Chloramphenicol
Handelsname: Posifenicol® u.a.
Synonyme: Chloramphenicolum u.a.
Englisch: Chloramphenicol
Definition
Chloramphenicol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antibiotika und besitzt ein breites Spektrum gegen grampositive und gramnegative Erreger. Aufgrund seines ungünstigen Nebenwirkungsprofils wird es heute nur noch als Reserveantibiotikum angewendet, wenn andere Optionen versagen.
Chemie
Chloramphenicol hat die Summenformel C11H12Cl2N2O5 und eine molare Masse von 323,13 g/mol.
Wirkmechanismus
Chloramphenicol wirkt bakteriostatisch durch Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese. Durch reversible Bindung an das katalytische Zentrum der 50S-Unterheinheit der bakteriellen Ribosomen wird die Verlängerung der Peptidkette blockiert.
Pharmakokinetik
Der Wirkstoff weist eine Bioverfügbarkeit von 75 bis 90 % auf. Die Metabolisierung erfolgt hepatisch. Die Plasmahalbwertszeit beträgt zwei bis fünf Stunden. Der Arzneistoff wird renal eliminiert.
Indikationen
Die Hauptindikationen für die topische Anwendung stellen u.a. Bindehautinfektionen und Hornhautinfektionen dar. Darunter kommt Chloramphenicol bei Konjunktivitis, Keratitis, Keratokonjunktivitis sowie Blepharitis zum Einsatz. Darüber hinaus wird der Wirkstoff bei Ekzemen und Hautentzündungen angewendet.
Aufgrund der möglichen schweren Nebenwirkungen hat Chloramphenicol in der systemischen Therapie den Status eines Reserveantibiotikums. Hauptindikation sind schwere, sonst nicht zu beherrschende Infektionskrankheiten wie
Weiterhin kann das Medikament aufgrund seiner guten Liquorgängigkeit als Reserveantibiotikum bei Meningitis durch Pneumokokken oder Haemophilus influenzae eingesetzt werden.
Darreichungsform
Das Arzneimittel wird topisch in Form einer Augensalbe oder Creme appliziert. Als Lösung zur intravenösen Gabe ist Chloramphenicol in Deutschland nicht mehr im Handel.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Topische Anwendung
- allergische Reaktionen: lokale Hautreizungen, Juckreiz, Hautrötung, Schwellungen
Systemische Anwendung
- irreversible Knochenmarksaplasie
- Grey-Syndrom bei Neugeborenen (verminderte Metabolisierung aufgrund von reduzierter Enzymaktivität)
- Herxheimer-Reaktion z.B. bei Typhus abdominalis (massive Abtötung der Erreger führt zum Endotoxinschock)
- Neuritis nervi optici (NNO)
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Amphenicolen
- akute Porphyrie
- Leberfunktionsstörungen
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Anwendung des Arzneistoffs kontraindiziert.
Beispielrezepturen
- Chloramphenicol 1,0% in Basiscreme DAC ad 30,0 g, S: 2-3 x tgl.
- Chloramphenicol 1,0%, Propylenglycol 20% in Ethanol 70% ad 100,0 g, S: 2-3 x tgl.
Zulassung
Chloramphenicol ist verschreibungspflichtig. In Deutschland sind zur Zeit (2023) keine Präparate zur systemischen Anwendung von Chloramphenicol mehr im Handel.