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Synonym: Harnröhre
Englisch: urethra
Urethra ist der medizinische Fachausdruck für die Harnröhre. Sie bildet den abschließenden, am weitesten kaudal gelegenen Teil der ableitenden Harnwege.
Aufgrund der anatomischen Unterschiede von Mann und Frau ist die Harnröhre bei beiden Geschlechtern sehr unterschiedlich dimensioniert.
Die Ausdehnung der männlichen Harnröhre (Urethra masculina) reicht von der inneren Harnröhrenmündung (Ostium urethrae internum), an der Spitze des Trigonum vesicae der Harnblase, bis zur äußeren Harnröhrenmündung (Ostium urethrae externum) am Ende des Penis. Bei entspanntem Penis verläuft die Urethra S-förmig und hat eine Länge von etwa 17-20 cm. Man teilt die männliche Urethra in vier Abschnitte ein:
Die Pars intramuralis (auch Pars preprostatica urethrae) ist der kürzeste Abschnitt. Sie beginnt am Ostium urethrae internum und verläuft durch die Harnblasenmuskulatur.
Die Pars prostatica ist ca. 3 cm lang und der Abschnitt mit dem größten Durchmesser. In diesem Teil läuft die Urethra fast senkrecht von der Basis bis zum Apex durch die Prostata. Sie liegt dabei etwas näher zur ventralen Wand der Drüse hin. Im Längsschnitt erscheint sie zur Mitte hin spindelförmig erweitert und verjüngt sich nach kaudal wieder, wo sie in die Pars membranacea übergeht. An ihrer posterioren Wand verläuft eine longitudinale Schleimhautfalte, die Crista urethralis. Etwa in der Mitte ihres Verlaufs befindet sich der Samenhügel (Colliculus seminalis). Hier findet man die Mündung der beiden Spritzkanäle (Ductus ejaculatorii) und zwischen ihnen - in Form eines kleinen Grübchens - den Utriculus prostaticus, ein Überbleibsel des Ductus paramesonephricus. Neben dem Samenhügel münden die Ductuli prostatici.
Die Pars membranacea ist ein kurzer, etwa 1-2 cm langer Abschnitt, der durch den Beckenboden läuft und vom Musculus sphincter urethrae externus umschlossen wird.
Die Pars spongiosa oder auch "Pars cavernosa" ist 15-16 cm lang und läuft auf der ventralen Seite des Penis entlang der Corpora cavernosa penis und wird dabei von einem eigenen Schwellkörper, dem Corpus spongiosum penis umgeben. Sie endet mit der äußeren Harnröhrenöffnung (Ostium urethrae externum bzw. Meatus urethrae externus) an der Spitze der Glans penis. Kurz vor ihrer Mündung weist sie noch eine Erweiterung, die Fossa navicularis urethrae, auf. In diesen Teil der Harnröhre münden die Ausführungsgänge der kleinen Harnröhrendrüsen (Glandulae urethrales). Ihr mehrschichtig zylindrisches Epithel mit Becherzellen trifft auf das mehrschichtig unverhornte Plattenepithel der Urethra. In diesen Teil der Harnröhre münden die beiden Ausführungsgänge der Bulbourethraldrüsen (Cowper-Drüsen), die Ductus bulbourethrales.
Aus klinischer Sicht haben neben den drei Harnröhrenabschnitten vor allem die physiologischen Engstellen der Harnröhre eine besondere Bedeutung. Sie sind:
Die weibliche Harnröhre (Urethra feminina) ist deutlich kürzer als die männliche. Ihre Länge beträgt nur etwa 2,5 bis 4 cm. Sie mündet mit dem Ostium urethrae externum unmittelbar vor bzw. über dem Scheideneingang (Introitus vaginae) in den Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae). Die weibliche Harnröhre wird in zwei Abschnitte eingeteilt:
Die Urethra dient bei beiden Geschlechtern der Ausleitung und Ausscheidung des Urins. Beim Mann wird zusätzlich das Sperma über die Harnröhre ausgeleitet.
Die Harnröhre kann von verschiedenen Fehlbildungen betroffen sein, die sich während der Embryonalzeit ausbilden. Dazu zählen z.B.:
Mit den Erkrankungen der Harnröhre beschäftigt sich die Urologie. Zu den wichtigsten Krankheitsbildern zählen unter anderem:
Um die Funktion, Histologie oder bakterielle Besiedelung der Urethra zu untersuchen, stehen eine Reihe spezieller urologischer Verfahren zur Verfügung, z.B.:
Tags: Harnwege
Fachgebiete: Bauch- und Beckeneingeweide, Gynäkologie, Urologie
Diese Seite wurde zuletzt am 1. Februar 2019 um 12:18 Uhr bearbeitet.
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