Prevotella
nach André-Romain Prévot (1894-1982), französischer Mikrobiologe
Definition
Prevotella ist eine Gattung von Bakterien, die zur Familie der Prevotellaceae gehört. Sie sind Teil des vaginalen und gastrointestinalen Mikrobioms, jedoch auch potentielle Erreger von Infektionen.
Systematik
- Domäne: Bakterien (Bacteria)
- Abteilung: Bacteroidetes
- Klasse: Bacteroidia
- Ordnung: Bacteroidales
- Familie: Prevotellaceae
- Gattung: Prevotella
- Familie: Prevotellaceae
- Ordnung: Bacteroidales
- Klasse: Bacteroidia
- Abteilung: Bacteroidetes
Derzeit (2020) werden ca. 30 Arten unterschieden.
Eigenschaften
Prevotella ist ein gramnegatives Bakterium, das obligat anaerob lebt. Es ist pleomorph stäbchenförmig, unbeweglich und bildet keine Sporen aus. Es besitzt einen chemoorganotrophen Gärungsstoffwechsel, dessen Hauptendprodukte Acetat und Succinat sind.
Vorkommen
Prevotellen kommen in der normalen mikrobiellen Flora von Mundhöhle, Darm und Vagina vor. Im Gastrointestinaltrakt lässt es sich gehäuft bei Menschen nachweisen, die sich vegetarisch ernähren, viel Obst und Gemüse essen und mehr Kohlenhydrate als Fleisch verzehren. Prevotellen sind die dominante Bakteriengattung beim Enterotyp 2.
Prevotella bivia und Prevotella disiens gehören zur Normalflora der Vagina, Prevotella melaninogenica, Prevotella intermedia, Prevotella denticola, Prevotella buccalis, Prevotella oralis und andere Arten besiedeln die Mundhöhle.
Klinik
Obwohl sie häufig physiologischer Bestandteil des Mikrobioms sind, können Prevotellen auch Infektionen auslösen, z.B.:
- Infektionen der Mundhöhle: Parodontitis, (nekrotisierende) Gingivitis, Abszesse
- Noma
- Aspirationspneumonie, Lungenabszess, Lungenempyem
- Sinusitis
- chronische Otitis media
- Pelvic Inflammatory Disease (PID)
- Harnwegsinfektionen
- bakterielle Vaginose
- Osteomyelitis
- Hirnabszess
Einige Arten sind so genannte Leitkeime, z.B.
- Prevotella intermedia für Infektionen der Mundhöhle
- Prevotella bivia und Prevotella disiens für Genitalinfektionen und Infektionen des kleinen Beckens
- Prevotella melaninogenica für die Rachenflora
Nachweis
Prevotellen können über einfache phänotypische Tests nachgewiesen werden, wodurch eine Abgrenzung und Unterscheidung der Leitkeime von den anderen Prevotellenarten möglich ist.
Durch Anzüchten in Bakterienkulturen können über die positive Indolreaktion sowie über die Bildung von schwarzen Protohämpigment auf bluthaltigen Nährmedien die Prevotellaarten in "pigmentierte" und "nichtpigmentierte" Arten eingeteilt werden. Pigmentierte Prevotellen sind am schnellsten in den Hämolysezonen von Staphylococcus aureus nachzuweisen, der deshalb mit aufgeimpft werden sollte.
Die weitere Unterteilung der Arten erfolgt über Abimpfen auf Blutagarplatten mit verschiedenen Blutsorten und über den Nachweis von bestimmten Enzymen (z.B. Xylosidase), welche für die jeweilige Prevotellaart charakteristisch sind.
Therapie
Prevotella reagieren in der Regel sensibel auf Metronidazol. Alternativ können nach Anfertigung eines Resistogramms auch Ampicillin/Sulbactam, Piperacillin/Tazobactam, Cefotaxim, Chloramphenicol und Carbapenem als Therapie in Frage kommen.
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