Ribavirin
Handelsnamen: Copegus®, Virazole®, Rebetol®
Definition
Ribavirin ist ein Nukleosid-Analogon, das als Virostatikum zur Behandlung chronischer Hepatitis C eingesetzt wird.
Chemie
Ribavirin hat die Summenformel C8H12N4O5 und eine molare Masse von 244,20 g/mol.
Wirkmechanismus
Der genaue molekulare Wirkmechanismus ist bislang (2024) nicht geklärt. Ribavirin wird intrazellulär phosphoryliert, das resultierende Monophosphat inhibiert die Inosinmonophosphat-Dehydrogenase. Dadurch wird die Bildung des Guanosinmonophospats gestoppt. So hemmt der Wirkstoff als Guanosin-Analogon die Polymerase und folglich auch die Vermehrung von DNA-, aber auch RNA-Viren.
Pharmakokinetik
Ribavirin wird nach peroraler Einnahme rasch resorbiert und verteilt. Aufgrund eines First-Pass-Effektes in der Leber beträgt die orale Bioverfügbarkeit etwa 45 bis 65 %. Ribavirin akkumuliert u.a. in Erythrozyten und wird dadurch nur langsam eliminiert. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt nach Einmalgabe etwa 44 Stunden, nach Mehrfachgabe mehrere Tage. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend über renal.
Indikationen
Ribavirin wird zur Therapie der chronischen Hepatitis C eingesetzt. Es darf dabei nur in Kombination mit Interferonen (z.B. Interferon alfa-2b oder Peginterferon alfa-2b) angewandt werden.
Der Einsatz bei Kindern, die eine Infektion mit dem Respiratory Syncytial Virus aufweisen, wird aufgrund fehlender Hinweise zur Wirksamkeit nicht mehr empfohlen.[1]
Ribavirin wird zum Teil off-label zur Behandlung des Krim-Kongo-Fiebers und des Lassa-Fiebers verwendet.
Nebenwirkungen
Die Hauptnebenwirkung von Ribavirin ist die hämolytische Anämie, die während der ersten Therapiewochen auftreten kann. Weitere häufige Nebenwirkungen, die bei der Kombinationstherapie mit Interferonen auftreten, sind:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Depressionen
- Aggressionen
- Schlaflosigkeit
- Reizbarkeit
- Anorexie
- gesteigerter oder verminderter Appetit
- Alopezie
- Hautausschlag
- Arthralgie
- Myalgie
- Hypothyreose
- Anämie
- Neutropenie
Kontraindikationen
Präklinische Studien zeigten, dass Ribavirin teratogen und genotoxisch auf den Fetus wirkt, daher ist die Behandlung während der Schwangerschaft und der Stillzeit kontraindiziert. Zudem darf Ribavirin nicht angewendet werden bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile des Arzneimittels. Ebenfalls kontraindiziert ist der Einsatz von Ribavirin bei:
- schwerer Herzkrankheit
- chronischer Niereninsuffizienz
- schwerer Leberfunktionsstörung oder dekompensierter Leberzirrhose
- Hämoglobinopathien
- Kindern und Jugendlichen mit bekannten schweren psychiatrischen Störungen
Einzelnachweise
- ↑ RKI - Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV), abgerufen am 11.06.2022
Quellen
- Fachinfo Rebetol, abgerufen am 11.07.2022
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