Ciclosporin
Handelsname: Cicloral®, Immunosporin®, u.v.m.
Synonyme: Cyclosporin A, Cyclosporin
Englisch: ciclosporin
Definition
Ciclosporin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Immunsuppressiva.
Chemie
Ciclosporin wird aus den norwegischen Schlauchpilzen Tolypocladium inflatum und Clindrocarpon lucidum gewonnen. Es handelt sich chemisch gesehen um ein zyklisches Peptid aus elf hydrophoben Aminosäuren.
Wirkmechanismus
Ciclosporin bindet in der Zelle an Cyclophilin. Der Komplex aus Ciclosporin und Cyclophilin hemmt die Proteinphosphatase Calcineurin. Eine Dephosphorylierung des Transkriptionsfaktors NF-AT (nuclear factor of activated T-cells) unterbleibt.
NF-AT wird somit nicht aktiviert und die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen (z.B. Interleukin-2) und Zelloberflächenrezeptoren wird gehemmt. Des Weiteren hemmt Ciclosporin die Aktivierung und Vermehrung von Lymphozyten.
Ciclosporin hat eine hohe Selektivität, da NF-AT praktisch nur in T-Lymphozyten vorkommt.
Indikationen
Ciclosporin wird hauptsächlich nach Organtransplantationen angewendet. Da die Gefahren für eine Abstoßungsreaktionen insbesondere in den ersten Wochen und Monaten erhöht sind, wird in der Regel am Tag vor der Operation eine Induktionstherapie mit hohen Dosierungen eingeleitet. Nach einer kontinuierlichen Dosisreduktion wird ab dem 3. bis 6. postoperativen Monat eine Erhaltungstherapie etabliert, die lebenslang vom Patienten eingenommen wird. Die volle Wirksamkeit von Ciclosporin entwickelt sich nach einer dreimonatigen Einnahmezeit.
Ein weiteres Anwendungsgebiet von Ciclosporin sind Autoimmunerkrankungen, z.B.:
Topisch wird Ciclosporin bei chronischen Entzündungszuständen von Bindehaut und Cornea gegeben.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen von Ciclosporin sind:
- Niereninsuffizienz
- Leberfunktionsstörungen
- Schädigung des Magen-Darm-Traktes
- Zahnfleischwunden
- Hirsutismus
- Ödeme
- Bluthochdruck
Bei dauerhafter Einnahme hoher Dosierungen (z.B. nach Organtransplantation) zeigte sich ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von lymphoproliferativen Erkrankungen (z.B. Lymphomen) und anderen Malignomen (insbesondere der Haut).
Ciclosporin kann ein posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom auslösen, wenn die immunsuppressive Behandlung mit einer Hypertonie und einer Nierenerkrankung assoziiert ist. Es kommt zu Verwirrtheit, Sehstörungen und Krampfanfällen. Nach dem Absetzen der Medikation können die Symptome reversibel sein.[1][2]
Wechselwirkungen
Ciclosporin A wird hauptäschlich über das Cytochrom P450-System metabolisiert, insbesondere über CYP3A4. Eine Komedikation mit verschiedenen Arzneimitteln kann zu einer Induktion (vermehrter Abbau von Ciclosporin) oder Inhibition (verminderter Abbau von Ciclosporin) von CYP3A4 führen und somit Einfluss auf den Plasmaspiegel und die Wirksamkeit von Ciclosporin nehmen.
Kontraindikationen
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die Einnahme von Ciclosporin verzichtet werden.
Labormedizin
Bei längerer Einnahme ist eine regelmäßige Kontrolle des Talspiegels anzuraten. Dieser sollte in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Einnahme kurz vor (bei einmal täglicher Einnahme) oder 12 Stunden nach (bei mehrmals täglicher Einnahme) der letzten Applikation bestimmt werden. Durch eine zusätzliche Bestimmung des 2-Stunden-Wertes nach der Einnahme lässt sich die Verteilung von Ciclosporin und seine Wirksamkeit besser beurteilen.
Die Bestimmung erfolgt z.B. mittels Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie.
Material
Für die Untersuchung werden 10 ml EDTA-Blut benötigt.
Talspiegel
Die therapeutischen Richtwerte beziehen sich auf verschiedene Assays und unterscheiden sich mitunter, sodass der vom jeweiligen Labor angegebene Referenzbereich ausschlaggebend ist. Orientierend gilt:
Transplantationsform | Wirkspiegel |
---|---|
Nierentransplantation |
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Lebertransplantation |
|
Herztransplantation |
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Toxisch sind Talspiegel über 400 µg/l
2-Stunden-Werte
Empfohlene 2-Stunden-Werte sind:
Transplantationsform | Wirkspiegel |
---|---|
Nierentransplantation |
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Lebertransplantation |
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Quellen
- ↑ Kondanath S, Ariwala M. Posterior Reversible Encephalopathy Syndrome. N Engl J Med. 2023
- ↑ Geocadin RG. Posterior Reversible Encephalopathy Syndrome. N Engl J Med. 2023
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 27.02.2021
- Labor Lademannbogen; abgerufen am 27.02.2021
- MVZ Labor Ravensburg; abgerufen am 27.02.2021
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