Harnröhrenstriktur
von lateinisch: stringere - binden
Synonyme: Harnröhrenverengung, Urethraobstruktion, Harnröhrenstenose
Englisch: urethral stricture
Definition
Als Harnröhrenstriktur bezeichnet man eine Verengung der Harnröhre (Urethra).
Ursachen
Harnröhrenstrikturen betreffen aufgrund der im Vergleich zu Frauen wesentlich längeren Harnröhre überwiegend Männer und kommen bei Knaben auch angeboren vor, z.B. bei Hypospadie. Mögliche Ursachen für erworbene Harnröhrenstrikturen sind:
- Urethritis (z.B. im Rahmen einer Gonorrhoe)
- Traumen mit anschließender Narbenbildung
- Tumoren der Harnröhre oder ihrer Umgebung
- Strahlentherapie
- Transurethrale Prostataresektion
Eine weitere wichtige Ursache von Harnröhrenstrikturen sind transurethrale Dauerkatheter - entweder durch die lange Liegedauer oder eine Verletzung der Harnröhre bei der Katheterisierung.
Symptome
Eine Harnröhrenstriktur führt zu einem schwachen, dünnen, gedrehten oder fächerförmigen Harnstrahl und abschließendem Harnträufeln. Nach der Harnentleerung verbleibt in der Blase ein Restharn.
Therapie
Die operative Therapie richtet sich nach der Art der Striktur (kurzstreckig oder langstreckig). Die Mehrzahl der Fälle wird endoskopisch mit dem Urethroskop behandelt. Die Striktur wird mit einem Messer (z.B. Schlitzung nach Otis o. Sachse) oder - seltener - einem Laser inzidiert. Bei diesem Verfahren liegt die Rezidivhäufigkeit bei über 70%. Zudem besteht die Gefahr, dass die Harnröhre durch wiederholtes Schlitzen langfristig geschädigt wird. Dies gilt auch für die transurethrale Aufdehnung (Bougierung) der Harnröhre.
Es ist daher zu empfehlen, frühzeitig eine offene Rekonstruktion der Harnröhre, durch Einnähen eines Gewebeersatzes durchführen zu lassen. Dazu wird entweder ein Stück Mundschleimhaut Mundschleimhautplastik von entsprechender Größe aus der Wange oder Unterlippe entnommen und zur Erweiterung der Harnröhre in diese eingenäht. Dieses Verfahren ist jedoch mit Nebenwirkungen im Mundraum verbunden. Zur Vermeidung von großflächigen Mundschleimhautsegmenten aus dem Mundraum besteht die Möglichkeit mit dem MukoCell-Verfahren Gewebeersatz aus patienteneigenen Zellen mittels Gewebezüchtung im Labor herzustellen. Nebenwirkungen, die durch die Entnahme von Mundschleimhaut im Mundraum entstehen, entfallen bei dieser Methode vollständig.
Bei kurzstreckigen Strikturen bietet sich zudem die Entfernung des verengten Abschnittes mit anschließender End-zu-End-Anastomosierung an.
Relevante ICD-10 Codes:
- N35 Harnröhrenstriktur
- N35.0 Posttraumatische Harnröhrenstriktur (Geburt, Verletzung)
- N35.1 Postinfektiöse Harnröhrenstriktur, anderenorts nicht klassifiziert
- N35.8 Sonstige Harnröhrenstriktur
- N35.9 Harnröhrenstriktur, nicht näher bezeichnet
- N99.1 Harnröhrenstriktur nach medizinischen Maßnahmen