Zeckenstich
Synonym: Zeckenbiss
Definition
Ablauf
Der Zeckenstich setzt sich aus verschiedenen, koordiniert ablaufenden Bewegungen der Mundwerkzeuge zusammen, deren Dynamik an eine Ratsche erinnert. Die Zecke führt zunächst ihre Beißklauen (Cheliceren) in die Epidermis ein. Sie besitzen an ihrer Spitze mehrere bizarr auslaufende, scharfe Schneidefinger, die durch Aufspreizung das Gewebe durchtrennen. Danach wird das unter den Cheliceren liegende Hypostom in den Schnitt gestoßen. Durch weiteres Schneiden der Cheliceren wird das Hypostom langsam vorgetrieben. Die Cheliceren ziehen sich dabei zurück, so dass am Ende nur das Hypostom und die Spitze der Cheliceren im Schnitt verbleiben.
Das Hypostom ist ein harpunenartiger Fortsatz, der mit kleinen Widerhaken (Dentikeln) besetzt ist. Diese Konstruktion ermöglicht die dauerhafte Verankerung im Wirt. Aus dem Hypostom sondern die Zecken ein Sekret ab, das unter anderem anästhesierende, entzündungs- und gerinnungshemmende sowie immunsupprimierende Effekte hat.[1] Die Zusammensetzung des Zeckenspeichels ist komplex, neben Prostaglandinen enthält er Proteine, die bestimmte Wirtsenzyme hemmen, z.B. Serinproteaseinhibitoren.
Nomenklatur
In der Literatur werden die Begriffe "Zeckenstich" und "Zeckenbiss" parallel verwendet. Wie dem Ablauf zu entnehmen ist, handelt es sich eher um einen Stich, wobei beide Begriffe letztlich nur eine vereinfachende Analogie für den komplexen Ablauf darstellen.
Klinik
Der Zeckenstich schafft eine Eintrittspforte für Erreger, die von der Zecke als Vektor auf den Menschen übertragen werden können. Dazu zählen u.a.:
- Anaplasma phagocytophilum
- Babesien
- Bartonellen
- Borrelien
- Ehrlichien
- Rickettsien
- Francisella tularensis
- Viren (z.B. FSME-Virus, Arbovirus)
Bei Hochrisikostichen (endemisches Gebiet, Zecke saß mindestens 36 h am Körper) empfiehlt die Infectious Diseases Society of America (IDSA) für alle Altersgruppen eine Einzeldosis von oralem Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach der Zeckenentfernung. Dabei erhalten Erwachsene einmalig 200 mg und Kinder 4,4 mg/kg (bis zu einer Höchstdosis von 200 mg).[2]
Quellen
- ↑ Dania Richter et al.: How ticks get under your skin: insertion mechanics of the feeding apparatus of Ixodes ricinus ticks. Proc Biol Sci. 2013 Dec 22; 280(1773): 20131758. PMCID: PMC3826218 PMID: 24174106
- ↑ Paul M Lantos and others, Clinical Practice Guidelines by the Infectious Diseases Society of America (IDSA), American Academy of Neurology (AAN), and American College of Rheumatology (ACR): 2020 Guidelines for the Prevention, Diagnosis and Treatment of Lyme Disease, Clinical Infectious Diseases, Volume 72, Issue 1, 1 January 2021, Pages e1–e48, https://doi.org/10.1093/cid/ciaa1215
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