Dehydrochlormethyltestosteron
Handelsname: Oral-Turinabol®
Englisch: dehydrochlormethyltestosterone
Definition
Dehydrochlormethyltestosteron, kurz DHCMT, ist ein anaboles Steroid. Es wurde ursprünglich zur Behandlung von schweren Verletzungen und Knochenschwund entwickelt und als Dopingmittel missbraucht. Derzeit (2024) sind in Deutschland keine Arzneimittel mit Dehydrochlormethyltestosteron für die Humanmedizin zugelassen.
Geschichte
Dehydrochlormethyltestosteron wurde in den 1960er Jahren vom VEB Jenapharm für den Einsatz bei schweren Verletzungen und Knochenschwund zur Unterstützung des Heilungsprozesses entwickelt.[1] In der DDR wurde der Wirkstoff im Leistungssport als Zwangsdoping eingesetzt – häufig ohne das Wissen der Betroffenen. Er wurde als Zusatz zu Getränken oder in Tablettenform verabreicht. Bekannt waren die blauen Tabletten, mit einem Wirkstoffgehalt von 5 mg auch als "blaue Bohnen" bzw. "blaue Blitze".[1] 1994 stellte Jenapharm die Produktion ein.
Betroffene konnten bis Ende 2019 auf Schadensersatz klagen. Für die Anerkennung mussten medizinische Gutachten vorgelegt werden, aus denen hervorging, dass die Schäden durch die Einnahme des anabolen Steroids verursacht wurden. Im Rahmen eines ersten Gesetzes wurden 2002 insgesamt 194 Entschädigungen gewährt.[2]
Chemie
Dehydrochlormethyltestosteron hat die Summenformel C20H27ClO2 und eine molare Masse von ca. 335 g/mol. Es ist ein chloriertes Methyltestosteron-Derivat.
Der Wirkstoff ist über mehrere Wochen im Urin nachweisbar.[3]
Wirkmechanismus
Dehydrochlormethyltestosteron ist ein künstliches männliches Sexualhormon mit stark anaboler und relativ schwacher androgener Wirkung. Es beschleunigt den Muskelaufbau.
Die Aromatisierung von Androgen zu Östrogen wird durch das an C4 gebundene Chloratom verhindert.[1]
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen von Dehydrochlormethyltestosteron gehören u.a.: [4]
- Tonuserhöhung der Skelettmuskulatur (65 % der Sportler)
- Gewichtszunahme (bei 23 %)
- Muskelkrämpfe (bei 15 %)
- Störungen der Regelblutung ggf. bis hin zum Ausbleiben (bei 15 %)
- Veränderung der Libido oder Fruchtbarkeit (bei 8 %)
- Leberschädigungen
Zulassung
In Deutschland ist kein Medikament mit dem Wirkstoff Dehydrochlormethyltestosteron zugelassen.[5] Der Wirkstoff wird u.a. in Untergrund-Laboratorien in China hergestellt und ist im Internet illegal erhältlich.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Pharmazeutische Zeitung – Gesundheitsgefahren im Web, abgerufen am 28.01.2024
- ↑ Deutschlandfunk – Mehr Geld für anerkannte DDR-Dopingopfer, abgerufen am 28.01.2024
- ↑ Freie Universität Berlin – Doping mit Anabolikum mehrere Wochen nachweisbar, abgerufen am 28.01.2024
- ↑ SWR2 Wissen – Zwangsdoping in der DDR - Vom Staat zum Sieg verdammt, abgerufen am 28.01.2024
- ↑ Bundesgesundheitsministerium – Evaluierungsbericht der Bundesregierung zu den Auswirkungen der im Anti-Doping-Gesetz enthaltenen straf- und strafverfahrensrechtlichen Regelungen, abgerufen am 28.01.2024