Synonym: Virale Hepatitis
Englisch: viral hepatitis
Die Virushepatitis ist als systemische, akute oder chronische Virusinfektion mit überwiegender Entzündung des Leberparenchyms definiert. Eine Virushepatitis wird durch Hepatitisviren hervorgerufen.
Eine Virushepatitis wird insbesondere durch die Hepatitisviren A-E hervorgerufen und entsprechend bezeichnet:
Neben diesen Formen der Virushepatitis gibt es Fälle von Non-ABCDE-Hepatitis, die anderen Viren zugeschrieben werden, z.B. dem Hepatitis-F- und dem Hepatitis-G-Virus.
Hepatitisviren schädigen zumeist nicht die Hepatozyten selbst, sondern verändern die Oberflächenantigenstrukturen, sodass körpereigene T-Lymphozyten die Hepatozyten attackieren.
Bis zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus Ende der 1980er Jahre gab es die Ausschlussdiagnose der "Non-A/Non-B-Hepatitis". Dies bedeutete, das klinisch eine Virushepatitis vorlag, aber weder Hepatitis A noch Hepatitis B nachgewiesen werden konnte. Dabei handelte es sich wahrscheinlich überwiegend um Hepatitis-C-Fälle.
Da es nach der Übertragung von Blutkonserven nicht selten war, dass der Patient anschließend an Hepatitis erkrankte, gab es den Begriff der Posttransfusionshepatitis. Diese kommt heute praktisch nicht mehr vor. Nach Einführung der Hepatitis-C-Testung bei Blutspendern ist das Risiko kleiner als 1:1.000.000.
Bei einer Virushepatitis sieht man im histologischen Schnitt Leberzellnekrosen, welche - abhängig vom Erreger und vom Schweregrad der Erkrankung - die Form von Einzelzellnekrosen, multilobulären Nekrosen oder Mottenfraßnekrosen annehmen können.
Die einzelnen Hepatitisformen zeigen im Akutstadium eine ähnliche Symptomatik. Unterschiede bestehen in der Wahrscheinlichkeit der Chronifizierung. Eine chronische Hepatitis tritt bei Hepatitis B und C eher auf als bei der Hepatitis A.
Nach der Erstinfektion mit einem Hepatitisvirus kommt es in der Regel zu einem über Tage bis Wochen andauernden Prodromalstadium mit unspezifischer, oft auch milder Symptomatik, bestehend aus:
Die Zuordnung dieser inkonstanten Symptomatik zu einer Hepatitis ist schwierig und gelingt daher selten.
Die Manifestation der Virushepatitis kann in unterschiedlicher Art und Weise erfolgen. Gängige Verlaufsformen und ihre Charakteristika sind:
Selten kommt es im Verlauf einer Virushepatitis (v.a. Hepatitis B) zur Beteiligung weiterer Organe. Manifestationen können unter anderem sein:
Die wichtigste Komplikation einer Virushepatitis ist der Übergang in eine chronische Hepatitis, die im Verlauf von Jahren zu einer Leberzirrhose mit portaler Hypertension und hepatischer Enzephalopathie führen kann.
Leitbefund ist eine Erhöhung der Transaminasen auf das 15-20-fache des Maximalwertes. Zudem kommt es regelhaft zu einer Hyperbilirubinämie und dem Nachweis von Bilirubin und Urobilinogen im Urin.
Weitere Laborbefunde sind:
Bei einer fulminanten Hepatitis kommt es neben den klinischen Zeichen des Leberversagens zu einer Verminderung der Cholinesterase, des Quick-Wertes und des Albumins.
Zur Diagnose der Form der Hepatitis werden in der Hepatitis-Serologie spezifische Antikörper (z.B. Anti-HBs, Anti-HBc) oder Virusbestandteile (z.B. HBs-Ag, HBV-DNA) nachgewiesen. In Abgrenzung zu einer Autoimmunhepatitis bestimmt man Autoantikörper (u.a. ANA, Lebermembranantikörper).
Bei Zeichen einer fulminanten Hepatitis sollte eine intensivmedizinische Betreuung eingeleitet werden. Weiterhin sollte ein starkes Erbrechen mit Dehydratation und Alkalose bei Bedarf stationär behandelt werden. Eine spezifische antivirale Therapie ist nicht für alle Hepatitisviren etabliert und muss individuell entschieden werden.
Allgemeine Therapieprinzipien sind:
Tags: Hepatitis, Infektionskrankheit, Leber, Virus, Virushepatitis
Fachgebiete: Gastroenterologie, Infektiologie, Virologie
Diese Seite wurde zuletzt am 16. Februar 2021 um 11:51 Uhr bearbeitet.
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