logo Einloggen

Hodentorsion

Synonym: Hodenverdrehung
Englisch: testicular torsion

1. Definition

Unter dem Begriff Hodentorsion versteht man die partielle oder totale Drehung des Hodens um den versorgenden Gefäßstiel. Die Hodentorsion ist ein urologischer Notfall.

2. Ätiologie

2.1. Idiopathische Hodentorsion

Die idiopathische Hodentorsion ist die häufigste Form der Hodentorsion. Ihr liegt eine Entwicklungsanomalie mit Fehlen des Gubernakulums zugrunde, die zu einer abnormen Beweglichkeit des Hodens führt.

In 50% der Fälle tritt das Krankheitsbild nachts während des Schlafes auf, aber auch während Sport und Spiel - ausgelöst durch äußere Stimuli und Kontraktionen des Musculus cremaster und Musculus dartos. In der Regel dreht sich der linke Hoden gegen den Uhrzeigersinn, der rechte Hoden im Uhrzeigersinn. Die Torsion kann gleichzeitig bilateral auftreten. Bei retinierten oder verspätet deszendierten Hoden besteht eine vermehrte Torsionsgefahr.

2.2. Traumatische Hodentorsion

Selten kann eine Gewalteinwirkung von außen zur Hodentorsion führen. Eine mögliche Ursache sind dabei auch autoerotische Manipulationen.

dc-doc-oops.svg

Sorry, nur für Fachkreise. Wenn du diesen Inhalt sehen willst, musst du eingeloggt sein und auf diesen Link klicken

Zum Inhalt

3. Einteilung

3.1. ...nach Lokalisation

  • Supravaginale (extravaginale) Torsion, außerhalb der Tunica vaginalis. Betroffen sind in erster Linie Säuglinge.
  • Intravaginale Torsion, innerhalb der Tunica vaginalis. Betroffen sind in erster Linie Jugendliche zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr.

Bei langem Mesorchium oder Dissoziation von Hoden und Nebenhoden kann selten auch eine mesorchiale Torsion vorliegen.

3.2. ...nach Umfang

4. Symptomatik

Die Hodentorsion imponiert als akutes Skrotum, charakteristisch sind plötzlich einsetzende, heftige Schmerzen im Hoden und der Leistengegend mit Ausstrahlung in den Unterbauch. Der betroffene Hoden steht höher als der nichtbetroffene Testikel. Dabei nimmt er eine abnorme transversale Ausrichtung an. Weitere mögliche Symptome sind Übelkeit und Erbrechen als Ausdruck einer vegetativen Mitbeteiligung. Bei etwa 1/3 der Patienten lassen sich anamnestisch inkomplette Torsionen mit vorübergehender Symptomatik und spontaner Detorsion erheben.

Mit Fortschreiten der Erkrankung kommt es zur deutlichen Schwellung des Skrotums und zu Entzündungszeichen.

5. Klinische Zeichen

6. Diagnostik

Das Skrotum zeigt sich durch Mehrdurchblutung geschwollen, wodurch die Abgrenzung des Nebenhodens erschwert wird. Der Hoden ist bei der Palpation äußerst druckdolent, das Prehn-Zeichen ist negativ, der Kremaster-Reflex aufgehoben. Zur Abgrenzung einer Skrotalhernie sollte der Leistenkanal ausgetastet werden.

Die Lage des Hodens kann auch durch eine Diaphanoskopie visualisiert werden, diese Methode ist jedoch weitgehend durch die Sonographie verdrängt.

6.1. Bildgebung

7. Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch kommen folgende Erkrankungen in Betracht:

8. Therapie

Da die Minderung bzw. das völlige Sistieren der Blutzufuhr den Hoden irreversibel schädigen kann (Nekrose, Atrophie, hämorrhagische Infarzierung), muss notfallmässig therapiert werden. Das Zeitfenster, in welchem der betroffene Hoden gerettet werden kann, beträgt etwa 4 Stunden. Bei teilweise erhaltener Durchblutung kann ggf. auch nach diesem Zeitpunkt noch eine Rettung des Organs möglich sein.

Wenn keine klinische Versorgung möglich oder ein Zeitverzug wahrscheinlich ist, kann notfallmäßig eine manuelle Detorsion versucht werden. Da die "Einwärtsdrehung" der Hoden die typische Torsionsrichtung ist, unternimmt man therapeutisch eine "Auswärtsdrehung" ("Wird der Hoden dir zur Qual, dreh ihn dir nach lateral"). Eine Detorsion sollten nur erfahrene Behandler durchführen. Eine schnell nach der Detorsion einsetzende Beschwerdefreiheit und ein normalisierter Tastbefund sprechen für einen Behandlungserfolg. Zeitnah muss dann prophylaktisch eine bilaterale Orchidopexie durchgeführt werden.[1]

Im Regelfall ist die offene chirurgische Detorsion die Therapie der Wahl. Sie sollte aus den o.a. Gründen innerhalb der ersten 4-6 Stunden stattfinden. Der Hoden wird operativ durch einen Skrotalschnitt - beim Säugling durch Inguinalschnitt - freigelegt und retorquiert. Zur Beurteilung des Hodenparenchyms kann die Tunica albuginea inzidiert und eine Biopsie entnommen werden. Beim Verschluss der Hodenhüllen fasst man die Tunica zur Prävention einer erneuten Torsion mit mehreren Nähten mit. Den kontralateralen Hoden pexiert man prophylaktisch ebenfalls im Skrotum.[1]

Ist der Hoden offensichtlich nekrotisch, erfolgt eine Ablatio testis.

Postoperativ sollte möglichst Bettruhe eingehalten werden und auf Hodenkühlung geachtet werden. Nahrung und Flüssigkeit sollte man nach frühestens 6 Stunden zu sich nehmen. Auch eine Hodenhochlagerung wird empfohlen.

9. Podcast

FlexTalk - Kronjuwelen unter der Haube: Die Hoden
FlexTalk - Kronjuwelen unter der Haube: Die Hoden

10. Quiz

11. Quellen

  1. 1,0 1,1 Christian Lorenz et al.: Leitlinie "Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter" Stand 08/2015, AWMF-Register Nr. 006/023 Klasse: S2k, abgerufen am 16.11.2018

12. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: ©Akhilesh Sharma / Unsplash
  • Bildquelle für Flexikon-Quiz: erstellt mit ChatGPT

Empfehlung

Shop News Jobs CME Flexa Piccer
NEU: Log dich ein, um Artikel in persönlichen Favoriten-Listen zu speichern.
A
A
A

Teilen Was zeigt hierher Versionsgeschichte Artikel erstellen Discord
Michael Melchers
Arzt | Ärztin
Johannes Betz
DocCheck Team
Fiona Walter
DocCheck Team
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Kevin Schneider
Rettungssanitäter/in
Jendrik Becker-Assmann
Student/in der Humanmedizin
Abbas al Zahrawi
Student/in der Humanmedizin
Georg Graf von Westphalen
Arzt | Ärztin
Diese Funktion steht nur eingeloggten Abonnenten zur Verfügung
Letzter Edit:
21.03.2024, 09:00
188.637 Aufrufe
Nutzung: BY-NC-SA
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...