Muskelkrampf
Synonyme: Crampus, Krampf
Englisch: cramp
Definition
Ein Muskelkrampf ist eine plötzlich auftretende, schmerzhafte unwillkürliche Muskelkontraktion, die in der Regel nur kurz andauert. Ein Krampf kann durch verschiedene Faktoren begünstigt bzw. ausgelöst werden.
Vom Muskelkrampf abgegrenzt werden Muskelspasmen und Muskelkontrakturen. Ein Muskelkrampf ist keinesfalls mit einem epileptischen Krampfanfall zu verwechseln.
Einteilung
Muskelkrämpfe können nach verschiedenen Aspekten eingeteilt werden. Man unterscheidet:
- paraphysiologische Krämpfe
- symptomatische Krämpfe
- idiopathische Krämpfe
Paraphysiologische Krämpfe sind mit Abstand die häufigsten. Sie treten beim Gesunden unter bestimmten Bedingungen (z.B. körperliche Überlastung, Schwangerschaft) auf. Symptomatische Krämpfe sind hingegen Ausdruck einer internistischen oder neurologischen Grunderkrankung. Idiopathische Krämpfe können auf keine erkennbaren Ursachen zurückgeführt werden.
Betroffene Muskelgruppen
Häufig betroffene Muskelgruppen sind Wadenmuskulatur, Oberschenkelmuskulatur, Fußmuskulatur sowie Bauch- und Rückenmuskeln. Im klinischen Alltag dominieren mit Abstand Wadenkrämpfe als häufigstes Problem.
Ursachen
Die häufigste Ursache für Krämpfe sind Störungen im Elektrolythaushalt des Körpers, die meistens Magnesium oder Calcium betreffen. Eine Verschiebung des Elektrolytgleichgewichts im Blut kann z.B. bei starkem Schwitzen, Hyperventilation oder bei Alkoholkonsum vorkommen.
Als Ursache für symptomatische Krämpfe kommen unter anderem in Frage:
- Internistische Erkrankungen
- Muskelerkrankungen
- Neurologische Erkrankungen
- Medikamente (z.B. Diuretika, Chinidin, Betablocker)
Die Pathophysiologie von Muskelkrämpfen ist nicht vollständig geklärt.
Starkes Schwitzen
Beim starken Schwitzen scheidet der Körper über die Haut relativ viel Wasser mit Natriumchlorid (NaCl) aus, was zu einer Hypoosmolarität des Blutes führt, wodurch die Muskelzellen anschwellen, da sie Wasser aufnehmen um die Osmolarität auszugleichen. Dies führt zu einer Aktivierung der Calcium-Pumpe des Sarkoplasmatischen Retikulums, wodurch Calcium-Ionen in das Sarkoplasma befördert werden und dort eine Kontraktion auslösen.
Hyperventilation
Bei der Hyperventilation wird übermäßig viel Kohlendioxid (CO2) abgeatmet. Durch die dadurch entstehende respiratorische Alkalose bildet der Körper zur Kompensation vermehrt Kohlensäure aus Bikarbonat- und H+-Ionen. Da H+-Ionen normalerweise einen Großteil der Calcium-Ionen von den Bindungsstellen des Albumins fernhalten, indem sie selbst daran binden, werden nun vermehrt Calcium-Ionen an diesen Bindungsstellen festgehalten.
Die dadurch verminderte freie Calcium-Konzentration (Hypokalzämie) führt zu einer Aktivierung der Natrium-Ionenkanäle der Plasmamembranen der Muskelzellen und dadurch zu einer Kontraktion des Muskels. Die typischen Muskelkrämpfe bei Hyperventilation ist die sogenannte Pfötchenstellung der Hände, da die peripheren Muskeln zuerst von der Hypokalziämie betroffen sind.
Alkoholkonsum
Bei vermehrtem Alkoholkonsum ist ebenfalls die Wahrscheinlichkeit von auftretenden Muskelkrämpfen erhöht. Oft berichten Patienten von nächtlich auftretenden Wadenkrämpfen. Dies ist vermutlich auf die dehydrierende Wirkung des Alkohols auf den Körper zu erklären. Der Alkohol verhindert dabei die Ausschüttung des antidiuretischen Hormons, welches die Rückresorption von Wasser in den Sammelrohren der Nephrone der Niere steigert. Fehlt dieses Hormon wird vermehrt Wasser ausgeschieden. Wenn dieser Verlust nicht rechtzeitig durch viel Trinken kompensiert wird, kommt es zur Dehydratation des Körpers.
Prophylaxe
Als Prophylaxe gegen das Auftreten von Muskelkrämpfen haben sich unter anderem im sportmedizinischen Bereich die Aufnahme von ausreichend Elektrolyten bewährt. Dies kann z.B. in Form von Obst oder speziellen isotonischen Getränken geschehen. Bei vermehrtem Alkoholkonsum sollte währenddessen und danach auf eine ausreichende (alkoholfreie) Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Therapie
Eine befriedigende Kausaltherapie steht zur Zeit (2022) nicht zur Verfügung. Die symptomatische Therapie erfolgt meist mit physikalischen Maßnahmen und Elektrolytgabe. Dazu zählen unter anderem:
- Manuelle Kompression oder passive Dehnung des Muskels
- Lokale Wärmeapplikation
- Hochlagerung
- Magnesium
Bei schwereren Verlaufsformen kommen auch Antiepileptika (z.B. Phenytoin oder Carbamazepin) in Frage.
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