Krim-Kongo-Fieber
Englisch: Crimean-Congo haemorrhagic fever, CCHF
Definition
Das Krim-Kongo-Fieber ist eine Viruserkrankung mit möglichem hämorrhagischen Verlauf, die durch Bunyaviren hervorgerufen wird.
Erreger
Das Krim-Kongo-Fieber-Virus gehört zu Nairoviren aus der Ordnung der Bunyaviren. Das Virus wurde 1956 in Zaire zum ersten Mal aus menschlichem Blut isoliert. Es handelt sich um ein 80-120 nm großes RNA-Virus mit helikalem Kapsid.
Verbreitung
Das Krim-Kongo-Fieber kommt in Südosteuropa (Bulgarien, Ungarn, Türkei), in einigen GUS-Staaten, im mittleren Osten (Afghanistan, Syrien, Irak, Iran), sowie in vielen Ländern Asiens und Afrikas vor.
Übertragung
Die Übertragung des Virus erfolgt meist durch Zeckenstiche. Vor allem Hyalomma-Zecken, die als Charakteristikum weiß-braune gebänderte Beine aufweisen, kommen als Vektoren in Betracht. Als Virusreservoir dienen Haus- und Wildtiere, z.B. Kühe, Schafe oder Ziegen.
Das Virus wird von den Zecken mit dem Blut infizierter Tiere in den Verdauungstrakt des Parasiten aufgenommen, wo es einige Zeit überleben kann. Sticht die Zecke einen gesunden Wirt, geht der Virus mit dem Speichel auf diesen über.
Weitere Übertragungswege sind die Schmierinfektion von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch. Auch die Verbreitung via Tröpfcheninfektion oder die Übertragung durch kontaminierte Instrumente oder Gewebe ist möglich.
Symptome
Die Inkubationszeit der Erkrankung ist vom Infektionsweg abhängig. Nach einem Zeckenstich beträgt sie im Mittel etwa 2-3 Tage mit einem Maximum von 9 Tagen. Bei einer Infektion durch Kontakt mit infiziertem Blut oder Gewebe ist sie etwas länger. Die grippeähnlichen Symptome setzen meist plötzlich ein und sind zu Beginn unspezifisch. Gelegentlich verläuft die Erkrankung auch inapparent. Zu den wichtigsten Symptomen zählen:
Allgemeinsymptome
- Fieber
- Schüttelfrost
- Nackenschmerzen
- Muskel- und Gliederschmerz
- Vergrößerte Lymphknoten
Neurologische Symptome
Gastrointestinale Symptome
Ophthalmologische Symptome
Hämorrhagischer Verlauf
Bei einem wechselnden Teil der Erkrankten kommt es zu einer hämorrhagischen Verlaufsform. Sie beginnt ab dem 3. Krankheitstag mit Petechien im Gesicht und auf der Mund- und Rachenschleimhaut. Ab dem 4. und 5. Krankheitstag treten schwere Hämorrhagien mit ausgedehnten Ekchymosen, Epistaxis, Darmblutungen, Hämatemesis und Hämaturie auf.
Die Blutungen können zu einem Multiorganversagen (Leber, Niere, Lunge) und schließlich zum Tod führen. Die Letalität ist abhängig vom Serotyp des Virus und beträgt bis zu 30 Prozent.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch direkten oder indirekten Virusnachweis in speziell dafür ausgerichteten Laboreinrichtungen. Spezifische IgG- und IgM-Antikörper gegen das Virus lassen sich mittels ELISA oder EIA ab dem 6. Krankheitstag nachweisen. Für den direkten Virusnachweis steht die PCR zur Verfügung.
Therapie
Die Therapie ist primär symptomatisch und auf die Sicherung der Vitalfunktionen ausgerichtet. Sie erfolgt wegen der Ansteckungsgefahr auf einer Quarantänestation. In einigen Fällen wurden erfolgreich Virustatika (z.B. Ribavirin) eingesetzt. Der erfolgreiche Einsatz von Immunseren ist bislang nicht eindeutig belegt.
Prophylaxe
An einer Impfung wird geforscht, bislang ist jedoch keine sichere Schutzimpfung gegen das Krim-Kongo-Fieber (2020) verfügbar. In Osteuropa wird eine inaktivierte Vakzine aus Mäusegehirnen in kleinem Umfang angewendet. Bei einem Aufenthalt in Endemiegebieten empfiehlt sich die Verwendung von Repellents (z.B. DEET) und das Tragen geschlossener, heller Kleidung. Nach Aufenthalten im Freien insbesondere in der Nachbarschaft von Tieren sollte der Körper auf Zecken abgesucht werden und diese ggf. sofort entfernt werden (Zeckenentfernung).
Meldepflicht
Für virale hämorrhagische Fieber besteht eine Meldepflicht nach §6 Infektionsschutzgesetz.