Noma
von altgriechisch: νομεῖν ("nomein") - grasen, verschlingen
Synonyme: Wangenbrand, Stomatitis gangraenosa, Cancrum oris, Wasserkrebs
Englisch: noma, candrum oris, gangenous stomatitis
Definition
Als Noma bezeichnet man ein Geschwür der Mundschleimhaut, das insbesondere bei unterernährten und immungeschwächten Kindern auftritt, die in Entwicklungsländern leben. Es führt zu einer Zerstörung der Weichteile und der Knochen des Gesichtes.
Epidemiologie
Die Erkrankung tritt am häufigsten in Afrika südlich der Sahara auf, kommt aber auch Asien und Südamerika vor. Die genaue Prävalenz ist nicht bekannt. Von der WHO wird die Noma als vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD) eingeordnet.
Im letzten Jahrhundert wurde Noma auch in Deutschland beobachtet. Dabei kam die Erkrankung vor allem in den Weltkriegen in Konzentrations- und Gefangenenlagern vor.
Ätiopathogenese
Die genaue Ätiologie und Pathophysiologie der Erkrankung ist derzeit (2022) noch nicht eindeutig geklärt. Es ist gesichert, dass eine polybakterielle nekrotisierende Infektion ursächlich für die Erkrankung ist. Es sind jedoch weitere Kofaktoren erforderlich, damit die Bakterien den charakteristischen destruktiven Prozess der Noma verursachen. Unterernährung und HIV bzw. AIDS sind gesicherte Kofaktoren. Es existieren verschiedene weitere Risikofaktoren, deren genauer Einfluss jedoch nicht wissenschaftlich belegt ist. Beispiele sind:
- Mangelhafte Mundhygiene
- Systemische bakterielle oder virale Infektionen (z. B. Malaria, Masern)
- Anhaltende Diarrhö
- Fehlende sanitäre Einrichtungen
Klinik
Die Erkrankung beginnt typischerweise mit dem Auftreten von Fötor und der Ausbildung von schmerzhaften Knoten in der Mundschleimhaut. Im weiteren Verlauf entwickeln sich die Knoten zu einem eitrigen Geschwür. Das Geschwür breitet sich auf den Kiefer und das Gesicht aus. Die Folge ist ein ausgeprägter Gewebedefekt.
Systemische Symptome der Noma sind Diarrhö, Fieber sowie ein schlechter Allgemeinzustand. Eine Spontanheilung der Erkrankung führt zur Bildung sehr fester fibröser Narben. Diese haben nicht selten eine knöcherne Ankylose zwischen Ober- und Unterkiefer oder zwischen Unterkiefer und Jochbein zur Folge. Die Patienten können den Mund nicht mehr oder nur unvollständig öffnen, wodurch insbesondere die Nahrungsaufnahme erschwert ist.
Komplikationen
Eine wichtige und häufige Komplikation ist die Entstehung einer Sepsis.
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand des klinischen Erscheinungsbildes gestellt.
Therapie
Die Therapie setzt sich aus einer stadiengerechten Wundbehandlung sowie einer Antibiotikatherapie zusammen. Antibiotika, die eingesetzt werden, sind Amoxicillin und Metronidazol. Darüber hinaus sollte der Ernährungszustand der Patienten verbessert werden. Aufgrund des entstehenden Gewebedefekts ist in der Regel eine chirurgische Rekonstruktion der Läsionen erforderlich.
Prognose
In 80 % der Fälle versterben die Patienten innerhalb von wenigen Wochen. Im Falle eines Überlebens leiden die Patienten häufig unter funktionellen, ästhetischen, psychosozialen und sozialen Folgen.[1]
Literatur
- Pschyrembel - Noma, abgerufen am 30.11.2022
- Pharmazeutische Zeitung - Kinder ohne Gesicht, abgerufen am 30.11.2022
- Orphanet - Noma, abgerufen am 30.11.2022
- Feller et al. Noma (cancrum oris): An unresolved global challenge, Periodontol 2000. 2019
- WHO officially recognizes noma as a neglected tropical disease, abgerufen am 18.1.2024
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