Synonym: Pus
Englisch: pus
Eiter - oder medizinisch Pus - ist ein biologisches Abbauprodukt, das durch Gewebeeinschmelzung (Autolyse) und den Untergang von Leukozyten entsteht, die in ein Entzündungsgebiet eingewandert sind.
Den Prozess der Absonderung von Eiter nennt man Eiterung (Suppuration).
siehe auch: Eitrige Entzündung
"Pus bonum et laudabile" ("Der gute, lobenswerte Eiter") wurde der Eiter in der klassischen Medizin genannt. Dahinter stand die Meinung, dass der rahmig-gelbe Eiter für die Wundheilung wichtig sei, was bei infizierten Wunden vor der Entdeckung der Antibiotika durchaus seine Richtigkeit hatte. Die altgriechische Bezeichnung für Eiter ist πύον ("pyon").
Eiter wird in der Regel durch eine Infektion mit Bakterien ausgelöst. Erreger, die eitrige Infektionen auslösen, werden auch als pyogene Bakterien bezeichnet. In einigen Fällen entsteht Eiter jedoch auch ohne Einwirkung von Keimen, z.B. im Rahmen der Psoriasis pustulosa.
Eiter besteht überwiegend aus Proteinen und Zelldetritus. Er ist ein Zeichen für die lokale Einschmelzung von Gewebe unter dem Einfluss von proteolytischen Enzymen, die von den Erregern selbst und/oder von der zellulären Immunabwehr, insbesondere den neutrophilen Granulozyten gebildet werden.
Eiter kann eine dünnflüssige bis rahmig-dickflüssige Konsistenz haben. Seine Farbe und Konsistenz hängen von seiner chemischen Zusammensetzung und der Art des eitererzeugenden Bakteriums ab. Sie können daher erste Hinweise auf den Erreger geben. Gelber Eiter findet sich z.B. bei Staphylococcus aureus, blaugrüner Eiter bei Pseudomonas aeruginosa. Eine grünliche Farbe wird auch durch die massive Freisetzung des von den Granulozyten produzierten, eisenhaltigen Enzyms Myeloperoxidase (MPO) verursacht. Bei Beimischung von Blut kann die Farbe in rosa bis braun umschlagen. Drusen sind typisches Zeichen einer Aktinomykose.
Ein weiteres wichtiges klinisches Kriterium ist der Geruch des Eiters ("geruchlos", "süßlich", "übelriechend"). Ein fötider Geruch weist in der Regel auf Escherichia coli oder Anaerobier hin.
Eiter spielt im Rahmen vieler Krankheitsbilder eine Rolle. Nach der Art der Lokalisation des Eiters unterscheidet man grob:
Ansammlungen von Eiter in bestimmten Körperpartien tragen darüber hinaus oft eigene Bezeichnungen, z.B.:
Eitrige Hauteffloreszenzen nennt man Pusteln.
Eine Eiteransammlung kann lokale Kompression und Schmerzen erzeugen und zum Ausgangspunkt für eine prognostisch sehr ungünstige Sepsis werden. Deshalb gilt in der Regel der alte Lehrsatz: "Ubi pus, ibi evacua" – "Wo Eiter (ist), dort entleere (ihn)". Die chirurgische Sanierung von Eiterhöhlen durch Drainage und Debridement bzw. die Exzision von Abszesshöhlen hat daher eine hohe therapeutische Bedeutung. Die alleinige Gabe von Antibiotika ist häufig nicht ausreichend, weil sie im Entzündungsbezirk keine wirksame Konzentration erreichen.
Obwohl Eiter das typische Zeichen einer bakteriellen Entzündung ist, eignet er sich schlecht als Probenmaterial für die mikrobiologische Diagnostik. Da die Bakterien von Granulozyten abgebaut werden, ist Eiter häufig steril. Die Probennahme erfolgt besser vom Wundgrund oder Wundrand, nachdem der Eiter entfernt wurde.
Fachgebiete: Allgemeine Mikrobiologie, Infektiologie, Pathologie
Diese Seite wurde zuletzt am 26. November 2007 um 23:51 Uhr bearbeitet.
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