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Burkitt-Lymphom

nach Denis Parsons Burkitt, britischer Tropenarzt und Chirurg (1911-1993)
Synonym: Burkitt-Tumor
Englisch: Burkitt’s lymphoma

1. Definition

Das Burkitt-Lymphom, kurz BL, ist ein hochmalignes (aggressives) Non-Hodgkin-Lymphom (NHL). Es geht aus B-Lymphozyten hervor und wird daher zu den B-Zell-Lymphomen gezählt. Das BL ist mit Zellteilungsraten unter 24 Stunden eine der am schnellsten proliferierenden Krebserkrankungen.

2. Epidemiologie

Das Burkitt-Lymphom ist bei Erwachsenen eine seltene Erkrankung und macht 1-2 % der NHL aus. Bei Kindern stellt es jedoch ca. 30 % der NHL dar. Das Erkrankungsalter liegt i.d.R. bei unter 35 Jahren. Es befällt Männer häufiger als Frauen.

3. Einteilung

Man unterscheidet drei Formen des Burkitt-Lymphoms, die sich hinsichtlich ihrer geografischen Verteilung, des Altersgipfels und ihrer Genese unterscheiden:

Bei einem ausgeprägten Befall des Knochenmarks (mehr als 25 % Blasten) spricht man auch von einer Burkitt-Leukämie (L3-ALL), die zu den akuten lymphatischen Leukämien (ALL) gezählt wird.

3.1. Endemisches Burkitt-Lymphom

Das endemische Burkitt-Lymphom tritt insbesondere in Afrika, Brasilien und Papua Neuguinea auf und manifestiert sich meist im Kindesalter als Kiefer- oder Gesichtstumor. Er kann sich in Ovarien, Hoden, Nieren, Mamma sowie v.a. Knochenmark und Meningen ausbreiten.

3.2. Sporadisches Burkitt-Lymphom

Das sporadische Burkitt-Lymphom tritt weltweit v.a. bei Kindern und jüngeren Erwachsenen auf. Es manifestiert sich meist abdominal (v.a. Ileozökalregion) mit möglicher Beteiligung von Nieren, Hoden und/oder Ovarien. Eine Ausbreitung in Knochenmark und Zentralnervensystem (ZNS) ist ebenfalls möglich.

3.3. Immundefekt-assoziiertes Burkitt-Lymphom

Das mit Immundefekten assoziierte Burkitt-Lymphom tritt z.B. im Zusammenhang mit einer HIV-Infektion auf. Häufig zeigt sich ein nodaler Befall und eine Knochenmarkbeteiligung.

4. Ätiopathogenese

4.1. Genetik

Burkitt-Lymphome sind in über 95 % d.F. mit einer Translokation von MYC auf Chromosom 8 (Genlokus 8q24) assoziiert. Partner der Translokation sind:

Die Rearrangements führen letztlich zu einer deregulierten Expression von MYC und infolgedessen zu einer ungehemmten Zellteilung.

Darüber hinaus treten in der Regel aber auch weitere genetische Veränderungen auf. So werden zum Beispiel auch Mutationen des p53- oder des Retinoblastom-Gens beobachtet.

4.2. Epstein-Barr-Virus

Endemische Burkitt-Lymphome sind EBV-positiv, die meisten nicht endemischen Formen hingegen EBV-negativ. Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus eine tumorinduzierende Wirkung besitzt. Das Virus verursacht ein polyklonales Wachstum der B-Lymphozyten. Eine Infektion mit EBV bei Neugeborenen gilt als Risikofaktor.

Malaria wird als Cofaktor für die Entstehung des endemischen Burkitt-Lymphoms diskutiert: Vermutlich schädigen Plasmodien die T-Lymphozyten-Population, so dass das stetige Wachstum der B-Lymphozyten nicht mehr kontrolliert werden kann. Schließlich führt die oben genannte Dysregulation des MYC-Onkogens zu einem Burkitt-Lymphom.

5. Diagnostik

5.1. Histopathologie

In der Biopsie eines Burkitt-Lymphoms findet sich ein Infiltrat aus mittelgroßen Zellen mit runden Zellkernen, multiplen Nukleoli und einem basophilen Zytoplasma mit Vakuolen. Die Proliferationsrate beträgt fast 100 %. Zwischen den lymphoiden Tumorzellen liegen helle Makrophagen mit Zelldetritus, die auch als Sternhimmelzellen bezeichnet werden.

Immunhistochemisch sind die Tumorzellen positiv für:

Weiterhin sind sie negativ für BCL2.

5.2. Staging

Um festzustellen, welches Stadium des BL vorliegt (Staging), werden z.B. folgende Untersuchungen eingesetzt:

5.3. Stadien

Die Stadieneinteilung erfolgt anhand der Ann-Arbor-Klassifikation, bei Kinder und Jugendlichen mittels der modifzierten St.-Jude-Klassifikation.

6. Therapie

Das Burkitt-Lymphom ist ausgesprochen chemosensitiv, jedoch muss die Therapie frühzeitig eingeleitet weden. Es existieren mehrere Chemotherapie-Kombinationsprotokolle, die auf hohen Dosen von Cyclophosphamid basieren. Weiterhin erfolgt eine prophylaktische Behandlung des ZNS mit intrathekaler und systemischer Gabe von Methotrexat (MTX).

Bei sofortiger Behandlung kann bei 70-80 % der Patienten mit einer Heilung gerechnet werden. Selten kommt es zu einem Progress oder Rezidiv nach Primärtherapie. In diesem Fall kommt z.B. eine autologe Stammzelltransplantation in Frage. Die Überlebenschancen sind jedoch sehr limitiert.

Erwachsene mit Burkitt-Lymphom werden meist anhand des GMALL-B-ALL/NHL-Protokoll behandelt. Dabei bilden Rituximab, hochdosiertes MTX und die variierende Anwendung von Alkylantien, Anthrazyklinen, Vincaalkaloiden, Etoposid und Cytarabin das Grundprinzip. In fortgeschrittenen Stadien oder bei Erkrankung im Erwachsenenalter ist die Prognose ungünstiger, die Überlebensrate liegt aber immer noch bei über 50%.

Eine Strahlentherapie sowie operative Behandlungen sind nur in Ausnahmefällen indiziert.

7. Literatur

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