Englisch: lactate
Laktat ist das Anion der α-Hydroxy-Propionsäure (Milchsäure) mit der Formel:
COO– | HO– C – | – C – |
Laktat fällt als Endprodukt der anaeroben Glykolyse an und kann über den Cori-Zyklus zur Leber transportiert und wieder zur Gluconeogenese verwendet werden. In geringerem Umfang ist auch die Niere zur Glukoneogenese befähigt.
Das Herz ist in der Lage, Laktat aus dem Blut aufzunehmen und zu reoxidieren. Unter hoher Belastung deckt es so bis zu 60% seines Energiebedarfs. Voraussetzung dazu ist allerdings eine ausreichende Sauerstoffversorgung über die Koronargefäße.
Obsolet erscheint mittlerweile, dass eine Laktatanhäufung im Rahmen des anaeroben Muskelstoffwechsels zu Muskelkater führt. Man geht eher davon aus, dass die Überanstrengung des Muskels Minirisse in den Mikrofilamenten hervorruft und dass eine lokale Entzündungsreaktion mit Ödembildung zu den mit Muskelkater verbundenen Schmerzgefühlen führt.
Hypoxie aufgrund verschiedener Ursachen (z.B. Lungenfunktionsstörung, schwere Anämie, Herzinsuffizienz, Schock, Kohlenmonoxidvergiftung) führt zu einem erhöhten Laktatspiegel. Den gleichen Effekt hat eine Minderperfusion von Geweben bei Gefäßverschluß, Verletzungen oder Verbrennungen. Auch eine Biguanidbehandlung bei Diabetes mellitus sowie verschiedene angeborene Stoffwechselstörungen (z.B. Fruktoseintoleranz, Pyruvat-Decarboxylase-Mangel, Fruktose-1,6-diphosphatase-Mangel) können zu erhöhten Laktatspiegeln führen. Die Höhe des Laktatspiegels ist proportional zur Schwere der Erkrankung und bestimmt die Prognose. Bei gleichzeitig vermindertem pH-Wert spricht man von Laktatazidose.
Nach schwerer Muskelarbeit, epileptischen Anfällen, bei hohen Insulingaben sowie kompensatorisch bei Hyperventilation und postoperativ kann zudem die Laktatkonzentration erhöht sein, ohne dass eine Azidose vorliegt. Diese Erhöhung ist jedoch rasch rückläufig. Bei Verwendung von Laktat-haltigen Infusionslösungen kann ebenfalls eine passagere sekundäre Hyperlaktatämie auftreten.
Erniedrigte Laktatspiegel können im Rahmen des McArdle-Syndroms - einer Glykogen-Speicherkrankheit - sowie bei verminderter Laktatbildung vorliegen.
Die Laktatkonzentration kann in Vollblut, Plasma oder Liquor bestimmt werden. In Vollblut sind die Werte niedriger als in Plasma, da Laktatkonzentration in Erythrozyten nur etwa 60% der Plasmakonzentration beträgt.
Um beurteilen zu können, ob eine Lakatatazidose vorliegt, sollte zusammen mit der Laktatspiegel-Bestimmung eine Blutgasanalyse durchgeführt werden. Blutproben für die Laktatmessung müssen wie bei Blutzuckermessungen einen Glykolyseinhibitor enthalten, in diesem Material bei Raumtemperatur ca. 8 h stabil. Daher ist ein Natriumfluorid-Röhrchen zur Blutentnahme geeignet.
In zellarmem Liquor ist der Laktatspiegel ca. 3 h stabil. Zellreicher Liquor (> 1.000 Leukozyten/µl) müsste für eine valide Laktatmessung ebenfalls in Fluorid-Röhrchen abgenommen werden, der Wert ist abhängig von Material und Transportzeit evtl. nicht aussagekräftig.
Venöse Stauung und Pumpen mit der Hand, um die Venenfüllung zu verbessern, führen zu erhöhten Laktatwerten (Präanalytik).
Der Referenzbereich der Laktatkonzentration im venösen Blut beträgt:
Ausschlaggebend ist der vom jeweiligen Labor angegebene Referenzwert.
Tags: Azidose, Energiestoffwechsel, Laborparameter, Laktat, Leistungsdiagnostik, Präanalytik, Säure-Basen-Haushalt
Fachgebiete: Biochemie, Intensivmedizin, Labormedizin, Physiologie, Sportmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 21. März 2021 um 18:51 Uhr bearbeitet.
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