AZF-Deletion
Englisch: AZF deletion
Definition
AZF-Deletionen sind DNA-Verluste (Deletionen) im Bereich der Azoospermiefaktor-Region des Y-Chromosoms. Sie sind für männliche Fertilitätsstörungen verantwortlich.
Einteilung
Ursprünglich wurden drei AZF-Deletionen beschrieben:
- AZFa (umfasst wenige Gene, darunter DBY und USP9Y)
- AZFb (umfasst ca. 21 Protein-kodierende Gene)
- AZFc (umfasst ca. 10 Protein-kodierende Gene)
Tatsächlich sind die beschriebenen Deletionen im Bereich der AZFb- und AZFc-Region überlappend, eine neuere Nomenklatur richtet sich daher nach den flankierenden Repeat-Regionen.
Genetik
AZF-Deletionen beruhen auf einem Rekombinationsereignis im Rahmen der Meiose. Nur wenige Bereiche des Y-Chromosoms sind mit dem X-Chromosom rekombinierbar. Sie umfassen die pseudoautosomalen Regionen PAR1 und PAR2 am distalen Ende der Geschlechtschromosomen. Im Bereich der "male-specific region" des Y-Chromosoms (MSY) können nicht-allelische homologe Rekombinationen (NAHRs) auftreten. Dabei kann es zu Duplikationen oder Deletionen innerhalb des Rekombinationsbereiches kommen.
AZFa-Deletionen sind auf homologe intrachromosomale Rekombinationen zwischen zwei humanen endogenen retroviralen Sequenzen (HERV) zurückzuführen.
AZFb- und AZFc-Deletionen resultieren aus einer Rekombination zwischen Palindromen (z.B. P5, P1). Die strukturelle Organisation des AZFc-Lokus macht diesen besonders anfällig für derartige Rearrangements.
Nachweis
Der Nachweis von AZF-Deletionen erfolgt über Multiplex-PCR, mitunter auch mit der FISH-Methode
Klinische Relevanz
Männer mit einer kompletten AZFa-Deletion weisen in der Regel keine Keimzellen im Hodenepithel auf (Sertoli-Cell-Only-Syndrom). Ein Kinderwunsch kann in diesen Fällen nur mit einer Samenspende oder über eine Adoption erfüllt werden.
Gleiches gilt für Deletionen, welche die AZFb-Region umfassen. Die Wahrscheinlichkeit, diesen Fällen bei Hodenbiopsien Spermien zu gewinnen, wird als gering angesehen, kann aber bei Trägern einer AZFbc-Deletion (betrifft Teile der AZFb- und AZFc-Region) nicht absolut ausgeschlossen werden.[1]
Die strukturelle Organisation des AZFc-Bereichs zeigt eine hohe Variabilität.[2] Auch AZFc-Deletionen weisen in Bezug auf das klinische Outcome eine hohe Bandbreite auf. Diese reicht von einem vollständigen Meiosearrest bis hin zu reifen, befruchtungsfähigen Spermien. Die Erfolgsrate einer TESE ist beim Vorliegen einer AZFc-Deletion nicht abschätzbar.
Quellen
- ↑ Rudnik-Schöneborn et al., Genetische Diagnostik vor assistierter Reproduktion – Empfehlungen der neuen S2k-Leitlinie 2019, Gynäkologische Endokrinologie, 2020
- ↑ Navarro-Costa et al., The AZFc region of the Y chromosome: at the crossroads between genetic diversity and male infertility, Hum Reprod Update, 2010
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