Anaerobier
von altgriechisch: ἀήρ ("aer") - Luft
Synonym: Anaerobiont
Definition
Als Anaerobier bezeichnet man Mikroorganismen, die in Sauerstoff-freiem Milieu leben können oder müssen. Mikroorganismen, die für ihren Stoffwechsel Sauerstoff benötigen, heißen demgegenüber Aerobier.
Grundlagen
Anaerobe Mikroorganismen greifen bei der Energiegewinnung (bzw. ATP-Generierung) aus organischen Verbindungen wie Glucose auf zwei Prozesse zurück:[1]
- anaerobe Respiration: Energiegewinnung aus Elektronenübertragung auf anorganische Verbindungen, z.B. N2, Nitrat, Sulfat
- Fermentation: Energiegewinnung aus Elektronenübertragung auf andere organische Verbindungen, z.B. CO2
Da die Energieausbeute dieser Prozesse gegenüber der aeroben Respiration (Oxidation mit O2) deutlich geringer ausfällt, weisen vor allem obligate Anaerober im Allgemeinen ein vergleichsweise langsames Wachstum auf.
Einteilung
...nach O2-Toleranz und Stoffwechselverhalten
- Fakultative Anaerobier: Überleben mit und ohne Sauerstoff im umgebenden Milieu, können aerobe Respiration verwenden (z.B. Enterobacteriaceae)
- Aerotolerante Anaerobier: Überleben in sauerstoffhaltiger Atmosphäre, nutzen aber keine aerobe Respiration (z.B. Cutibacterium acnes)
- Obligate Anaerobier: Überleben nur in sauerstofffreier Atmosphäre (z.B. Clostridium spp.)
Die Gründe für ein Überleben ausschließlich unter Sauerstoffausschluss sind speziesspezifisch. Häufig fehlen Enzyme wie die Superoxid-Dismutase, Katalase und Peroxidase, um reaktive Sauerstoffspezies zu entfernen.
...nach Sporenbildung
Labormedizin
Materialien
Der Anaerobier-Nachweis kann in verschiedenen Materialien erfolgen:
- Blut
- aspirierter Eiter aus Abszessen
- Sinuspunktionsflüssigkeit
- Paukenhöhlenflüssigkeit
- transtracheales Aspirat
- Pleuropunktionsmaterial
- Peritonealexsudat
- aspirierter Gallenblaseninhalt
- Muskelgewebe
- Material aus der Tiefe eines Dekubitus
- Blasenpunktionsurin
Untersuchungsdauer
Die Untersuchung durch Kultivierung der Erreger dauert mindestens 4 Tage. Alternativ oder parallel kann eine Multiplex-PCR durchgeführt werden, die schnellere Ergebnisse liefert.
Quellen
- ↑ Suerbaum, Burchard, Kaufmann, Schulz (Hrsg.), Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Verlag, 9. Auflage, 2020. S. 244f.
Laborlexikon.de; abgerufen am 02.02.21