Ileus
von altgriechisch: εἰλεῖν ("eilein") – einschließen, zusammendrängen
Synonym: Darmverschluss
Englisch: ileus
Definition
Ein Ileus ist ein Verschluss des Darms, der zu einer Aufhebung der Darmpassage führt. Das Krankheitsbild ist lebensbedrohlich und bedarf im Allgemeinen einer sofortigen Krankenhauseinweisung und oft einer chirurgischen Behandlung.
Einen klinisch noch nicht vollständig entwickelten Ileus bezeichnet man als Subileus.
Anmerkung: In der englischsprachigen Literatur wird oft der mechanische Ileus als "(intestinal) obstruction" vom paralytischen Ileus abgegrenzt, der als "ileus" bezeichnet wird.
ICD-10-Codes
Nach ICD-10 kann ein Ileus wie folgt kodiert werden:
- K56: Paralytischer Ileus und mechanischer Ileus ohne Hernie
- K56.0: Paralytischer Ileus
- K56.1: Invagination
- K56.2: Volvulus
- K56.3: Gallensteinileus
- K56.4: Sonstige Obturation des Darmes
- K56.5: Intestinale Adhäsionen Briden mit Ileus
- K56.6: Sonstiger und nicht näher bezeichneter mechanischer Ileus
- K56.7: Ileus, nicht näher bezeichnet
Einteilungen
...nach Ursache
- Mechanischer Ileus: Ileus durch ein mechanisches Hindernis
- Paralytischer Ileus: Ileus durch Darmlähmung
Der Übergang von einem mechanischen Ileus zu einem paralytischen Ileus ist fließend. Im weiteren Fortgang eines mechanischen Ileus kommt es regelmäßig auch zu einer Darmparalyse. Im Übergangsstadium spricht man auch von einem gemischten Ileus. Das Endstadium eines unbehandelten mechanischen Ileus ist der paralytische Ileus.
...nach Lokalisation
...nach Patientenalter
- Ileus beim Neugeborenen (Mekoniumileus)
- Ileus beim Kind
- Ileus beim Erwachsenen
Ätiologie
Die Ursachen eines mechanischen und paralytischen Ileus unterscheiden sich. Da jedoch jeder mechanische Ileus in einen paralytischen Ileus münden kann, ist bei letzterem klinisch die gesamte Palette möglicher Ursachen zu berücksichtigen.
Mechanischer Ileus
Obstruktion ("Einengung des Darmlumens")
Obturation ("Verlegung des Darmlumens von innen")
- Fremdkörper
- Gallenstein z.B. an der Bauhin-Klappe
- Bezoar
- Kotsteine
- Mekonium
Strangulation ("Abklemmung des Darms")
- Briden (so genannter Bridenileus)
- Verklebungen (Adhäsionsileus)
- Inkarzeration einer Hernie
- Darminvagination
- Volvulus
Paralytischer Ileus
- Peritonitis
- bei Magen-, Darm- oder Gallenblasenperforation
- im Rahmen einer akuten Pankreatitis
- nach Bauch-OP (postoperativer paralytischer Ileus)
- Durchwanderungsperitonitis
- Divertikulitis
- Vergiftungen
- Darmischämie (z.B. bei Mesenterialinfarkt)
- Nierenkolik ("reflektorischer Ileus")
Symptome
Das Leitsymptom eines mechanischen Ileus sind krampfartige Bauchschmerzen ("Koliken"). Beim paralytischen Ileus sind die Schmerzen hingegen meist gering, es kann anfangs nur eine leichte, diffuse Abwehrspannung vorliegen.
Als weitere Symptome können auftreten:
- Erbrechen
- Meteorismus (v.a. bei paralytischem Ileus)
- Wind- und Stuhlverhalt
Je höher sich der Darmverschluss befindet, desto früher und stärker setzt das Erbrechen ein. Beim paralytischen Ileus tritt Erbrechen meist nicht vor 24 Stunden auf, beim Dickdarmileus kann es noch später einsetzen.
Das Vollbild eines Ileus entspricht dem akuten Abdomen.
Komplikationen
Als Komplikation eines Ileus kann eine ischämische Darmwandnekrose durch Gefäßkompression mit Folge einer Durchwanderungsperitonitis entstehen.
Diagnostik
Basisdiagnostik
- Anamnese
- Inspektion
- Auskultation des Abdomens
- Palpation des Abdomens
- digital-rektale Untersuchung
Bei einem mechanischen Ileus lassen sich laute, häufig metallisch klingende Darmgeräusche (Hyperperistaltik) auskultieren. Bei einem paralytischen Ileus fehlen die Darmgeräusche hingegen ("Totenstille").
Apparative Diagnostik
- Labordiagnostik
- Röntgen
- Abdomenübersichtsaufnahme im Stehen und im Liegen: Multiple Spiegelbildung, "stehende" Darmschlingen
- Kontrastmitteleinlauf
- Sonografie: Dilatierte, kaum bewegliche Darmschlingen, Strickleiterphänomen
- CT
- MRT
Differentialdiagnose
Therapie
Medikamentöse Behandlung
- Krampflösung mit Butylscopolamin (z.B. Buscopan®) - Cave: kontraindiziert beim paralytischen Ileus!
- Metamizol (z.B. Novalgin®)
- Diazepam
- Antibiotika i.v.
- Selten Darmmotilitätssteigerung mit Mestinon
- Metoclopramid i.v.
Nichtmedikamentöse Behandlung
- Magensonde
- Parenterale Ernährung
- Operation, d.h. chirurgische Beseitigung der Ursachen eines mechanischen Ileus
Bei Mesenterialinfarkt besteht eine Notfallindikation.
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