Azathioprin
Handelsname: Imurek®
Englisch: azathioprine
Definition
Azathioprin ist ein Arzneimittel aus der Klasse der Immunsuppressiva. Es wird zur Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr eingesetzt, z.B. nach Organtransplantationen, Autoimmunerkrankungen und bei bestimmten chronischen Entzündungen.
Chemie
Azathioprin hat die Summenformel C9H7N7O2S und eine molare Masse von 277,26 g·mol−1.
Wirkungsweise
Azathioprin ist ein Purinanalogon, das im Körper zu 6-Mercaptopurin und Methylnitroimidazol verstoffwechselt wird. Die Wirkungsweise von Azathioprin wird durch seine Wirkung als Antimetabolit erklärt. Dabei wird zum einen die Synthese der Purinnukleotide gehemmt und zum anderen das Purinanalogon anstelle der eigentlichen Nukleotide in DNA und RNA eingebaut.
Azathioprin und sein aktiver Metabolit hemmen die Differenzierung der Lymphozyten und wirken antiproliferativ, also teilungshemmend, auf CD8-positive T-Lymphozyten, natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und B-Lymphozyten. Zudem wird die Sekretion von TNF-α verringert.
Da Azathioprin erst nach einer Einnahmezeit von 2 bis 5 Monaten seine vollständige Wirksamkeit erreicht, muss der Beginn der Therapie recht früh erfolgen oder in der Zwischenzeit mit einem direkt wirksamen Immunsuppressivum (z.B. Glukokortikoiden, Ciclosporin) ergänzt werden.
Einsatzgebiete
Azathioprin wird nach Organtransplantationen eingesetzt, um eine Abstoßungsreaktion gegenüber fremden Organen zu verhindern.
Auch bei Autoimmunerkrankungen wird Azathioprin erfolgreich eingesetzt. Regelmäßige Anwendung findet es in diesem Sinne unter anderem bei Myasthenia gravis, rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose, Lupus erythematodes und Pemphigus vulgaris.
Ein weiteres Einsatzgebiet für Azathioprin sind chronisch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Morbus Behcet.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen von Azathioprin gehören:
- allgemeines Krankheitsgefühl
- gastrointestinale Funktionsstörungen, wie Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit
- Veränderungen des Blutbildes (Leukopenie, Anämie und Thrombozytopenie), besonders bei gleichzeitiger Gabe von Verapamil
- Megaloblastäre Anämie (selten)
- Bei Männern kommt es zu Störungen der Keimzellbildung während der Einnahme (reversibel)
- ödematöse oder nekrotisierende Pankreatitis. In diesem Fall wird Azathioprin sofort abgesetzt und besteht eine lebenslange Kontraindikation für eine Wiedereinnahme.
Kontraindikationen
Der Einsatz von Azathioprin sollte bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen vermieden werden.
Ebenso ist der Einsatz bei schweren Infektionen, wie Tuberkulose und Sepsis, sowie bei vorbestehenden Schädigungen des Knochenmarks kontraindiziert.
Schwangerschaft und Stillzeit
Azathioprin kann während der Schwangerschaft angewandt werden, da es nicht teratogen wirkt.[1] Es besteht ggf. ein leicht erhöhtes Risiko für Ventrikel- und Vorhofseptumdefekte. Die Gesamtfehlbildungsrate ist unter der Therapie mit Azathioprin statistisch nicht signifikant erhöht.
In der Stillzeit kann Azathioprin ebenfalls eingesetzt werden. Metabolite treten nur in geringem Umfang in die Muttermilch über. Im Einzelfall kann bei Vorliegen von Verdachtsmomenten eine Blutbildkontrolle beim Kind durchgeführt werden.
Vorsichtsmaßnahmen
Bei ca. 10% der Bevölkerung besteht eine verminderte Aktivität des Enzyms Thiopurin-Methyltransferase (TPMT). Hierdurch wird die Wirkung und Toxizität von Azathioprin verstärkt, da der Abbau gestört ist. Vor Beginn einer Azathioprin-Therapie sollte daher eine Untersuchung der TPMT-Aktivität erfolgen.
Während der Einnahme von Azathioprin sollte auf einen Schutz vor starker Sonneneinstrahlung geachtet werden, da eine hohe Dosierung durch gestörte DNA-Reparaturmechanismen zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Hautkrebsarten führt.
Wichtig: Bei gleichzeitiger Einnahme von Allopurinol muss die Azathioprindosis auf 25% verringert werden!
Quellen
- ↑ Natekar A et al.: Safety of azathioprine use during pregnancy. Can Fam Physician. 2011 Dec; 57(12): 1401–1402 PMCID: PMC3237512