Hepatitis
von griechisch: hepar - Leber
Synonym: Leberentzündung
Englisch: hepatitis
Definition
Als Hepatitis bezeichnet man eine Entzündung des Lebergewebes. Sie kann infektiös (v.a. viral), toxisch, immunologisch oder durch andere Erkrankungen bedingt sein.
Ätiologie
Verschiedenste Ursachen können zum Krankheitsbild einer Hepatitis führen. Man unterscheidet unter anderem:
- Virushepatitis:
- Hepatitis A: Infektion durch das Hepatitis-A-Virus (HAV, Familie Picornaviridae)
- Hepatitis B: Infektion durch das Hepatitis-B-Virus (HBV, Familie Hepadnaviridae)
- Hepatitis C (Non A non B hepatitis): Infektion durch das Hepatitis-C-Virus (HCV, Familie Flaviviridae)
- Hepatitis D: Coinfektion mit dem Hepatitis-D-Virus ("Delta-Agens", Virusmutante) zusätzlich zu einer Hepatitis B
- Hepatitis E: Infektion durch das Hepatitis-E-Virus (HEV, Familie Hepeviridae)
- Hepatitis G: Obsolete Bezeichnung für eine Infektion durch das Humane Pegivirus (Hepatitis-G-Virus, HGV, Familie Flaviviridae)
- Virale Begleithepatitis: als Folge einer nicht-leberspezifischen Virusinfektion.
- Infektiöse Hepatitis durch nicht-virale Erreger
- Toxisch-bedingte Hepatitis:
- Alkoholtoxischer Leberschaden (Zieve-Syndrom)
- Fettleberhepatitis
- Strahlenhepatitis
- Andere Toxinexposition (z.B. Schlangengifte, chemische Reagentien, Pilzgifte)
- Medikamenten-induziert (z.B. Paracetamol, Halothan, Methyldopa, Isoniazid)
- Begleithepatitis bei anderen Erkrankungen:
- Hereditäre Stoffwechselerkrankungen:
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
- Granulomatöse Hepatitis: bei granulomatösen Erkrankungen (z.B. Tuberkulose oder Sarkoidose)
- Cholangitis verschiedenster Ursache
- Ischämische Hepatitis (Schockleber)
- Hereditäre Stoffwechselerkrankungen:
- Autoimmunologische Hepatitis: Ursache meist ungeklärt
- Autoimmunhepatitis (AIH)
- Primär biliäre Cholangitis (PBC)
- Lupoide Hepatitis (Bearn-Kunkel-Syndrom)
- Chronisch aktive Hepatitis
Klinik
Die Symptomatik unterscheidet sich je nach zugrundeliegender Hepatitisform. Typischerweise fallen Allgemeinsymptome wie Unwohlsein, Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie Fieber in Kombination mit gastrointestinalen Beschwerden wie Appetitverlust, Übelkeit, Druckschmerz im rechten Oberbauch und Diarrhö auf. Darüber hinaus können Arthralgien und ein flüchtiges Exanthem auftreten. In einigen Fällen verläuft die Hepatitis asymptomatisch.
Verlaufsformen
Nach Dauer und Ausprägung der Symptomatik unterscheidet man verschiedene Verlaufsformen:
- Akute Hepatitis: schneller Verlauf, meist durch virale Infektion bedingt.
- Chronische Hepatitis: schleichender Verlauf > 6 Monate mit uncharakteristischer Symptomatik.
- Fulminante Hepatitis: hochakute, meist viral bedingte Hepatitis mit Lebernekrosen und akutem Leberversagen.
Diagnostik
In der klinischen Untersuchung erscheint die Leber vergrößert und gegebenenfalls verhärtet. Bei Vorliegen eines begleitenden Ikterus fallen gelbe Skleren und eine allgemeine Gelbfärbung der Haut auf.
Labormedizinisch zeigt sich ein Anstieg der Transaminasen, bei ikterischen Verläufen ggf. erhöhte Cholestaseparameter. Weiterhin ist evtl. die BSG beschleunigt und das CRP erhöht. Ein Rückgang der Syntheseleistung der Leber bei fulminanten Verläufen zeigt sich durch den Abfall von Cholinesterase, Serumalbumin und Quick.
Zusätzlich wird eine Hepatitis-Serologie zur Abklärung der Ursachen durchgeführt. Typische Laborparameter, die dabei überprüft werden, sind Anti-HAV, Anti-HBc, Anti-HCV und HBs-Ag.
Mittels PCR kann bei der Hepatitis B und C eine quantitative Bestimmung der Viruslast erfolgen, die Anhaltspunkte für die Infektiosität des Patienten liefert.
Bei Verdacht auf eine autoimmunologische Genese der Hepatitis können darüber hinaus folgende Antikörper serologisch bestimmt werden:
- ANA (Antinukleäre AK)
- SMA (Glatte-Muskulatur-AK)
- SLA (Lösliches Leber-Antigen-AK)
- AMA (Mitochondriale-AK)
- LKM (Leber-Niere-Mikrosomen-AK)
- Granulozyten-Cytoplasma-Antikörper (ANCA)
- Lebermembran-Antikörper
Therapie
Die Therapie der Hepatitis richtet sich nach Genese und Verlaufsform. Das Behandlungsspektrum reicht von symptomatischer Therapie über antivirale Medikamente (z.B. Interferone, Nukleosidanaloga, Nukleotidanaloga, Proteaseinhibitoren), Immunsuppressiva bis hin zur Lebertransplantation beim akuten Leberversagen.
Prognose
Die Prognose der verschiedenen Hepatitisformen ist unterschiedlich. Während die akuten Formen meist nur von kurzer Dauer sind und oft komplett ausheilen (Restitutio ad integrum), sind die chronischen Formen teilweise unheilbar oder erzeugen irreversible Schäden (z.B. Leberzirrhose, Hepatozelluläres Karzinom (HCC)).
Prävention
Der Prävention wird in der Behandlung der Hepatitis eine große Bedeutung zugesprochen.
Allgemeine Maßnahmen
Hierzu zählt eine gute persönliche Hygiene. Diese setzt das Übertragungsrisiko insbesondere bei der fäkal-oralen Übertragung von HAV und HEV herab.
Weiterhin müssen sowohl Blut als auch andere Körperflüssigkeiten (z.B. Speichel, Samenflüssigkeit) von Patienten mit akuter HBV und HCV sowie der Stuhl von Patienten mit einer Hepatitis A als infektiös betrachtet werden. Aus diesem Grund werden Schutzmaßnahmen im Umgang mit diesen empfohlen; eine Isolation des Patienten ist hingegen wenig hilfreich.
Um das Risiko einer Posttransfusionshepatitis zu minimieren, werden alle Blutspender auf HBsAg und anti-HCV getestet. Durch dieses Screening konnte die Inzidenz einer Posttransfusionshepatitis auf circa 1:100.000 Einheiten transfundierter Blutkomponenten reduziert werden.
Immunprophylaxe
Die Immunprophylaxe besteht aus der aktiven Immunisierung mittels Vakzinen und der passiven Immunisierung. Es stehen Impfstoffe für Hepatitis A und Hepatitis-B zur Verfügung.
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 17.03.2021
- MSD Manual: Akute Virushepatitis, abgerufen am 18.03.2021
- Deutsche Leberhilfe
- United States Center of Disease Control - Hepatitis Page
- Hepatitis Foundation International
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