Daunorubicin
Handelsname: Daunoblastin
Synonyme: DNR, Rubidomycin, Daunomycin
Englisch: daunorubicine
Definition
Daunorubicin, kurz DNR, ist ein zur Gruppe der Anthracycline gehörendes Glykosid mit antibiotischer und zytostatischer Wirkung. Es wird als Kombinationspräparat in der Therapie verschiedener akuter Leukämien eingesetzt.
Chemie
Das DNR Molekül besteht aus vier Benzolringen und gehört damit der Gruppe der Aromaten bzw. aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen. Die Summenformel lautet C27H29NO10.
Die Substanz liegt bei Zimmertemperatur als Feststoff vor und besitzt einen Schmelzpunkt im Temperaturbereich von 208 – 209 °C. Die Löslichkeit in Wasser gilt als allgemein schlecht, wobei sie bei 25 C° am besten ist.
Synthese
Daunorubicin wird von einigen grampositiven Bakterien aus der Gattung Streptomyces hergestellt, vorrangig Streptomyces peuceticus. Die synthetische Herstellung ist aufgrund der Molekülgröße und -struktur aufwendig und nicht praktikabel.
Wirkmechanismus
Zytostatische Wirkmechanismen
- Interkalation mit der DNA, genauer zwischen den Nukleinbasen. Diese hemmt sterisch die replikativen und transkriptionellen Enzyme, zu denen u.a. Topoisomerasen, Helikasen sowie DNA- und RNA-Polymerasen gehören. Die Blockade verhindert so Replikation und damit die Mitose sowie die Transkription.
- Direkte Inhibition der Topoisomerase II
Zytotoxischer Wirkmechanismus
Bei der Umsetzung von Daunorubicin über Redoxreaktionen entstehen hochreaktive Zwischenprodukte, die sich wie freie Radikale verhalten. Sie übertragen Elektronen auf molekularen Sauerstoff, sodass reaktive Sauerstoffspezies (ROS) entstehen. Diese wirken stark zytotoxisch und bewirken DNA-Schäden – insbesondere Einzel- und Doppelstrangbrüche. Unrepariert können sie Mutationen in das Genom einführen sowie Replikation und Genexpression stören; akkumuliert führt beides zur Apoptose.
Indikationen
- Erwachsene: Remissionsinduktion bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) sowie akuter myeloischer Leukämie (AML) in Kombination mit anderen Zytostatika
- Kinder und Jugendliche: Als Teil einer Kombinationstherapie bei AML und ALL
Anwendung
Die Applikation von Daunorubicin erfolgt als intravenöse Infusion.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen zählen:
- Leukopenie
- Thrombopenie
- Anämie
- Blutungen
- Infektionen (Schwächung des Immunsystems)
- Haarausfall
- Angina pectoris
- Hypertonie
- Herzrhythmusstörung
- Myokarditis
- Endokarditis
- Herzmuskelschaden
- Perikarderguss
- Lungenödem
- Herzinsuffizienz
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Bauchschmerzen (Schleimhaut wird angegriffen)
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen in Form von Wirkungs- und Toxizitätssteigerungen bestehen z.B. bei:
- hepatotoxische Medikamenten (z.B. Methotrexat)
- Kardiotoxische Medikamenten
- Bestrahlung
- Heparin, da es zu Fällungsreaktionen kommen kann
- Substanzen mit verzögerter Harnsäureausscheidung
Kontraindikationen
Quellen
- Malla S, Niraula NP, Singh B, Liou K, Sohng JK: Limitations in doxorubicin production from Streptomyces peucetius. Microbiol Res. 2010 Jul 20;165(5):427-35. doi: 10.1016/j.micres.2009.11.006.
- Herdegen T et al: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. 2. Auflage, 2010. Thieme Verlag
- Vasanthakumar A, Kattusamy K, Prasad R: Regulation of daunorubicin biosynthesis in Streptomyces peucetius - feed forward and feedback transcriptional control. J Basic Microbiol. 2013 Aug;53(8):636-44. doi: 10.1002/jobm.201200302.
- Pommier Y, Leo E, Zhang H, Marchand C: DNA topoisomerases and their poisoning by anticancer and antibacterial drugs. Chem Biol. 2010 May 28;17(5):421-33. doi: 10.1016/j.chembiol.2010.04.012.