Bläschendrüse
Synonyme: Glandula vesiculosa, Glandula vesicularis, Vesicula seminalis, Glandula seminalis, irreführend auch Samenblase, Samenblasendrüse
Englisch: seminal vesicle
Definition
Die Bläschendrüse ist eine paarig angelegte akzessorische Geschlechtsdrüse des Mannes.
Nomenklatur
Da die Glandula vesiculosa nichts mit der Produktion oder Reifung der Spermien ("Samen") zu tun hat, ist die ältere Bezeichnung "Samenblase" irreführend und wird in der jüngeren Literatur nicht mehr verwendet.
Anatomie
Morphologie
Die Bläschendrüse ist eine etwa 5 cm lange, längsovale Drüse von geknäueltem Aussehen. Es handelt es sich um einen vielfach gefalteten Drüsenschlauch, der ein Volumen von etwa 4 ml fassen kann. Der Ausführungsgang der Drüse, der Ductus excretorius, verbindet sich mit dem Samenleiter (Ductus deferens) zum Spritzkanal (Ductus ejaculatorius), der dann in die Harnröhre (Urethra) mündet.
Embryologie
Die Glandula vesiculosa entsteht embryologisch aus dem Wolff-Gang (Urnierengang).
Topografie
Die paarigen Bläschendrüsen liegen hinter dem Fundus vesicae der Harnblase. Dorsal können sie bis zur Excavatio rectovesicalis reichen. Angrenzende Strukturen der Bläschendrüse sind:
Die Bläschendrüse weist eine nach kranial und dorsal weisende Kuppe auf, die oft noch vom Peritoneum bedeckt ist. Die größten Drüsenanteile haben jedoch keinen Bauchfellbezug.
Gefäßversorgung
Die Versorgung der Bläschendrüse mit arteriellem Blut erfolgt durch Äste der Arteria vesicalis inferior aus der Arteria iliaca interna und variable Äste, die aus der Arteria ductus deferentis entspringen.
Der venöse Abfluss wird über den Plexus venosus vesicoprostaticus geregelt, der in die Venae vesicales mündet. Die Lymphdrainage erfolgt größtenteils durch die Nodi lymphatici iliaci interni, ein kleiner Teil fließt in die präsakralen Lymphknoten ab.
Innervation
Die Bläschendrüse wird überwiegend durch sympathische Fasern aus dem Plexus hypogastricus inferior innerviert, die für die Kontraktion der glatten Drüsenmuskulatur während der Ejakulation zuständig sind. Außerdem sind parasympathische Fasern aus dem gleichen Plexus vorhanden, welche die Sekretproduktion regulieren.
Histologie
Die Bläschendrüse weist einen dreischichtigen Aufbau aus Tunica mucosa, Tunica muscularis und Tunica adventitia auf.
Die Schleimhaut der Bläschendrüse (Tunica mucosa) ist mit einem ein- bis zweireihigen, teils hochprismatischen, teils isoprismatischen Epithel ausgekleidet. Sie zeigt zahlreiche Auffaltungen und wird von einer Lamina propria mucosae umgeben.
Die angrenzende Tunica muscularis besteht aus glatten Muskelzellen, die mikroskopisch häufig nicht klar von der Lamina propria mucosae abgrenzbar sind.[1] Sie wird von Fibroblasten und Kollagenfaserbündeln durchzogen. Einzelne Muskelzellstränge können bis in die größeren Schleimhautfalten hineinlaufen.
Die Tunica adventitia ist eine Schicht aus lockerem Bindegewebe, Nerven und Gefäßen. Sie verbindet die Oberfläche der Bläschendrüse mit den umliegenden Strukturen.[1]
Funktion
Die Bläschendrüse produziert ein alkalisches Sekret, das einen hohen Fruktosegehalt besitzt. Es stellt den größten Anteil des Ejakulats (ca. 70 %) und dient den darin befindlichen Spermien als Energielieferant zur Bewegung. Das alkalische Milieu regt die Spermatozoenbeweglichkeit an.
Gleichzeitig sezerniert die Bläschendrüse das Protein Semenogelin, das die Spermien in einer Gelmatrix einschließt und ihre vorzeitige Kapazitation verhindert. Dieses Protein wird erst in der Prostata durch PSA gespalten, wodurch die Spermien ihre volle Beweglichkeit gewinnen.