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Hepatitis A

Englisch: hepatitis A

1. Definition

Die Hepatitis A ist eine durch Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus (HAV) ausgelöste, meist akut verlaufende Form der Hepatitis.

2. Epidemiologie

Die Hepatitis A macht etwa ein Fünftel aller viral bedingten Hepatitiden aus. Sie kommt häufiger in Ländern mit subtropischem oder tropischem Klima bei mangelhaften Hygieneverhältnissen vor. In Deutschland ist sie häufig eine Reisekrankheit.

3. Ätiologie

Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis-A-Virus (HAV) verursacht. Es handelt sich dabei um ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae. Der Erreger wird über den Darm ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt deshalb vor allem fäkal-oral über verunreinigtes Wasser oder durch nicht genügend abgekochte Lebensmittel (Fleisch- und Fischprodukte). Selten kann die Erkrankung durch oro-analen Kontakt auch sexuell übertragen werden.

Besondere Risikogruppen stellen daher u.a. Personen in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Kindergarten), Reisende in Länder mit niedrigem Hygienestandard (vor allem in (sub-)tropische Regionen), Kanalarbeiter und Homosexuelle dar.

4. Klinik

Die Hepatitis A verläuft wahrscheinlich in über der Hälfte der Fälle asymptomatisch, sodass bei vielen Patienten bereits eine Serokonversion ohne erinnerbare Hepatitis vorliegt.

Bei symptomatischen Verläufen kommt es nach einer Inkubationszeit von etwa 2 bis 6 Wochen zu einer Prodromalphase mit Fieber, Übelkeit, Bauchschmerzen, Myalgien und Arthralgien. Diese Zeichen werden häufig als grippaler Infekt verkannt.

Nach der Prodromalphase kann sich die ikterische Phase anschließen, die wenige Tage bis mehrere Wochen dauert. Dabei kommt es zur Lebersymptomatik mit Ikterus, Stuhlentfärbung, Pruritus, Hepatomegalie mit Druckschmerz über der Leber und ggf. Splenomegalie. Häufig ist diese Symptomatik begleitet durch ein Hautjucken, gelegentlich können auch flüchtige Exantheme auftreten. Nicht alle Symptome sind jedoch zwingend vorhanden.

Schließlich folgt die Genesungsphase, die etwa 2 bis 4 Wochen dauert. Dabei kommt es zur Normalisierung des subjektiven Befindens und der labordiagnostischen Befunde.

Hinweis: Ein fulminanter Verlauf mit zusätzlichen Zeichen einer Leberinsuffizienz und drohendem letalen Ausgang findet sich in etwa 0,1 % der Fälle.

4.1. Infektiosität

Die Übertragung der Hepatitis A auf andere erfolgt insbesondere in den 1-2 Wochen vor Krankheitsbeginn sowie in den ersten Tagen nach Auftreten des Ikterus oder der Transaminasenerhöhung. Die meisten Erkrankten sind wahrscheinlich eine Woche nach Symptombeginn nicht mehr ansteckend. Infizierte Säuglinge können das Virus hingegen unter Umständen über mehrere Wochen im Stuhl ausscheiden.

5. Labordiagnostik

Patienten weisen in der Regel eine deutliche Erhöhung der Transaminasen, des direkten und indirekten Bilirubins im Serum sowie des Urobilinogens im Harn auf.

Bei entsprechender klinischer Symptomatik ist der Nachweis spezifischer IgM-Antikörper (Anti-HAV IgM) im Serum beweisend für eine frische HAV-Infektion. Einige Tage später treten zusätzlich spezifische IgG-Antikörper (Anti-HAV IgG) im Serum auf, welche als Zeichen einer stattgehabten Infektion meist lebenslang persitieren (sog. Serumnarbe).

