Nandrolon
Synonym: 19-Nortestosteron
Englisch: nandrolone
Definition
Nandrolon ist ein natürlich vorkommendes anaboles Steroid. Es entsteht physiologisch in geringen Mengen als Nebenprodukt bei der Testosteronsynthese.
Chemie
Nandrolon leitet sich chemisch von Testosteron ab, wobei es im Vergleich zu Testosteron in der C19 Position keine Methylgruppe besitzt.
Wirkmechanismus
Nandrolon hat eine ca. 1,5 Mal höhere Affinität zum Androgenrezeptor als Testosteron. Zusätzlich besitzt Nandrolon eine Affinität zum Progesteronrezeptor, wodurch unter anderem seine besonders starke antigonadotrope Wirkung vermittelt wird.
Nandrolon wirkt im Vergleich zu Testosteron stärker anabol und weniger androgen. Das liegt unter anderem an der Umwandlung in das schwächer androgen wirkende Dihydronandrolon durch die Steroid-5α-Reduktase. Hierbei verhält sich Nandrolon gegensätzlich zum Testosteron, dessen androgene Wirkung durch die Steroid-5α-Reduktase gewebespezifisch verstärkt, anstatt abgeschwächt wird.
Pharmakologie
Aufgrund eines hohen First-Pass-Effekts wird Nandrolon als Medikament nur in Form eines Esters (Verbindung von Nandrolon mit einer langkettigen Fettsäure) verabreicht. Dabei wird es aufgrund seiner schlechten oralen Bioverfügbarkeit ausschließlich intramuskulär injiziert (z.B. in Form von Nandrolondecanoat).[1]
Es bindet mit einer geringeren Affinität an SHBG als Testosteron.
Nandrolon ist ein Substrat der Steroid-5α-Reduktase. Es aromatisiert im Vergleich zu Testosteron nur schlecht, wobei bei der Anwendung ausreichend hoher Dosierungen trotzdem östrogene Nebenwirkungen möglich sind.
Die gestagene Wirkung kann zu einer Erhöhung des Prolaktinspiegels und einer damit verbundenen Gynäkomastie und Galaktorrhoe führen.
Indikationen
Nandrolon wurde (und wird außerhalb Deutschlands immer noch) zur Behandlung einer Kachexie, großflächiger Verbrennungen und Osteoporose eingesetzt.
Nebenwirkungen
Zu den typischen Nebenwirkungen von Nandrolon zählen u.a.:
- Ödeme
- Muskelschmerzen
- Polyglobulie
- Dyslipoproteinämie
- Hypertonie
- Epistaxis
- Gynäkomastie
- Galaktorrhoe
- Leberfunktionsstörungen
- gesteigerte oder verminderte Libido
- Depression
- Nervosität
- Virilisierung bei Frauen
Es gibt Hinweise darauf, dass Nandrolon – im direkten Vergleich mit Testosteron – bereits bei deutlich geringeren Dosen zu schweren Schädigungen des kardiovaskulären Systems führen kann.[2]
Missbrauch
Nandrolon wird von Bodybuildern missbräuchlich zum Aufbau von Muskelmasse und zur Erhöhung der Stemmkraft verwendet.