Sperma
von altgriechisch: σπέρμα ("spérma") - Abkömmling, Samen
Synonyme: Samenflüssigkeit, Ejakulat
Englisch: semen, seminal fluid
1. Definition
Sperma ist eine Körperflüssigkeit des Mannes, welche die Keimzellen (Spermien) enthält. Während des männlichen Orgasmus wird das Sperma aus dem Penis herausgestoßen. Kommt es dann zum Kontakt mit einer weiblichen Eizelle, kann es zu einer Befruchtung und somit zu einer Schwangerschaft kommen.
2. Zusammensetzung
Ein Ejakulat (ca. 2–6 ml) enthält etwa 20 bis 150 Millionen Spermien. Dies sind weniger als 1 % des Gesamtvolumens. Sollte der Anteil größer sein, so spricht man von einer Hyperzoospermie. Der größte Anteil besteht aus dem Samenplasma, das wiederum hauptsächlich aus Wasser besteht. Außerdem sind Proteine (z.B. Spermin), Enzyme (z.B. Pepsinogen C), Elektrolyte, verschiedene Hormone und Pheromone in der Samenflüssigkeit enthalten.
Der pH-Wert des Spermas ist schwach basisch (7 bis 7,8), um das saure Milieu der Vagina zu kompensieren.
3. Eigenschaften
Menschliches Sperma ist eine transluzente, gelatinöse Flüssigkeit von weißer bis gräulicher, gelegentlich auch leicht gelblicher Farbe. Es hat einen charakteristischen Geruch, der an Moschus oder Kastanienblüten erinnert. Geschmack und Geruch werden durch aromareiche Nahrungsmittel, Gewürze oder Getränke modifiziert.
Nach der Ejakulation verändert das Sperma seine Eigenschaften. Der größte Anteil koaguliert und bildet rundliche Aggregate. Nach etwa 15 bis 30 Minuten verflüssigt sich das Sperma unter dem Einfluss des prostataspezifischen Antigens wieder. Die Koagulation verbessert im Sinne einer Clusterbildung die Überlebenschancen der Spermien in der Vagina, während die spätere Verfüssigung das Erreichen der Eizelle vereinfacht.
4. Produktion
Die Spermien reifen in den Hoden heran (Spermatogenese). Der größte Anteil des Ejakulats (etwa 50–80 %) kommt aus der Bläschendrüse (Glandula vesiculosa) und enthält unter anderem Fruktose als Nahrung der Spermien, Proteine und Prostaglandine zur Unterdrückung einer Immunreaktion des weiblichen Organismus. Ein Anteil von etwa 15–30 % kommt aus der Prostata, dessen Sekret vor allem spezielle Proteine, Zink und Zitronensäure. Das Zink hilft der Stabilisierung der DNA-Chromatin-Struktur der Spermien. Zu etwa 2–5 % trägt die Bulbourethraldrüse zum Ejakulat bei. Sie bildet ein schleimiges Sekret, das als Gleitmittel dient und Harnreste in der Urethra neutralisiert. Dieses Sekret tritt bei sexueller Erregung bereits vor der Ejakulation als Präejakulat aus.
Organ | Art |
---|---|
Hoden | Keimdrüse |
Samenleiterampulle | akzessorische Geschlechtsdrüse |
Bläschendrüse (Samenblase) | akzessorische Geschlechtsdrüse |
Prostata | akzessorische Geschlechtsdrüse |
Bulbourethraldrüse | akzessorische Geschlechtsdrüse |
5. Krankheitsübertragung
Über das menschliche Sperma können zahlreiche Geschlechtskrankheiten wie HIV oder Hepatitis B übertragen werden. Die Viren können bei ungeschütztem (d.h. ohne Kondom) Vaginal- sowie Oralverkehr und anderen sexuellen Praktiken übertragen werden.
6. Labormedizin
Aus einer Ejakulatprobe kann ein Spermiogramm erstellt werden. Zusätzlich kann man den Fructosegehalt als Marker für den Funktionszustand der Bläschendrüse bestimmen und gewisse Erreger nachweisen.