Test Material Bewertung
Anti-HAV-IgG-ELISA Serum
  • Antikörper von Beginn der Krankheitssymptome an nachweisbar
  • Antikörper persistiert meist lebenslang (Parameter für Durchseuchungsrate)
  • nach Impfung positiv; bei Nachweis von IgG-Antikörpern ist Immunität anzunehmen.
  • Marker für Erkrankung (frisch/zurückliegend) oder Impfung
Anti-HAV-IgM-ELISA Serum
  • beweisend für eine frische Infektion
  • Antikörper von Beginn der Krankheitssymptome an 3-4 Monate lang nachweisbar
HAV-Antigen-ELISA Stuhl
  • nur zur Abklärung einer frischen Infektion in der Inkubationsphase sinnvoll
  • 1-3 Wochen vor bis 3-6 Wochen nach Erkrankungsbeginn nachweisbar

siehe auch: Hepatitis-Serologie

6. Referenzbereich

  • Anti-HAV IgM: negatives Ergebnis
  • Anti-HAV IgG: negatives Ergebnis, nach Impfung: positives Ergebnis
  • HAV-Antigen: negatives Ergebnis

7. Therapie und Prognose

Eine spezifische medikamentöse Therapie gibt es nicht. Sie ist in der Regel auch nicht erforderlich, da es in über 99 % der Fälle nach ca. 4-8 Wochen zur Spontanheilung kommt. Deshalb stehen eine symptomatische Therapie und Umgebungsprophylaxe im Vordergrund. Fulminante Verläufe mit Leberzerfallskoma sind ausgesprochen selten. Eine chronische Hepatitis kommt ebenfalls nur in Ausnahmefällen vor.

Bei Kleinkindern und Erwachsenen mit Stuhlinkontinenz erfolgt eine Isolation. Bei kooperationsfähigen Erwachsenen ist auf allgemeine Hygienemaßnahmen und den angemessenen Umgang mit Ausscheidungen zu achten.

8. Immunisierung

8.1. Indikationen

Laut STIKO wird eine Impfung gegen Hepatitis A als Indikationsimpfung empfohlen für:

8.2. Anmerkung

Die Grundimmunisierung und Auffrischimpfung erfolgt nach Angaben in den Fachinformationen.

Die serologische Vortestung auf Anti-HAV ist nur bei Personen sinnvoll, die länger in Endemiegebieten gelebt haben oder in Familien aus Endemiegebieten aufgewachsen sind oder vor 1950 geboren wurden.

8.3. Impfstoffe

Zur Impfung gegen Hepatitis A stehen in Deutschland monovalente Totimpfstoffe (Havrix 720 Kinder, Havrix 1440, VAQTA Kinder, VAQTA, HAVpur) sowie Kombinationsimpfstoffe mit Typhus (VIATIM) und Hepatitis B (Twinrix) zur Verfügung. Bei Letzterem ist zu beachten, das eine einzelne Dosis keinen ausreichenden Schutz gewährleistet, sodass erst bei einer zweiten Dosis von einem ca. 1 Jahr andauernden Schutz ausgegangen werden kann. Die dritte Dosis nach 6-12 Monaten verleiht einen anhaltenden Schutz. Bei Erwachsenen kann bei einer bevorstehenden Reise auch ein verkürztes Schema (Tag 0, 7 und 21) durchgeführt werden. Um die Impfserie abzuschließen, ist eine vierte Dosis nach 12 Monaten notwendig.

Bei Verwendung von anderen Hepatitis-A-Impfstoffen besteht bereits nach der ersten Dosis ein Schutz für ca. ein Jahr. Für einen anhaltenden Schutz ist eine zweite Dosis nach mindestens 6-12 Monaten notwendig.

8.4. Postexpositionsprophylaxe

Zur Postexpositionsprophylaxe kann ein monovalenter Impfstoff verwendet werden. Für Risikopatienten (beispielsweise Patienten unter Immunsuppression) steht im Notfall auch eine passive Immunisierung mit Immunglobulinen zur Verfügung, die simultan mit der ersten Aktivimpfung verabreicht werden kann.

9. Meldepflicht

Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an akuter Virushepatitis sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Hepatitis-A-Virus, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.

10. Literatur

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