Ovarialinsuffizienz
Englisch: ovarian insufficiency, ovarian failure
Definition
Als Ovarialinsuffizienz werden Veränderungen der Ovarialfunktion (Insuffizienz) bezeichnet, die zu einer Störung der Follikelreifung führen. Klinisch äußert sich die Ovarialinsuffizienz in Zyklusanomalien mit unregelmäßigen oder ausbleibenden Regelblutungen.
Einteilung
...nach Ätiologie
Hinsichtlich der Ätiologie lässt sich zwischen primären und sekundären Formen unterscheiden.
Primäre Ovarialinsuffizienz
Bei der primären Ovarialinsuffizienz liegen ursächliche Veränderungen im Ovar selbst vor (z.B. verminderte Gesamtanzahl der Follikel, Resistenz gegenüber der Stimulation durch Gonadotropine, Gonadendysgenesie).
Sekundäre Ovarialinsuffizienz
Sekundäre Formen der Ovarialinsuffizienz beruhen auf hormonellen Veränderungen, welche die Funktion des Ovars beeinflussen:
- Hyperandrogenämische Ovarialinsuffizienz: erhöhte Konzentrationen von Androgenen
- Hypothalamische Ovarialinsuffizienz: verminderte Sekretion von GnRH im Hypothalamus
- Hyperprolaktinämische Ovarialinsuffizienz: erhöhte Konzentration von Prolaktin (Hyperprolaktinämie)
- Hypophysäre Ovarialinsuffizienz: verminderte Sekretion von Gonadotropinen infolge einer Beschädigung der Hypophyse
...nach WHO-Klassifikation
Die WHO unterscheidet sieben verschiedene Stufen der Ovarialinsuffizienz:
Stufe | Definition | Befund | Ursache |
---|---|---|---|
1 | Hypogonadotrope normoprolaktinämische Ovarialinsuffizienz |
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2 | Normogonadotrope normoprolaktinämische Ovarialinsuffizienz | ||
3 | Hypergonadotrope Ovarialinsuffizienz |
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4 | anatomisch bedingte Amenorrhö |
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5 | hyperprolaktinämische Ovarialinsuffizienz mit Tumor |
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6 | hyperprolaktinämische Ovarialinsuffizienz ohne Tumor |
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7 | normoprolaktinämische hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion |
...nach Klinik
- Anovulatorische Ovarialinsuffizienz
- Ovulatorische Ovarialinsuffizienz
Labordiagnostik
Bei Patientinnen mit Amenorrhö sollte im Vorfeld ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, um eine Schwangerschaft als Grund für die ausbleibende Menstruation auszuschließen. Fällt dieser negativ aus, sollten am 3. Tag des Menstruationszykluses Estradiol, FSH sowie LH bestimmt werden. Die Hormone werden einige Male erneut bestimmt. Sollten dabei der Estradiolwert wiederholt niedrig und die Werte für LH und FSH erhöht sein, spricht dies für das Vorliegen einer primären Ovarialinsuffizienz.
Da häufig begleitend eine Schilddrüsenunterfunktion sowie eine Nebennierenrindeninsuffizienz auftreten, sollten weitere labormedizinische Tests durchgeführt werden, um eine regelrechte Funktion dieser Organe sicherzustellen. Eine Analyse der Erbinformation zum Ausschluss eines Turner-Syndroms kann ebenfalls beim Vorliegen einer primären Ovarialinsuffizienz indiziert sein.
Sind die Werte für FSH und LH normal oder erniedrigt, kann ein GnRH-Test durchgeführt werden, um zwischen einer hypothalamischen und einer hypophysären Ovarialinsuffizienz zu unterscheiden. Bei einer hypothalamischen Ovarialinsuffizienz würden nach GnRH-Gabe FSH und LH ansteigen. Sollte kein Anstieg auftreten, muss die Prolaktin-Konzentration im Blut kontrolliert werden, um eine Hyperprolaktinämie als mögliche Ursache auszuschließen.
Die Bestimmung der männlichen Sexualhormone, wie Testosteron und Dehydroepiandrosteron kann Hinweise auf eine hyperandrogenämische Ovarialinsuffizienz liefern. Androgene und Prolaktin können auch im Rahmen eines PCOS erhöht sein.
siehe auch: POF-Syndrom
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 16.04.2021
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