6.1. Spermiogramm
Im Spermiogramm werden unter anderem die Farbe und die Verflüssigungszeit des Spermas sowie mikroskopisch die Form, Anzahl, Motilität und Vitalität der Spermien evaluiert. Pathologische Befunde sind z.B.:
- Oligozoospermie: zu wenige Spermien (unter 15 Mio/ml)
- Kryptozoospermie: Spermien nur nach Zentrifugation nachweisbar
- Azoospermie: auch nach Zentrifugation keine Spermien im Ejakulat
- Asthenozoospermie: zu wenig normal bewegliche Spermien
- Akinozoospermie: alle Spermien unbeweglich
- Nekrozoospermie: nur abgestorbene, unbewegliche Spermien
- Teratozoospermie: < 30 % der Spermien mit normaler Morphologie
- Oligoasthenoteratozoospermie: zu geringe Konzentration, zu wenige normal bewegliche und geformte Spermien (OAT-Syndrom)
- Aspermie: vollständig fehlendes Ejakulat
siehe Hauptartikel: Spermiogramm
6.2. Fructose im Ejakulat
Für die Untersuchung wird 1 ml frisches Ejakulat benötigt. Für die Aufbewahrung verwendet man ein Spezialröhrchen. Der Fructosegehalt im Ejakulat beträgt normwertig 120 bis 450 mg/dl.
Fructose ist eine Markersubstanz der Samendrüsenfunktion. Erniedrigte Werte können nach Entzündungen der Prostata oder Bläschendrüsen, bei Anomalien oder Dysfunktion der Bläschendrüsen sowie bei einer postpubertären Leydig-Zell-Insuffizienz vorliegen. Sehr niedrige Fructose-Werte weisen auf eine Obstruktion oder ein Fehlen (Agenesie) der Vasa deferentia hin.
6.3. Erregernachweis
Für gewisse Fragestellungen ist ein Erregernachweis aus frischem Ejakulat indiziert. Vor der Gewinnung sollten die Blase entleert sowie Hände und Penis gründlich gewaschen werden. Das Ejakulat wird mittels Masturbation oder Prostatamassage gewonnen und in ein steriles Röhrchen gegeben.
Folgende Erreger lassen sich häufig im Ejakulat nachweisen:
- Escherichia coli
- andere Enterobacteriaceae
- Enterokokken
- Mykoplasmen
- Chlamydien
- Staphylococcus aureus
- hämolysierende Streptokokken der Gruppe B
- Anaerobier
Seltener werden Neisseria gonorrhoeae, Hefepilze, Pseudomonaden und Mycobacterium tuberculosis im Ejakulat nachgewiesen.
Da eine Kontamination mit Keimen aus der Harnröhre möglich ist, kann man zum Vergleich einen gleichzeitigen Erregernachweis aus dem Mittelstrahlurin sowie Keimzählungen aus Sperma und Urin durchführen.
Bei einer chronischen Prostatitis sollte die Untersuchung bei negativem Befund bis zu zweimal wiederholt werden, da oftmals eine geringe Keimzahl zu einem falsch-negativen Befund führen kann.
6.4. Peroxidase-positive Leukozyten
Die Zahl der Leukozyten im Sperma sollte < 1 Mio./ml liegen. Höhere Werte können auf Infektionen oder eine Entzündung im Bereich der Samenwege, aber auch auf chronische Infektionen der Hoden (Orchitis) oder der Nebenhoden (Epididymitis) hinweisen.
7. Forensik
In der Rechtsmedizin wird Sperma zur Aufklärung und zum Nachweis von Sexualverbrechen verwendet. Mithilfe der Fluoreszenzmikroskopie können selbst einzelne Spermium identifiziert werden. Durch molekularbiologischen Untersuchungen des genetischen Materials ist darüber hinaus eine eindeutige Personenzuordnung möglich.
8. Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 06.05.2021