Azoospermie
von altgriechisch: zoon - Lebewesen
Englisch: azoospermia
Abgrenzung
Abzugrenzen ist die Azoospermie von der Kryptozoospermie, bei der Spermien nach Zentrifugation auffindbar sind und von einer Oligozoospermie, bei der die Spermienzahl mehr oder minder stark verringert ist.
Einteilung
Man unterscheidet zwei Formen der Azoospermie:
- Obstruktive Azoospermie (OA): Spermien werden produziert, können sich aber wegen eines Verschlusses der Samenwege nicht mit der restlichen Flüssigkeit des Ejakulats mischen.
- Nicht-obstruktive Azoospermie (NOA): Die Spermatogenese ist gestört, es werden keine Spermien gebildet.
Zudem wird in angeborene oder erworbene Azoospermien eingeteilt. Im letzteren Fall spricht man auch von sekundärer Azoospermie.
Ätiologie
Obstruktive Ursachen:
- Sexuell übertragbare Krankheiten und Entzündung des Nebenhodens können zur Verklebung der Samenleiter führen
- Durchtrennung der Samenleiter
- Genetisch-bedingter CAVD
Nicht-obstruktive Ursachen:
- Genetisch oder chromosomal (z.B. Klinefelter-Syndrom, AZF-Deletionen, Kallmann-Syndrom)
- Radio- oder Chemotherapie
- Infektionen (z.B. Mumps)
- Maligne Prozesse
- Trauma des Hodens
Eine vorübergehende Azoospermie kann auch durch Testosterongabe oder Missbrauch anaboler Steroide ausgelöst sein.
Diagnostik
Eine Azoospermie kann nur nach Zentrifugation des Ejakulates diagnostiziert werden, um sie von einer Kryptozoospermie abzugrenzen. Für eine sichere Diagnose sollten mindestens zwei Samenabgaben erfolgen.
Eine Unterscheidung zwischen obstruktiver und nicht-obstruktiver Azoospermie ist letztendlich nur anhand einer histologischen Untersuchung eines Hodenbiopsates möglich. Unterstützt werden kann die Diagnostik zudem durch:
- Spermiogramm: Fruktose- und α-Glukosidase
- Bestimmung hormoneller Parameter: Testosteron, LH und FSH
- skrotaler Ultraschall
- genetische Untersuchungen: Karyogramm, Analyse auf CFTR- und ADGRG2-Mutationen und AZF-Deletionen
In-vitro Fertilisation
Bei einer Azoospermie ist eine IVF-Therapie bei Kinderwunsch in Kombination mit einer Hodenbiopsie zur testikulären Spermienentnahme indiziert. Bei einer NOA kann die Ursache unter bestimmten Umständen durch eine Hormonbehandlung behoben werden. In bestimmten Fällen einer NOA ist eine biologische Vaterschaft ausgeschlossen, wie etwa bei einer AZFa-Deletion.
Quellen
- Wosnitzer und Goldstein, Obstructive azoospermia, Urol Clin North Am, 2014
- Wosnitzer, Genetic evaluation of male infertility, Transl Androl Urol, 2014