Eitrige Entzündung
Englisch: putrid inflammation
Definition
Die eitrige Entzündung ist eine Form der Entzündung, bei der man im Exsudat einen sehr hohen Anteil an Detritus (Zelltrümmer) und eine hohe Konzentration von neutrophilen Granulozyten findet.
Ätiologie
Als Verursacher der eitrigen Entzündung kommen vor allem Bakterien in Frage, die eine stark pyogene, zytotoxische Wirkung besitzen.
Folgende Bakterien spielen hierbei die größte Rolle:
- Streptokokken
- Staphylokokken
- Pneumokokken
- Meningokokken
- Gonokokken
- unterschiedliche gramnegative Bakterien
- Chlamydien
sowie einige Pilze.
Morphologie
Es findet sich am Ort des Entzündungsgeschehen ein leukozytäres gelbes Exsudat, der so genannte Eiter. Er kann eine dünnflüssige bis rahmige Konsistenz haben.
Das Exsudat setzt sich aus zahlreichen neutrophilen Granulozyten zusammen, die zum Teil verfettet und apoptotisch/nekrotisch sind. Ebenso sieht man Gewebstrümmer (Detritus) und Bakterien. Häufig gibt es Mischformen mit fibrinösem (fibrinös-eitrig), hämorrhagischem (hämorrhagisch-eitrig) und katarrhalischem (katarrhalisch-eitrig) Anteil.
Lokalisation
Es gibt bei der eitrigen Entzündung anders als bei der fibrinösen Entzündung und der serösen Entzündung keine Orte, an denen ein besonders gehäuftes Auftreten zu beobachten ist.
Ausbreitungsformen
Nach der Ausbreitung der Entzündung sind folgende Formen der eitrigen Entzündung zu unterscheiden:
Phlegmone
Von einer Phlegmone spricht man, wenn es im Laufe der leukozytären Entzündung zu einer diffusen Gewebsausbreitung des Geschehens kommt.
Das hierbei austretende Infiltrat besteht aus neutrophilen Granulozyten und serösem/fibrinösen Exsudat.
Ausgelöst werden Phlegmone vor allem durch eine Infektion mit bestimmen Streptokokken-Stämmen. Durch das im Erreger vorhandene Enzym Hyaluronidase kommt es zu einer Auflösung der bindegewebigen Grundsubstanz und somit zu einer schnellen Ausbreitung des Entzündungsgeschehens im Gewebe. Durch eine ausreichend hoch dosierte Antibiotika-Gabe kann die weitere Ausbreitung jedoch gestoppt werden.
Beispiele:
- Erysipel
- akute Appendizitis
- Cholezystitis
- akute Meningitis
Abszess
Betrachtet man den Abszess als Entzündungsgeschehen, so ist dieser (im Gegensatz zur Phlegmone) eine lokal begrenzte Gewebseinschmelzung (Gewebsnekrose).
Am Ort der Entzündung befindet sich ein neu gebildeter Hohlraum, der mit Exsudat gefüllt ist. Die Bildung des Hohlraums basiert auf einer Gewebseinschmelzung durch bakterielle Toxine und körpereigene Immunmechanismen. Den Abszess begrenzt zunächst eine fibrinös-eitrige Abszessmembran, bevor es zur Bildung von Granulationsgewebe am Randsaum kommt. Chronische Abszesse werden schließlich von einer fibrösen Kapsel umschlossen.
Beispiele:
Empyem
Bei einem Empyem sammelt sich die Eiterflüssigkeit in einem bereits bestehenden Hohlraum an (z.B. Perikard, Pleuraspalt). Ein Empyem ensteht selten am Ort des Auftretens, vielmehr handelt es sich überwiegend um Entzündungen, die "einwandern". Eine spontane Ausheilung findet nicht statt, es ist i.d.R. eine Eröffnung oder Punktion notwendig.
Beispiele:
- Pyoarthrose der Gelenke
- Gallenblasenempyem