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Hepatitis E

Synonym: Virushepatitis E
Englisch: hepatitis E

1. Definition

Bei der Hepatitis E handelt es sich um eine Form der Virushepatitis, die vor allem in südostasiatischen, zentralasiatischen und indischen Regionen verbreitet ist und in unseren Breitengraden zumeist als fäkal-oral übertragene Reiseinfektion auftritt.

2. Erreger

Das Hepatitis-E-Virus (HEV), nach neuerer Nomenklatur Orthohepevirus A, ist ein 27-48 nm messendes, unregelmäßig gestaltetes RNA-Einzelstrang-haltiges Partikel, das sich am besten im Stuhl der Patienten finden lässt.

3. Übertragung

Die Übertragung des Hepatitis E Virus findet oral (Wasser, Essen) oder fäkal-oral als Schmierinfektion statt. In Deutschland erfolgt die Übertragung laut Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Instituts überwiegend durch unzureichend gegartes Schweine- oder Wildfleisch.[1]

Da eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch äußerst selten vorkommt, stellen Hygienemaßnahmen und eine Expositionsprophylaxe die besten Präventionsmöglichkeiten dar. Das Virus kann in seltenen Fällen auch parenteral (z.B. durch Blutprodukte) oder bei Schwangeren vertikal auf den Fetus übertragen werden.

4. Epidemiologie

Die Virushepatitis E findet sich vor allem auf dem indischen Subkontinent, in Südost- und Zentralasien, sowie in afrikanischen Gebieten und Mexiko. Auch in den USA und Italien wurden sporadische Erkrankungen berichtet.

Erregerreservoir sind unter anderem Schweine, Schafe, Mäuse, Ratten und Primaten - beispielsweise waren 2012 60 % der Schweizer Mastschweine seropositiv für Anti-HEV IgG.[1] Hauptinfektionsquelle ist aber vor allem fäkal verunreinigtes Trinkwasser. Dies stellt gerade bei Überschwemmungen und extremen Regenfällen ein Hygieneproblem dar.

In einer repräsentativen Studie an über 4.000 Probanden in Deutschland aus dem Jahr 2012 wurde eine Seroprävalenz von Anti-HEV-IgG von 16,8 % festgestellt.[2] Dies stellt die bisherige Ansicht infrage, dass Hepatitis E hauptsächlich eine Reisekrankheit ist.

5. Klinik

Die Virushepatitis E ist eine Virushepatitis des selbstlimitierenden, akuten Typs. Es sind keine chronischen Verlaufsformen der enteral übertragenen Erkrankung bekannt. Sie ist klinisch nicht von der Hepatitis A zu unterscheiden, jedoch in ihrer Verlaufsform schwerer (in etwa 0,5 % der Fälle tödlich). Die Inkubationszeit beträgt 2-8 Wochen.

Bei Schwangeren zeigt die Krankheit eine deutlich höhere Letalität von fast 20 %, ausgehend von einem fulminanten Verlauf mit akut auftretender Leberinsuffizienz.

6. Labordiagnostik

6.1. Material

Für die Untersuchung werden 2 ml Serum (Serologie), 5 ml EDTA-Blut oder eine Stuhlprobe (PCR) benötigt.

6.2. Direkter Erregernachweis

Der direkte Erregernachweis dient einer Abklärung der Infektiösität (Viruslast) eines Patienten. Bei Verdacht auf eine akute Infektion mit HEV kann der quantitative Nachweis von HEV-RNA aus EDTA-Blut oder einer frischen Stuhlprobe mithilfe der RT-PCR erfolgen. Weiterhin wird die RT-PCR als Bestätigungstest nach positivem Antikörpersuchtest eingesetzt.

6.3. Indirekter Erregernachweis

Der indirekte Erregernachweis gelingt durch den Nachweis spezifischer Antikörper mit immunologischen Testverfahren (z.B. Immunoblot oder ELISA).

Bei der Anti-HEV-ELISA handelt es sich um einen sensiblen Suchtest zur Erkennung von Antikörpern gegen HEV (IgM und IgG). Anti-HEV-Antikörper sind meist erst ab der 2. bis 4. Krankheitswoche positiv und nur bei 80 bis 90 % der Erkrankten nachweisbar. Nach der Serokonversion zu Anti-HEV-IgG persistieren die Antikörper lang und sind ein Indikatior für eine bestehende Immunität.

Insbesondere bei immunsupprimierten Patienten ist der Nachweis von Antikörpern erschwert, es sollte ein direkter Erregernachweis erfolgen.

siehe auch: Hepatitis-Serologie

6.4. Klinische Chemie

Im Labor zeigen sich neben erhöhten Transaminasen (AST/ALT) und unspezifischen Entzündungsparametern oft auch Cholestaseparameter (Bilirubin, Gamma-GT, Alkalische Phosphatase).

7. Therapie

Die Therapie der akuten Hepatitis E ist rein symptomatisch, sodass die Prävention (Hygiene) hier den größten Beitrag zur Verhinderung der Krankheit leisten muss. Bei immun­kompe­tenten Personen ist der Verlauf in der Regel unproblematisch. Bei Immunsuppression oder Vorschädigung der Leber­, z.B. durch Alkoholabusus, HBV- oder HCV-Infektion oder Autoimmunhepatitis, besteht das Risiko schwerer Verläufe. Wenn die immun­sup­pressive Therapie nicht reduziert werden kann, ist eine antivirale Behandlung, z.B. mit Ribavirin oder Interferon-alpha denkbar.

Bei fulminantem Verlauf einer Hepatitis E mit Leber­ver­sagen ist die Leberersatztherapie mit anschließender Lebertransplantation zurzeit (2021) die einzige Behandlungs­option.

Grundsätzlich sind Reinfektionen möglich, da der protektive Effekt der HEV-Antikörper zurückgeht und schließlich verschwindet.

8. Prophylaxe

Eine Impfung gegen HEV wurde 2012 in China zugelassen und zeigte Erfolge im Anstieg der Antikörper-Titer, die jedoch maximal 4,5 Jahre anhielten.[3] Der Impfstoff ist zur Zeit (2021) noch nicht in Europa zugelassen.

9. Quiz

10. Quellen

  1. 1,0 1,1 Wacheck S, Sarno E, Märtlbauer E, Zweifel C, Stephan R: Seroprevalence of Anti-Hepatitis E Virus and Anti-Salmonella Antibodies in Pigs at Slaughter in Switzerland Journal of food protection. 08/2012; 75(8):1483-5
  2. Faber MS, Wenzel JJ, Jilg W, Thamm M, Höhle M, Stark K: Hepatitis E Virus Seroprevalence among Adults, Germany. Emerg Infect Dis. 2012 Oct;18(10):1654-7
  3. Sayed IM, Vercouter AS, Abdelwahab SF, Vercauteren K, Meuleman P: Is hepatitis E virus an emerging problem in industrialized countries? Hepatology. 2015 Dec;62(6):1883-92. doi: 10.1002/hep.27990. Epub 2015 Aug 28.

11. Literatur

  • Laborlexikon.de; abgerufen am 19.03.2021

12. Bildquelle

  • Bildquelle für Flexikon-Quiz: © Andrea Piacquadio / Pexels

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