Clostridium perfringens
von altgriechisch: κλωστήρ ("klostér") - Spindel und lateinisch: perfringere - durchbrechen
Synonyme: Welch-Fraenkelscher Gasbazillus, Clostridium Welchii, Bacillus Welchii
Englisch: clostridium perfringens
Definition
Clostridium perfringens ist ein grampositives, anaerobes, sporenbildendes Bakterium. Es ist der wichtigste Erreger des Gasbrandes und darüber hinaus ein potenzieller Auslöser von Lebensmittelvergiftungen.
Verbreitung
Pathogenitätsfaktoren
Für Clostridium perfringens sind über 20 Exotoxine bekannt, zu ihnen zählen unter anderem:
- große (letale) Exotoxine:
- Alpha-(α)-Toxin: Lecithinase, führt zu Kolliquationsnekrosen und wirkt letal
- Beta-(β)-Toxin: nekrotisierend, verantwortlich für den Darmbrand
- Epsilon-(ε)-Toxin: nekrotisierend
- Jota-(ι)-Toxin: nekrotisierend
- kleine Toxine:
- Theta-(θ)-Toxin: kardiotoxisch, hämolysierend
- Kappa-(κ)-Toxin: Kollagenase
- Lambda-(λ)-Toxin: Proteinase
- My-(μ)-Toxin: Hyaluronidase
- Ny-(ν)-Toxin: Desoxyribonuklease
- Clostridium-perfringens-Enterotoxin (CPE)
Serotypen
Clostridium perfringens kann anhand seiner Pathogenitätsfaktoren in fünf Serotypen (A bis E) eingeteilt werden. Nur die Typen A und C haben eine humanpathogene Bedeutung.
- Clostridium perfringens Typ A wird klassifiziert durch das Vorhandensein des Alpha-(α)-Toxins
- Clostridium perfringens Typ C wird klassifiziert durch das Vorhandensein des Alpha-(α)- und Beta-(β)-Toxins
Klinik
Lebensmittelvergiftung
Das Clostridium-perfringens-Enterotoxin ist für einen Großteil der menschlichen Lebensmittelvergiftungen verantwortlich. Nach der Aufnahme sehr großer Mengen des Erregers (>106) durch den Verzehr von kontaminierten Nahrungsmitteln kommt es zu einer Enterotoxinbildung bei der Versporung von Clostridium perfringens im Darm. Das Enterotoxin bindet an die Darmwand und bildet dort porenartige Strukturen, die zu einer Zerstörung der Zellwand und zum Zelltod führen.
Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden entwickeln die Patienten ausgeprägte Diarrhöen, Übelkeit und Tenesmen. Die Erkrankung verläuft ohne Erbrechen und Fieber. Die Symptome klingen in der Regel nach etwa 1 bis 2 Tagen ohne Therapie wieder ab.
Gasbrand
Beim Gasbrand, auch clostridiale Myonekrose genannt, ist in etwa 80 bis 90 % der Fälle Clostridium perfringens nachweisbar.
Die Clostridien breiten sich bei größeren Weichteilschädigungen rasant im geschädigten Gewebe aus. Eine schlechte Durchblutung des Wundgebiets (anaerobe Bedingungen) begünstigt dabei die Ausbreitung. Besonders nach großflächiger Weichteilverletzung, bei offenen Frakturen, aber auch nach Schuss- und Stichverletzungen mit Gewebeuntergang und Mangeldurchblutung ist die Gefahr einer Infektion mit Clostridien groß.
Nach einer variablen Inkubationszeit von 1 bis 4 Tagen entwickeln sich schwere Myonekrosen im infizierten Bereich. Durch Übertritt bakterieller Toxine in den systemischen Kreislauf kann es zusätzlich zur Schädigung lebenswichtiger Organe kommen (z.B. Herz, Niere).
siehe auch: Gasbrand
Darmbrand
Eine Sonderform des Gasbrandes ist der Darmbrand (Nekrotisierende Enteritis). Er zeigt eine hohe Letalität und wird durch das Beta-(β)-Toxin von Clostridium perfringens verursacht.
Nach einer kurzen Inkubationszeit treten plötzlich starke Tenesmen, blutige Diarrhöen und Fieber auf. Binnen weniger Stunden bis Tage können sich schwere Komplikationen wie ein Herz-Kreislauf-Versagen, ein Ileus, eine Darmperforation, gastrointestinale Massenblutungen sowie neurologische Symptome (z.B. Tetraplegie) einstellen. Auch bei rascher und adäquater Therapie ist die Letalität hoch.
Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Eine kulturelle Anzucht des Erregers (z.B. auf Blutagar) kann wegen des raschen Fortschreitens der Erkrankung nicht abgewartet werden und dient lediglich einer rückwirkenden Bestätigung.
Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Gasbrandes kann eine zeitnahe Bestätigung durch das Anfertigen eines Grampräparates aus dem Rand der Läsion erfolgen. Hierbei zeigt sich das typische Bild von grampositiven, plumpen Stäbchenbakterien. Sporen sind oft nicht nachweisbar, da sie sich unter den guten Wachstumsbedingungen im nekrotischen Gewebe nur selten bilden.
In den letzten Jahren haben sich zunehmend serologische (z.B. ELISA) und molekularbiologische (z.B. RT-PCR) Verfahren zum schnellen und sicheren Nachweis von Clostridium perfringens und seiner Toxine etabliert.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 25.02.2021
- Nachweis und Charakterisierung von Clostridium perfringens mittels real-time-PCR, Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Springer 2007); abgerufen am 25.02.2021