von lateinisch: appendix - Anhang
Synonyme: Wurmfortsatzentzündung, fälschlich auch "Blinddarmentzündung"
Englisch: appendicitis
Unter einer Appendizitis versteht man die Entzündung der Appendix vermiformis (des Wurmfortsatzes).
ICD10-Code | Bezeichnung |
---|---|
K35 | Akute Appendizitis |
K36 | Sonstige Appendizitis (chronisch, rezidivierend) |
K37 | Nicht näher bezeichnete Appendizitis |
Eine Appendizitis kann ausgelöst werden durch:
Die Bezeichnung "chronische Appendizitis" wird von manchen Autoren als zu unscharf abgelehnt.
Eine Appendizitis beginnt meist unspezifisch mit:
Im weiteren Verlauf entsteht das Krankheitsbild des akuten Abdomens mit
Der Verlauf kann jedoch - besonders bei der chronischen Appendizitis - auch unspezifisch bleiben, so dass aus dem klinischen Bild keine eindeutige Diagnose möglich ist.
Nach wie vor ist die klinische Untersuchung mit sorgfältger Palpation des Abdomens für die Diagnose der Appendizitis entscheidend, z.B. unter der Nutzung von Score-Systemen, wie dem Eskelinen-Score oder Alvarado-Score. Die übrige Diagnostik der Appendizitis beinhaltet:
Insbesondere die hochauflösende Sonografie hat in den letzten Jahren bei der Diagnose einer Appendizitis an Bedeutung gewonnen. In Metaanalysen wird der Methode eine Sensitivität bis zu 87% und eine Spezifität bis zu 94% attestiert. Durch die Kombination aus transvaginalem und transabdominalem Ultraschall lässt sich die Sensitivität auf rund 97% steigern.[1] Die diagnostische Treffsicherheit ist jedoch von der Erfahrung des Untersuchers abhängig.
Bei der Palpation des Abdomens gibt es eine Reihe von Schmerzpunkten bzw. Palpationszeichen, die typisch für die Appendizitis sind; eine vollständige Übersicht findet sich unter den Appendizitiszeichen.
Es kann auch eine Schmerzwanderung von epigastrisch bzw. periumbilikal in den rechten Unterbauch im Verlauf einer typischen akuten Appendizitis auftreten, welche durch die lokale Einbeziehung des dem Entzündungsherd benachbarten parietalen Peritoneums verursacht wird.
Am Beginn einer akuten Appendizitis steht häufig eine Lumenobstruktion, etwa durch Kotsteine. Das Lumen der Appendix kann auch von außen komprimiert werden, beispielsweise durch den Druck benachbarter Lymphknoten, die im Rahmen eines gastrointestinalen Infekts angeschwollen sind.
Infolge der Obstruktion wird die Appendixwand überdehnt. Dadurch werden Nervenendigungen des vegetativen Nervensystems gereizt und es entsteht ein schlecht lokalisierbarer, viszeraler Schmerz. Da das vegetative Nervensystem nicht segmental gegliedert ist, wird der Schmerz oft als diffus und nicht genau lokalisierbar wahrgenommen. Aus Erfahrung projiziert der Patient den Schmerz oft auf den Bauchnabel oder in das Epigastrium (besonders Kinder zeigen bei allen Bauchbeschwerden zuerst auf den Bauchnabel). Im Verlauf kommt es durch die Überdehnung zu einer Ischämie der Darmwand und zur Einwanderung von Bakterien. Es entstehen erst eine phlegmonöse Entzündung und dann eine Gangrän der Appendixwand. Bei Ausbreitung auf das parietale Peritoneum werden nun die segmental geordneten Lumbalnerven gereizt und es entsteht der gut lokalisierbare helle, somatische Schmerz.
Da die Beschwerden bei Appendizitis besonders zu Beginn unspezifisch sind, ist die Differentialdiagnostik sehr komplex, sie bezieht neben den typischen Diagnosen der Gastroenterologie auch gynäkologische, pulmologische und systemische Erkrankungen mit ein. Im Folgenden sind die gängigsten Differentialdiagnosen aufgeführt:
Die konservative Behandlung einer Appendizitis besteht aus Bettruhe, Nahrungskarenz, parenteraler Flüssigkeitzufuhr und Antibiotikagabe (z.B. Cefuroxim + Metronidazol oder Piperacillin + Tazobactam) unter klinischer Beobachtung bei fortlaufenden Laborkontrollen. Durch dieses abwartende Vorgehen sollen unnötige operative Eingriffe vermieden werden. Bei einem konservativen Vorgehen besteht grundsätzlich das Risiko einer Aggravation der Erkrankung.
Die chirurgische Behandlung der Appendizitis erfolgt durch eine Appendektomie, die abhängig von Symptomatik und Verlauf offen (Laparotomie) oder endoskopisch durchgeführt wird. Die Appendix wird anschließend histologisch untersucht. Die negative Appendektomierate, d.h. das Vorliegen einer normalen Appendix bei positiver klinischer Symptomatik beträgt zwischen 10 und 40 %. Durch zusätzliche Diagnostik (MRT, CT) kann die Rate deutlich gesenkt werden.
Die Prognose einer Appendizitis ist bei rechtzeitiger medizinischer Versorgung gut. Die Letalität eines chirurgischen Eingriffs liegt bei der unkomplizierten Appendizitis unter 0,001%. Bei Perforation in die freie Bauchhöhle steigt die Letalität auf etwa 1%.
Fachgebiete: Gynäkologie, Viszeralchirurgie
Diese Seite wurde zuletzt am 19. Januar 2022 um 12:55 Uhr bearbeitet.
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