Fila olfactoria
Synonyme: Riechfäden, Riechnerv, Nervi olfactorii, 1. Hirnnerv, Nervus I
Englisch: olfactory nerves, olfactory fibres, CN I
Definition
Die Fila olfactoria sind speziell-viszerosensible, feine Nervenfasern, die der Geruchswahrnehmung dienen. Nach traditionellem Verständnis werden die Fila olfactoria in ihrer Gesamtheit auch als Nervus olfactorius oder 1. Hirnnerv bezeichnet.
Hintergrund
Der Nervus olfactorius ist kein Hirnnerv im engen Sinn, da es sich wie beim Nervus opticus um einen vorgelagerten Hirnteil handelt. Er entspringt auch nicht im Hirnstamm, wie die Hirnnerven III bis XII.
Anatomie
Bei den Fila olfactoria handelt es sich um etwa 20-25 kleine Bündel aus marklosen Nervenfasern. Sie sind Axone der primären Sinneszellen des Riechepithels und bilden den ersten Abschnitt der Riechbahn. Die Fasern leiten die elektrischen Impulse der Riechzellen aus der Regio olfactoria der Nasenschleimhaut durch die Lamina cribrosa des Siebbeins (Os ethmoidale).
Intrakraniell enden die Fila olfactoria vorwiegend an Dendriten von Mitralzellen im Bulbus olfactorius. Die Impulse werden dann über den Tractus olfactorius zur primären Riechrinde im Telencephalon weitergeleitet.
Der Nervus olfactorius ist aufgrund seines Verlaufs der kürzeste Hirnnerv.
Histologie
Eine Besonderheit der Fila olfactoria sind die olfaktorischen Hüllzellen ("olfactory ensheating cells", OECs). Sie werden der Makroglia zugerechnet und ähneln den Schwann-Zellen, formen jedoch keine Myelinscheiden um die Axone. Die OECs bündeln die Axone der Riechzellen zu Faszikeln, an denen sich neu aussprießende Axone bei ihrem Wachstum zum Bulbus olfactorius hin orientieren. Auf diese Weise unterstützen sie die kontinuierliche Regeneration der Fila olfactoria, die durch die begrenzte Lebensdauer der Riechzellen von 6 bis 8 Wochen notwendig ist.
Embryologie
Die Fila olfactoria sind ektodermalen Ursprungs und bilden sich aus der embryonalen Nasenplakode.
Klinik
Diagnostik
Erkrankungen
Schädigungen der Fila olfactoria führen zu einer Einschränkung des Geruchssinns, die sich als Hyposmie oder Anosmie bemerkbar macht. Bei einer Schädelbasisfraktur oder anderen Schädel-Hirn-Traumata kann es zum Abriss der Fila olfactoria kommen.
Die Nervenfasern der Fila olfactoria stellen eine Verbindung zwischen der Nasenhöhle und dem Gehirn her, über die Nanopartikel und Krankheitserreger nach intrakraniell gelangen können, zum Beispiel im Rahmen einer Naegleriasis.
Tumoren, die von den Fila olfactoria ausgehen, sind selten. Dazu zählen u.a. das Olfaktorius-Neurozytom, das Olfaktorius-Neuroblastom und das Olfaktorius-Neuroepitheliom.