Oxytocin
Synonyme: Oxytozin, "Kuschelhormon"
Englisch: oxytocin, ocytocin, "snuggle hormone"
Definition
Das Oxytocin ist ein Effektorhormon des Hypothalamus.
Biochemie
Oxytocin ist ein Peptidhormon aus neun Aminosäuren mit einer Disulfidbrücke zwischen zwei Cysteinresten. Die Aminosäuresequenz lautet:
Es wird überwiegend in magnozellulären Neuronen des Nucleus paraventricularis, in geringen Mengen auch im Nucleus supraopticus zusammen mit Neurophysin I translatiert. Von dort gelangt es - an sein Neurophysin gebunden - via axonalem Transport in den Hypophysenhinterlappen (HHL), wo es gespeichert und bei Bedarf proteolytisch von Neurophysin I abgespalten und abgegeben wird.
Oxytocin unterscheidet sich von Vasopressin (ebenfalls ein Hormon aus der Neurohypophyse) nur in zwei von neun Aminosäuren. |
Ausschüttung
Freisetzungsreize für Oxytocin sind vor allem mechanische Reize der Vagina, des Uterus, der Brustwarze und der Orgasmus. Auch das Schreien des Säuglings kann Oxytocin postpartum freisetzen.
Wirkung
Oxytocin wirkt über den Oxytocin-Rezeptor (OXTR), der zu Klasse der Gq-Protein-gekoppelten Rezeptoren gehört. Die Oxytocinrezeptoren werden an spezifischen Orten des Körpers exprimiert.
...bei der Frau
Oxytocin wirkt direkt am Myometrium des Uterus. Hier steigt die Zahl der Oxytocinrezeptoren mit zunehmendem Gestationsalter an und das Hormon führt gegen Ende der Schwangerschaft sowie unter der Geburt zur Auslösung und Anpassung der Wehentätigkeit. Nach Ende der Schwangerschaft bewirkt die Ausschüttung von Oxytocin Kontraktionen der myoepithelialen Zellen in der Brustdrüse und regt damit die Milchsekretion an.
Weiterhin hat Oxytocin einen Einfluss auf die Stimmung und die Ausprägung der Mutter-Kind-Beziehung. Es wurde ein Zusammenhang zwischen der maternalen Plasmaoxytocinkonzentration im dritten Schwangerschaftstrimenon und der Ausbildung einer postpartalen Depression (PPD) nachgewiesen. In etwa 19 % der Fälle mit erniedrigtem Oxytocinspiegel im letzten Schwangerschaftsdrittel kommt es zur Ausprägung einer PPD. In Studien konnte eine Beeinflussung der Depressionssymptome durch nasale Verabreichung von Oxytocinspray dokumentiert werden. Die psychische Wirkung von Oxytocin ist darauf zurückzuführen, dass auch im ZNS Oxytocinrezeptoren exprimiert werden.
...beim Mann
Beim Mann führt Oxytocin zu einer Kontraktion der glatten Muskelzellen der Samenkanälchen. Oxytocin ist in der Prostata in höheren Konzentrationen vorhanden als im Blut. Es wird vermutet, dass Oxytocin bei der Kontraktion der Prostata und der daraus resultierenden Austreibung des Prostata-Sekrets bei der Ejakulation eine Rolle spielt.
...in der Niere
Oxytocin zeigte in Studien einen natriuretischen Effekt, indem es die Resorption von tubulärem Natrium vermindert. Ob dies im terminalen distalen Tubulus oder im Sammelrohr staffindet, ist noch unklar.
Klinik
Oxytocin wird aufgrund seiner kontrahierenden Wirkung auf den Uterus in der Geburtshilfe eingesetzt. Wird der Geburtstermin deutlich überschritten, kann Oxytocin zur Induktion der Wehen i.v. gegeben werden. Es löst Kontraktionen der Gebärmutter aus und leitet damit die Geburt ein. Über den gleichen Effekt wirkt Oxytocin postpartum und wird daher zur Therapie der atonischen Nachblutung gegeben.