Aktinomykose
Englisch: actinomycosis
Definition
Unter einer Aktinomykose versteht man eine endogene Infektion mit Aktinomyzeten.
Epidemiologie
Aktinomykosen sind weltweit verbreitet. Bei älteren Menschen sowie bei Kindern und Jugendlichen treten sie eher selten auf. Man vermutet, dass hormonelle Einflüsse beim Ausbruch der Erkrankung eine Rolle spielen, da Männer fast dreimal so häufig betroffen sind wie Frauen.
Einteilung
Man kann folgende Formen der Aktinomykose unterscheiden:
Zervikofaziale Aktinomykose
Die zervikofaziale Form ist die häufigste Form, da Aktinomyzeten Teil der physiologischen Mundflora sind. Die Infektion wird meist durch Actinomyces israelii ausgelöst und entsteht durch eine Verletzung in der Mundhöhle. Sie ermöglicht es den Erregern, in tiefere Gewebsschichten einzudringen.
Thorakale Aktinomykose
Die thorakale Form entsteht durch Aspiration von erregerhaltigem Speichel, durch eine sich ausbreitende zervikofaziale Aktinomykose oder seltener durch eine hämatogene Streuung.
Abdominale Aktinomykose
Die abdominale Form nimmt ihren Ursprung von Verletzungen des Darms oder geht vom weiblichen Genitalbereich aus.
Kutane Aktinomykose
Eine Aktinomykose der Haut ist eher selten und kann z.B. nach Verletzungen durch Speichelübertragung auftreten.
Sonderformen
Zu den Sonderformen gehören die Aktinomykose der Leber, die durch eine hämatogene Streuung ausgelöst wird und die Aktinomykose der Tränenkanäle.
Pathogenese
Bei den Aktinomykosen handelt es sich in der Regel um Mischinfektionen, da sich die Aktinomyzeten vor allem in sauerstoffarmen Geweben vermehren. Dabei wird das anaerobe Milieu für die Vermehrung durch die beteiligten Bakterien wie Actinobacillus, Enterobacteriaceae oder Staphylokokken vorbereitet.
Klinik
Aktinomykosen führen zu einer Abszessbildung, wobei sich die Eiteransammlungen auf das umliegende Gewebe ausbreiten und von Granulationsgewebe umgeben sind. Die infizierten Gewebeknoten haben eine Tendenz zur Einschmelzung mit Ulzeration und Fistelbildung. Bei längerer Verlaufsdauer kommt es zu einer ausgeprägten keloidartigen Narbenbildung mit Indurationen. Das betroffene Gewebe hat dann palpatorisch eine derbe Konsistenz.
Aktinomyzeten können darüber hinaus zu Karies und Parodontitis führen.
Diagnostik
Eine Aktinomykose kann mikroskopisch durch Drusen nachgewiesen werden, wobei es sich um wenige Millimeter große, harte Körnchen handelt. Diese sich vor allem im Fisteleiter befindenden Körnchen bestehen aus einer Anhäufung von Bakterien, die von Lymphozyten umgeben sind. Aus diesen Ansammlungen ragen radiär filamentöse Aktinomyzeten heraus, woher die ältere Bezeichnung "Strahlenpilz" stammt.
Die DNA des Erregers kann durch eine PCR in Abstrichen nachgewiesen werden. Ein kultureller Nachweis unter anaeroben Bedingungen ist möglich, jedoch sehr aufwändig und nimmt mehrere Wochen in Anspruch.
Therapie
Im Anfangsstadium der Erkrankung kann eine Therapie mit Antibiotika ausreichen, während im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kombiniert antibiotisch und chirurgisch vorgegangen werden muss. In der Regel wird ein Aminopenicillin oder ein Tetrazyklin zur Behandlung genutzt. Die Behandlungsdauer ist abhängig vom Ansprechen der medikamentösen Therapie und sollte mindestens 2 Monate betragen.
Prophylaxe
Eine Prophylaxe ist nicht möglich, da die Aktinomykose eine endogene Infektion ist.
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