Anaboles Steroid
Synonyme: anaboles androgenes Steroid, anabol-androgenes Steroidhormon, AAS
Englisch: anabolic androgenic steroids
1. Definition
Anabole Steroide sind eine Wirkstoffklasse der Anabolika, die den Aufbau und Erhalt der Muskel- und Knochenmasse fördern. Sie werden beim Doping missbräuchlich zur Verbesserung der sportlichen Leistung eingesetzt.
2. Chemie
Die chemische Grundstruktur anaboler Steroide ist der namensgebende polyzyklische Kohlenwasserstoff Steran.
3. Einteilung
Anabole Steroide sind Abkömmlinge des männlichen Sexualhormons Testosteron und lassen sich anhand ihrer chemischen Struktur in drei Gruppen unterteilen:
- Derivate des Testosterons
- Derivate des Dihydrotestosterons
- Derivate des 19-Nortestosterons
Die Substanzen der jeweiligen Gruppen haben bestimmte pharmakologisch relevante Eigenschaften, z.B.:
- Dihydrotestosteron-Derivate können nicht zu Östradiol aromatisiert werden.
- 19-Nortestosteron-Derivate entfalten eine agonistische Wirkung am Progesteronrezeptor.
4. Pharmakodynamik
Anabole Steroide führen in den Muskelzellen zu einer Steigerung der Proteinbiosynthese. Sie unterscheiden sich dadurch von katabolen Steroiden, wie den Glukokortikoiden. Letzere bauen Körpereiweiße ab und vermindern dadurch die Muskelmasse.
5. Präparate
In Deutschland nicht mehr zugelassene Wirkstoffe sind Dehydrochlormethyltestosteron, Furazabol, Metandienon, Boldenon, Drostanolon, Mesterolon und Methenolon.
6. Nebenwirkungen
Die Verwendung anaboler Steroide ist mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko verbunden. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen u.a.:
- Akne
- Leberschäden
- Erektionsstörungen
- Azoospermie
- Psychotrope Wirkungen (erhöhte Aggressivität, reduzierte Gedächtnisleistung)
- Polyglobulie
- Gynäkomastie (bei Männern)
- Virilisierung (bei Frauen)
- vorzeitiger Verschluss der Epiphysenfugen (bei Jugendlichen)
7. Nachweis
Zum Nachweis anaboler Steroide wird der Urin u.a. mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC/MS) analysiert. Um zu unterscheiden, ob das Steroid vom Körper selbst synthetisiert oder von außen zugeführt wurde, bestimmt man mithilfe der Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie (IRMS) das Verhältnis der Kohlenstoffisotope 13C und 12C.
8. Rechtslage
Einige anabole Steroide hatten ursprünglich eine medizinische Zulassung, jedoch sind sie aufgrund der unerwünschten Nebenwirkungen bzw. besser verträglichen Alternativen fast komplett vom deutschen Markt verschwunden (Stand 2024).
Derzeit sind lediglich für Testosteron (und seine Ester) Fertigarzneimittel auf dem deutschen Markt verfügbar. Diese Wirkstoffe sind in der Arzneimittelverschreibungsverordnung aufgeführt und damit als verkehrsfähige und verschreibungspflichtige Arzneimittel eingestuft.[1]
Die Anwendung von synthetisch hergestellten anabolen Steroiden als Dopingsubstanzen im Sport wurde 1974 verboten. 1984 wurde das Verbot auf die Zufuhr von körpereigenen Steroidhormonen ausgeweitet.[2]
9. Quellen
- ↑ Arzneimittelverschreibungsverordnung, abgerufen am 03.12.2021
- ↑ Deutsche Sporthochschule Köln - Anabole Wirkstoffe, abgerufen am 03.12.2021