Boldenon

Boldenon ist ein Derivat des Testosterons mit einer Doppelbindung zwischen den Kohlenstoffatomen 1 und 2 im A-Ring der Steroidstruktur, die ihm seine besonderen anabolen und androgenen Eigenschaften verleiht. Die Summenformel lautet C₁₉H₂₆O₂. Die molare Masse beträgt 286,41 g/mol. Durch die Strukturmodifikation ist Boldenon weniger aromatisierbar als Testosteron, wodurch weniger Östrogen-Nebenprodukte entstehen, was es als anaboles Steroid attraktiv macht.

Boldenon wirkt durch Bindung an den Androgenrezeptor in Muskelzellen, wo es die Proteinsynthese fördert und den Katabolismus hemmt. Dies führt zu einer Zunahme der Muskelmasse und -kraft. Die androgene Wirkung von Boldenon führt auch zu einer erhöhten Stickstoffretention in der Muskulatur, was zur verbesserten Muskelregeneration und einem verstärkten Aufbau von Muskelgewebe beiträgt. Zusätzlich kann es auch die Freisetzung von Erythropoetin stimulieren, was die Erythropoese fördert und die Sauerstoffversorgung des Gewebes verbessert.

Boldenon wird häufig als Boldenon-Undecylenat formuliert, ein langwirksamer Ester, der die Freisetzung im Körper verlängert. Die Gabe erfolgt durch eine intramuskuläre Injektion, wobei der Ester schrittweise vom Wirkstoff abgespalten wird, der dann ins Blut gelangt. Die biologische Halbwertzeit beträgt dadurch mehrere Tage, was eine weniger häufige Verabreichung, in der Regel alle zwei bis drei Wochen, ermöglicht. Die Metabolisierung erfolgt in der Leber, die Ausscheidung über die Nieren.

In der Veterinärmedizin wird Boldenon zur Behandlung von unterernährten oder geschwächten Tieren, insbesondere Pferden und Rindern, verwendet. Es wird zur Förderung des Muskelwachstums und zur Behandlung von Appetitlosigkeit eingesetzt. Insbesondere in der Viehzucht wird es verwendet, um den Stoffwechsel und die Kraft dieser Tiere zu verbessern.

Beim Menschen ist Boldenon für keine medizinischen Indikationen zugelassen und die Anwendung gilt allgemein als illegal.

Die Nebenwirkungen von Boldenon sind zahlreich und umfassen sowohl körperliche als auch psychische Effekte. Dazu gehören u.a.:

• Androgene Effekte: Akne, Haarausfall und Seborrhoe sind häufige Folgen. Bei Frauen kann es zu einer Virilisierung mit tiefer Stimme und/oder Hirsutismus kommen.
• Kardiovaskuläre Risiken: Boldenon kann das Lipidprofil negativ beeinflussen, indem es den HDL-Wert senkt und den LDL-Wert erhöht. Dadurch erhöht sich das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen.
• Lebertoxizität: Obwohl es im Vergleich zu anderen Steroiden als weniger hepatotoxisch gilt, kann eine langfristige Anwendung dennoch zu Leberschäden führen.
• Psychische Nebenwirkungen: Es wird von Stimmungsschwankungen, erhöhter Aggression und in einigen Fällen von Depressionen berichtet.
• Hormonelle Dysregulation: Die exogene Zufuhr kann die körpereigene Testosteronproduktion hemmen und zu Hodenatrophie und Gynäkomastie führen.

Boldenon wird häufig im Sport missbraucht, insbesondere im Bodybuilding zur Steigerung der Muskelmasse und Kraft. Die Missbrauchsrate ist aufgrund der anabolen Wirkung hoch, was oft zu einer nicht therapeutischen Dosierung führt. Die Anwendung ist in den meisten Ländern illegal; der Besitz oder Verkauf ohne gültige Verschreibung ist eine Straftat. Internationale Dopingorganisationen wie die WADA haben Boldenon als verbotene Substanz eingestuft. Positive Tests können zu Wettkampfsperren führen.

Boldenon kommt natürlich in den Duftdrüsen des Wasserkäfers Ilybius fenestratus vor.

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• van Amsterdam J, Opperhuizen A, Hartgens F. Adverse health effects of anabolic-androgenic steroids. Regul Toxicol Pharmacol. 2010
• World Anti-Doping Agency. Prohibited List 2024. WADA