Hämaturie
von griechisch: häm - Blut; ouron - Harn
Englisch: hematuria, haematuria
Definition
Unter einer Hämaturie versteht man das Vorkommen von Erythrozyten bzw. Blut im Urin. Sie ist abzugrenzen von der Hämoglobinurie, bei der keine Erythrozyten, sondern Hämoglobin im Urin auftritt.
Einteilung
Je nachdem, ob man die Hämaturie bereits makroskopisch erkennen kann, oder diese erst unter dem Mikroskop sichtbar wird, teilt man sie weiter ein:
- Mikrohämaturie: Makroskopisch sieht der Urin unauffällig bzw. normal gefärbt aus. Im Urinsediment oder mittels Urinteststreifen (z.B. Sangur®-Test) lässt sich aber eine erhöhte Zahl von Erythrozyten nachweisen. Die Erythrozytenanzahl liegt dabei zwischen 10 bis 1.000/µl Urin bzw. bei mehr als 3 Erythrozyten pro Gesichtsfeld im Mikroskop in zwei von drei Urinproben.
- Makrohämaturie: Es besteht zu einer sichtbare Blutbeimengung (Rotfärbung des Urins). Dabei befinden sich über 1.000 Erythrozyten/µl im Urin.
Ursachen
Eine Hämaturie gilt als ein Warnsignal, das immer diagnostisch abgeklärt werden sollte. Zu den möglichen Ursachen gehören:
... im Bereich der Niere
- Glomerulonephritis
- IgA-Nephropathie
- Nephropathie vom Typ der dünnen Basalmembran
- Alport-Syndrom
- Nierentumore (u.a. Karzinome und Nierenzysten)
- Nephrolithiasis
- Pyelonephritis
- Papillennekrose
- Niereninfarkt
- Nierenvenenthrombose
- Arteriovenöse Fistel
- Polyzystische Nierenerkrankung
- Markschwammniere
- Nussknackersyndrom
... im Bereich des Ureters
... im Bereich der Harnblase
... im Bereich der Urethra
- Divertikel
- Urethralithiasis
- benigne Prostatahyperplasie
- Prostatakarzinom
- Prostatavarizen
- Prostatitis
...generell
- Harnwegsinfekte
- Trauma
- Urogenitaltuberkulose
- Schistosomiasis
- Marschhämaturie
- Zytostatika
- Antikoagulantien
- Endometriose
- Divertikulitis
Eine asymptomatische Mikrohämaturie kann auch idiopathisch im Rahmen der idiopathischen konstitutionellen Mikrohämaturie ohne Krankheitswert auftreten.
Diagnostik
Häufig steht an erster Stelle die Diagnostik mittels Urinteststreifen. Da der Test jedoch bereits bei physiologischen Werten, Hämoglobinurie oder Myoglobinurie positiv ausfallen kann, sollte bei einem schwach positiven Ergebnis ein quantitativer und qualitativer Nachweis der Erythrozyten im Urinsediment folgen. Im Zuge dieser Untersuchung kann zusätzlich die Erythrozytenmorphologie beurteilt werden, die einen weiteren Hinweis auf die Ätiologie liefern kann. Liegen der Blutung glomeruläre Ursachen zugrunde, finden sich in der Regel dysmorphe Erythrozyten, die Ausdruck einer Zelldeformierung in der Niere sind, z.B. Anulozyten oder Akanthozyten. Erythrozytenzylinder im Urin sprechen ebenfalls für eine renale Ursache.
Bei jungen Frauen sollte stets erfragt werden, ob die Urinprobe während der Menstruation gewonnen wurde (Präanalytik). Falsch negative Ergebnisse können bei Einnahme zu hoher Dosen an Vitamin C auftreten.
Weiterführende Diagnostik
In Abhängigkeit vom Alter und den Risikofaktoren des Patienten sind zur Abklärung einer asymptomatischen Mikrohämaturie weitere Untersuchungen notwendig:
- Bildgebung
- Sonografie der oberen und unteren Harnwege
- CT-Urographie bzw. Ausscheidungsurographie
- Urinzytologie
- Urethrozystoskopie
- Labor