionen, die für ein Carcinoma in situ typisch sind. Bei Grad III beträgt das Entartungsrisiko etwas 3-4%.
Symptomatik
Die Hauptsymptome der Mastopathie sind:
- Knotenbildung
- Schmerzen (Mastodynie)
Bei der Palpation finden sich multiple, meist diffuse Verhärtungen, besonders im oberen äußeren Quadranten. Die Verdichtungen sind gut verschiebbar. Die Veränderungen können sehr druckdolent und zyklusabhängigen Größenveränderungen unterworfen sein. Die betroffenen Patientinnen klagen über Schmerzen, die vor allem in der zweiten Zyklushälfte auftreten. Eine pathologische einseitige Sekretion aus der Mamille findet sich in etwa 15% der Fälle.
Diagnostik
Um eine präkanzeröse epitheliale Proliferation auszuschliessen, muss jede zystisch-fibröse Mastopathie weiter abgeklärt werden. Durch den Einsatz der Sonographie können intrazystische Proliferationen erkannt und beurteilt werden. Die histologische Untersuchung ist indiziert bei folgenden Befunden:
- gruppierter Mikrokalk in der Mammographie
- unklarer Herdbefund mit intrazystischer Struktur in der Mammasonographie
- klinisch oder sonographisch belegte Wachstumstendenz
- neuer post- oder perimenopausaler Tastbefund
- solider Tastbefund bei anamnestischen Risikofaktoren (BRCA-Mutation, positive Familienanamnese)[1]
Im Zweifelsfall sollte die Indikation für eine Biopsie großzügig gestellt werden.
Differentialdiagnose
- Mammakarzinom
- Fibroadenom
- Lipom
- Differentialdiagnosen der Mastodynie
Therapie
Bei leichten Formen der Mastopathie ohne Knotenbildung steht die Mastodynie im Vordergrund. Durch Beratung, physikalische Maßnahmen, den Entzug von methylxanthinhaltigen Lebensmitteln (z.B. Tee, Kaffee, Schokolade) oder durch hormonelle Phytotherapeutika können in vielen Fällen die Beschwerden gelindert werden. Bei stärkeren Beschwerden ist die lokale Applikation gestagenhaltiger Gele indiziert.
Bei einer Mastopathie mit Knotenbildung sollten die Knoten exzidiert und histologisch aufgearbeitet werden. In besonders schweren Fällen kann eine subkutane Mastektomie erwogen werden.
Quellen
- ↑ Stachs, A., Stubert, J., Reimer, T. et al.: Benigne Erkrankungen der weiblichen Brust. Dtsch. Ärztebl. 2019; 116(33-34):565-574.
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