Lipase
Englisch: lipase
Definition
Lipasen sind wasserlösliche Enzyme, welche in Lipiden Esterbindungen hydrolysieren und dadurch freie Fettsäuren abspalten. Sie gehören zur Gruppe III der EC-Klassifikation. Im eigentlichen Sinne bezeichnet der Ausdruck die pankreasspezifische enterale Lipase (siehe unten).
Einteilung
Nach ihrer Lokalisation kann man Lipasen in zwei Gruppen einteilen:
Extrazelluläre Lipasen
Die Lipoproteinlipasen (LPL) befinden sich auf der extrazellulären Membranseite von Endothelzellen in verschiedenen Gewebe (unter anderem Fettgewebe); sie können die im Blut an Lipoproteine gebundenen Fette spalten und damit für die zelluläre Aufnahme vorbereiten.
Die Pankreaslipase (Synonym: Steapsin) wird in den exokrinen Drüsenzellen der Bauchspeicheldrüse synthetisiert und gelangt über den Ductus pancreaticus in das Duodenum. Dort spaltet sie die Nahrungsfette in Fettsäuren, Glycerin und Mono- beziehungsweise Diacylglycerine. Diese können dann in Form von Mizellen zusammen mit Hilfe von Gallensalzen in die Enterozyten aufgenommen werden.
Die Magenlipase ist eine saure Lipase, die von den Hauptzellen des Magens gebildet wird. Sie hat ihr pH-Optimum nicht im alkalischen Bereich, sondern bei einem pH-Wert zwischen 3 und 6.
Die Zungenlipase ist ebenfalls eine saure Lipase. Sie wird von serösen Drüsen unterhalb der Papillae circumvallatae und Papillae foliatae der Zunge sezerniert.
Darüber hinaus existieren noch weitere extrazelluläre Lipasen wie die Phospholipase A2, die Gallensalz-aktivierte Lipase (BAL) und mehrere bakterielle Lipasen im Colon.
Intrazelluläre Lipasen
Lipasen kommen auch innerhalb von Zellen vor. Hier findet man sie zum Beispiel in den Lysosomen. Diese Lipasen bezeichnet man als lysosomale Lipasen.
In Adipozyten gibt es mehrere zytoplasmatische Lipasen, welche die dort in Form von Tröpfchen gespeicherten Triglyceride abbauen. Zu ihnen zählen:
- Adipozyten-Triglycerid-Lipase (ATGL): katalysiert im ersten Schritt die Hydrolyse der Acylgruppe an Position 1 eines Triglycerids
- Hormonsensitive Lipase (HSL): hydrolysiert Diacylglycerin in Position 3 zu Monoacylglycerin
- Monoacylglycerin-Lipase (MAGL): hydrolysiert das Monoacyglycerin in Position 2
Labormedizin
Labordiagnostisch ist vor allen der Serumspiegel der Pankreaslipase relevant. Er wird bei Verdacht auf eine akute Pankreatitis sowie auf einen akuten Schub einer chronischen Pankreatitis bestimmt.
Material
Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.
Referenzbereiche
Für die Messung bei 37°C gelten folgende Referenzbereiche:
- Erwachsene: 13-60 U/l
- Kinder: bis 40 U/l
Interpretation
Erhöhte Werte
Erhöhte Lipase-Werte im Blut bezeichnet man als Hyperlipasämie. Sie können auf Folgendes hinweisen:
- akute Pankreatitis
- akutes Abdomen (z.B. Ileus)
- Cholezystitis und Cholelithiasis
- Verschluss im Bereich des Ductus pancreaticus
- Zustand nach ERCP
- Gullo-Syndrom
Gering erhöhte Werte können vorliegen bei:
- Niereninsuffizienz
- diabetischer Ketoazidose
- Hepatitis
- bakteriellen Darminfekten
- Parotitis
- Makroamylasämie
Falsch positive Werte treten auf bei:
Erniedrigte Werte
- Mukoviszidose
- chronische Pankreatitis
- falsch niedrige Werte bei starker Hämolyse
Weitere Untersuchungen
Zur weiteren Abklärung können folgende Untersuchungen indiziert sein:
- bei akuter Pankreatitis:
- Bei Verdacht auf Pankreasinsuffizienz:
- Elastase im Stuhl
Darüber hinaus sollten vor der Veranlassung weiterer aufwändiger Diagnostik bei fehlender Klinik positive Ergebnisse ebenfalls durch die spezifischere und sensitivere pankreatische Elastase (Serum) verifiziert werden.
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 03.04.2021