Niereninfarkt
Englisch: renal infarction
Definition
Unter einem Niereninfarkt versteht man eine ischämiebedingte Nekrose von Nierengewebe unterschiedlichen Ausmaßes.
- ICD-10 Code: N28.0
Ätiopathogenese
Ursächliche Pathomechanismen sind
- Thromboembolien mit Gefäßokklusion kleiner Nierenarterien (anämischer Niereninfarkt) in Folge
- kardialer Vorerkrankung
- Aortenaneurysma
- selten: Thromboembolie der Arteria renalis in Folge o.g. Ursachen bei bestehender Nierenarterienstenose
- venöse Thrombosen der Nierenvenen (hämorrhagischer Infarkt) in Folge Stase
- bei Rechtsherzinsuffizienz oder
- Kompression im Rahmen einer Nierenerkrankungen bzw. eines Nierentumors
Pathologie
Der pathologische Befund ist für das jeweilige Infarktgeschehen charakteristisch.
Anämischer Infarkt
- Morphologischer Befund: Morphologisch zeigt sich nach Abheilung eine Deformierung der Niere (Kraterbildung) durch narbige Umwandlung und Schrumpfung des infarzierten Gewebes.
- Längsschnitt: Im Längsschnittpräparat ist das nekrotische Gewebe gelblich verfärbt (durch die Migration von Leukozyten) und von einem roten hämorrhagischen Saum umgeben.
Die Lokalisation der Nekrose ist abhängig von der betroffenen Arterie:
- Okklusionen einer Arteria interlobaris weisen eine auf die entsprechende Nierenpyramide begrenzte Nekrose auf, es zeigt sich ein keilförmiges Infarktareal des Nierenmarks.
- Thromboembolische Gefäßverschlüsse der Aa. arcuatae und interlobulares führen zu kortikalen Infarkten.
Hämorrhagischer Infarkt
- Morphologischer Befund: Hämorrhagisch infarzierte Nieren weisen eine stauungsbedingte Umfangszunahme bei bläulich violetter Verfärbung auf.
- Längsschnitt: Die Infarktareale sind violett bläuliche verfärbt und weisen in Abhängigkeit der jeweils betroffenen Vene eine analog zu den Arterien auftretende charakteristische Lokalisation auf.
Klinik
Kleinere Infarkte können einen asymptomatischen Verlauf nehmen. Ausgeprägte Infarkte zeigen das Symptombild eines akuten Abdomens mit:
- starken abdominellen Schmerzen und Flankenschmerzen
- Abwehrspannung des Abdomens
- Mikro- bzw. Makrohämaturie
- Anurie
- ggf. Fieber
Diagnostik
Labordiagnostisch sieht man einen Anstieg der LDH und eine Leukozytose. Im Urin ist mittels Teststreifenuntersuchung (U-Stix) eine Hämaturie, ggf. auch eine Proteinurie nachweisbar.
Die Sicherung der Diagnose erfolgt mittels bildgebender Verfahren:
- Sonographie
- zum differentialdiagnostischen Ausschluss des akuten Abdomens
- kontrastmittelverstärkt zur Beurteilung der Nierenperfusion
- Kontrastmittel-CT
- MRT
Die Ursachenabklärung erfolgt mittels
- Anamnese
- EKG, Echokardiographie
- bildgebenden Verfahren der Niere (s.o.)
- Angiographie der Nierengefäße und der Bauchaorta
Differentialdiagnostik
Differentialdiagnostisch sind Nierenerkrankungen anderer Genese auszuschließen:
Therapie
Symptomatisch steht die Analgesie des Patienten im Vordergrund.
Die kausale Therapie des Niereninfarktes besteht in der Rekanalisation der betroffenen Gefäße mittels
- Lysetherapie oder
- gefäßchirurgische Eröffnung großer Gefäße (Arteria renalis) mittels
- PTA oder
- Embolektomie
Desweiteren ist die Ausschaltung der Emboliequelle anzustreben und der Patient prophylaktisch mit oralen Antikoagulantien einzustellen.
um diese Funktion zu nutzen.