Desmopressin
Synonyme: Desmopressinacetat, DDAVP (1-Desamino-8-D-Arginin-Vasopressin)
Handelsnamen: Desmogalen®, Minirin®, u.a.
Englisch: desmopressin
Definition
Desmopressin, kurz DDAVP, ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antidiuretika. Er kommt in erster Linie zur Verminderung von übermäßigem Durst, Harndrang und häufigem Wasserlassen zum Einsatz.
Chemie
Desmopressin ist ein Analogon des körpereigenen Hormons Adiuretin (ADH). Es unterscheidt sich vom natürlichen Hormon durch 2 Modifikationen:
- Entfernung der Aminogruppe des Cysteins an Position 1. Diese Modifikation verlängert die Wirkdauer, da der enzymatische Abbau verlangsamt wird.
- Austausch von L-Arginin durch D-Arginin. Diese Modifikation erhöht die Affinität des Wirkstoffs zu V2-Rezeptoren in den Nieren.
Wirkmechanismus
Desmopressin bindet selektiv an V2-Rezeptoren in den Nieren und fördert die Expression von Aquaporin 2 in den Zellen der Sammelrohre. Dadurch kommt es zu einer gesteigerten Rückresorption von Wasser. Dies führt einerseits zur Urinkonzentration und andererseits zur Reduktion der Urinmenge.
Darüber hinaus besitzt Desmopressin blutstillende Eigenschaften, die sich durch eine vermehrte Freisetzung von von-Willebrand-Faktor aus Endothelzellen erklärt. Dadurch steigt auch der Spiegel des Faktors VIII. Bei wiederholter Anwendung kommt es allerdings zu einer Tachyphylaxie.
Bei Patienten mit Hämostasestörungen, die typischerweise gut mit DDAVP behandelt werden können, z.B. einem milden von-Willebrand-Syndrom, kann die zu erwartende Wirkung vorab durch den sog. Desmopressin-Test abgeschätzt werden.
Pharmakokinetik
Desmopressin weist bei oraler Gabe eine Bioverfügbarkeit von 0,08–0,16 % und bei intranasaler Anwendung eine Bioverfügbarkeit von 10–20 % auf. Im Blut liegt der Wirkstoff zu 50 % an Plasmaproteine gebunden vor. Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich drei Stunden. Der Arzneistoff wird renal eliminiert.
Indikationen
Hauptindikation ist der Diabetes insipidus centralis. Außerdem ist Desmopressin bei der Behandlung der Harninkontinenz und als Mittel der zweiten Wahl bei der Enuresis indiziert. Darüber hinaus wird der Arzneistoff zwecks Blutungsstillung, z.B. bei Hämophilie A, von-Willebrand-Syndrom sowie gegen Austrocknung durch starken Wasserverlust angewendet.
Bei kardiochirurgischen Patienten mit medikamentös gestörter Thrombozytenfunktion kann Desmopressin die Gerinnung so beeinflussen, dass ein vergleichbarer Outcome erzielt werden kann wie bei Patienten ohne Thrombozytenaggregationshemmung.[1]
Darreichungsformen
Das Arzneimittel wird als Lösung, Nasenspray oder Injektionslösung entsprechend oral, nasal bzw. parenteral appliziert.
Nebenwirkungen
- Fieber
- Schnupfen, Epistaxis
- Hypertonie
- Hirnödem
- Kopfschmerzen
- Thrombose
- allergische Reaktionen: Hautausschlag, Juckreiz
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Koagulationsstörungen
- Patienten mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme und Alkoholikern
- Herzinsuffizienz
- Hyponatriämie (Ausnahme: DDAVP-Clamp bei schwerwiegender hypovolämer Hyponatriämie)
- erhöhte Freisetzung von ADH
- Nierenfunktionsstörungen
Quellen
- ↑ Satellitensymposium Blutungen interdiziplinär betrachtet |ntensivmedizin + Intensivpflege; Bremen, 15. Februar 2018; S. 15