Amsacrin
Synonyme: Amsacrinum
Handelsnamen: Amsidyl® u.a.
Englisch: Amsacrine
Definition
Amsacrin ist ein antineoplastischer Arzneistoff aus der Gruppe der Topoisomerase-II-Inhibitoren, der u.a. als Zytostatikum bei AML eingesetzt wird.
Chemie
Amsacrin ist ein Acridin-Derivat mit der Summenformel C21H19N3O3S. Der IUPAC-Name lautet N-[4-(Acridin-9-ylamino)-3-methoxyphenyl]methansulfonamid.
Wirkmechanismus
Amsacrin interkaliert in die DNA von Tumorzellen und inhibiert somit nicht nur die Replikation, sondern auch die Transkription der DNA. Letzteres verhindert vor allem die Produktion funktionstüchtiger DNA-Polymerasen, RNA-Polymerasen und sämtlicher Transkriptionsfaktoren. Folglich ist das Zellwachstum unterbunden und die Tumorausbreitung wird gehemmt.
Pharmakokinetik
Das Arzneimittel liegt im Blut zu 97 % an Plasmaproteine gebunden vor. Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich bis zu neun Stunden.
Indikationen
Hauptindikationen für eine Therapie mit dem Wirkstoff stellen die akute myeloische Leukämie (AML) sowie die akute lymphatische Leukämie (ALL) bei Erwachsenen dar.
Anwendung
Die Anwendung erfolgt meist gemeinsam mit anderen Zytostatika, z.B. mit Fludarabin oder Cytarabin im Rahmen des FLAMSA- oder FLAMSA-RIC-Schemas.
Dosierung
Die Standarddosierung zur Induktionstherapie beträgt 90 mg Amsacrin/m² Körperoberfläche täglich als i.v.-Infusion an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Das entspricht einer Gesamtdosis von 450 mg Amsacrin/m² pro Behandlungszyklus. Die Erhaltungsdosis beträgt rund ein Drittel der Induktionsdosis, also 150 mg Amsacrin/m² pro Behandlungszyklus.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Zur Verdünnung von Amsacrin sollte keine physiologische Kochsalzlösung verwendet werden, da es zu einer Ausfällung von Amsacrinhydrochlorid kommen kann.
Nebenwirkungen
- Störungen der Knochenmarksfunktion: Thrombozytopenie, Granulozytopenie, Leukämie, Panzytopenie
- Hyperurikämie, Hypokaliämie
- Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Herzstillstand
- Hypotension
- Nierenfunktionsstörung, Leberfunktionsstörung
- Störungen des Gastrointestinaltrakts
- Dyspnoe
- Phlebitis
- allergische Hautreaktionen
Wechselwirkungen
Andere Arzneistoffe mit hoher Plasmaproteinbindung können Amsacrin verdrängen und dadurch zu einer Erhöhung der freien Konzentration von Amsacrin im Blut und mit erhöhter Toxizität führen. Die Gabe weiterer antineoplastischer Wirkstoffe verstärkt die Nebenwirungen.
Unter der Behandlung mit Amsacrin kann es zu einer abgeschwächten Immunantwort auf Impfstoffe kommen.
Kontraindikationen
- Knochenmarksdepression
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Paravasat führt zu schweren Reizungen bzw. Nekrosen