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Epstein-Barr-Virus

benannt nach seinen Entdeckern Sir Michael A. Epstein (1921-2024) und Yvonne Barr (1932-2016)
Synonyme: Humanes Gammaherpesvirus 4, HHV4
Englisch: Epstein Barr virus, human gammaherpesvirus 4

1. Definition

Das Epstein-Barr-Virus, kurz EBV, ist der Erreger der infektiösen Mononukleose und ein möglicher Auslöser des Gianotti-Crosti-Syndroms. Es handelt es sich um ein DNA-Virus, das zur Familie der Herpesviridae (Herpesviren) gehört und auch als HHV 4 (Humanes Herpesvirus 4) bezeichnet wird.

2. Taxonomie

siehe Hauptartikel: Virustaxonomie

3. Epidemiologie

Das Virus ist weltweit verbreitet. Das alleinige Erregerreservoir ist der Mensch. Die Übertragung des EBV erfolgt meist durch Schmierinfektion oder Tröpfcheninfektion, typischerweise durch das Küssen. Die Krankheit wird daher auch im angelsächsischen Sprachraum "kissing disease" genannt. Die Durchseuchung ist entsprechend hoch: Mit dem Ende des 40. Lebensjahres haben ca. 95-98 % aller Menschen eine Infektion mit EBV durchlebt. Der Erkrankungsgipfel liegt im Kindes- und Jugendalter.

4. Morphologie

Das Epstein-Barr-Virus ist ein behülltes DNA-Virus mit einem Durchmesser von etwa 122 bis 180 nm. Die DNA ist von einem ikosaedrischen Nukleokapsid umgeben, das wiederum von einer lipidhaltigen Virushülle eingeschlossen ist. Zwischen beiden Strukturen befindet sich das Tegument, das Proteine für die Replikation enthält. Aus der Lipidhülle ragen Glykoproteine, die für die Erkennung der Wirtszelle essentiell sind.

Schematische Darstellung wichtiger Viren

5. Genom

Das Virusgenom liegt als DNA-Doppelhelix vor. Es besteht aus rund 172.000 Basenpaaren, die etwa 85 Gene kodieren.

6. Virulenz

Unter normalen Bedingungen kann das menschliche Immunsystem den Erreger problemlos kontrollieren. Das Epstein-Barr-Virus nistet sich jedoch in Form von Episomen latent in den B-Lymphozyten des Immunsystems ein, ohne dort eine Virusproduktion in Gang zu setzen ("lysogener Zyklus"). So kann der Erreger persistieren und sich dem Zugriff der Körperabwehr entziehen.

7. Klinik

Das Krankheitsbild umfasst meist:

siehe auch: infektiöse Mononukleose

8. Langzeitkomplikationen

Bei ausgeprägter Immunsuppression (z.B. AIDS) wird das Virus reaktiviert und vermehrt sich unkontrolliert - dann kann es zum Auslöser seltener Krebserkrankungen werden (z.B. Burkitt-Lymphom). Latente Infektionen können in seltenen Fällen auch ohne Immunsuppression Lymphome auslösen, z.B. die aggressive NK-Zell-Leukämie.

Eine persistierende bzw. latente EBV-Infektion kann eine multiple Sklerose (MS) auslösen. Als ein verantwortliches Virusantigen wurde EBNA1 identifiziert, das zu einer immunologischen Kreuzreaktion gegen das körpereigene Protein GlialCAM führt.[1]

9. Nachweis

Im peripheren Blutbild fällt eine Leukozytose mit atypischen, reaktiv veränderten Lymphozyten auf. Der eindeutige Nachweis einer Infektion mit EBV erfolgt serologisch durch den Nachweis von EBV-Antikörpern. Hierzu stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung.

10. Quellen

  1. Lanz, T.V., Brewer, R.C., Ho, P.P. et al. Clonally expanded B cells in multiple sclerosis bind EBV EBNA1 and GlialCAM. Nature 603, 321–327 (2022). https://doi.org/10.1038/s41586-022-04432-7

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