Epididymitis
Synonym: Nebenhodenentzündung
Englisch: epididymitis
Definition
Eine Epididymitis ist eine Entzündung des Nebenhodens (Epididymis).
Die Entzündung des Hodens bezeichnet man als Orchitis. Sind beide Organe betroffen, spricht man von einer Epididymoorchitis.
ICD10-Codes:
- N45.0 Epididymitis mit Abszess
- N45.9 Epididymitis ohne Abszess
Pathogenese
Eine Epididymitis entsteht meist durch aszendierende Keime ausgehend von einem Harnwegsinfekt (Zystitis, Urethritis) oder einer Prostatitis. Eine hämatogene Entstehung ist eher selten.
Tritt eine Epididymitis vor Erreichen der Geschlechtsreife auf, dominieren als Auslöser koliforme Erreger (z.B. Escherichia coli). Eine Infektion im Kindesalter sollte immer Anlass geben, den Patienten auf Anomalien des Urogenitaltrakts zu untersuchen, die in etwa 50 % aller Fälle vorliegen.
Nach Erreichen der Geschlechtsreife - etwa bis zur Mitte des 4ten Lebensjahrzehnts - finden sich vor allem Erreger, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, d.h. die Auslöser sexuell übertragbarer Krankheiten (STD). Am häufigsten begegnet man dabei Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoeae.
Weitere Ursachen
- Trauma
- Starke körperliche Aktivität mit Überdehnung des Hodens ("straining")
- Postinfektiös im Rahmen einer anderswo lokalisierten Erkrankung, zum Beispiel bei Infektionen mit Mycoplasma pneumoniae, Enteroviren oder Adenoviren
Seltenere Ursachen einer Epididymitis sind der Reflux von Urin über den Samenleiter, Tuberkulose, Brucellose oder Schistosomiasis. Eine Epididymitis kann auch als Nebenwirkung einer Amiodaron-Therapie auftreten.[1]
Klinik
Symptome
Die Symptome einer Epididymitis entwickeln sich relativ rasch und erreichen meist innerhalb eines Tages ihr Maximum. Sie können anfangs vom Samenleiter ausgehen und sich als unspezifischer Flankenschmerz bzw. Abdominalschmerz äußern. Später bemerken die Patienten ein zunehmendes Schmerzgefühl im Skrotum, das von einer zunehmenden Schwellung des Nebenhodens begleitet wird und sich schließlich zum akuten Skrotum entwickelt.
Häufig liegt zusätzlich eine Dysurie oder ein Ausfluss aus der Harnröhre vor. Darüber hinaus können Allgemeinsymptome, wie Nausea, Schüttelfrost und Fieber auftreten.
Anamnese
In der Anamnese sollte nach vorausgegangenen Harnwegsinfekten, Operationen (Prostatektomie) oder anderen medizinischen Eingriffen (transurethrale Blasenkatheterisierung) gefragt werden.
Befund
- Starke Druckschmerzhaftigkeit des Skrotums bzw. des Nebenhodens
- Gerötetes und geschwollenes Skrotum
- Fluktuation
- Positives Prehn-Zeichen (unsicher)
Labor
Differentialdiagnose
Die wichtigste Differentialdiagnose der Epididymitis ist die Hodentorsion. Weitere DDs sind Orchitis und Hydrozele.
Therapie
Die akute Epididymitis stellt einen Notfall dar, der sofortiger urologischer Behandlung bedarf. Die Therapie besteht aus Bettruhe, sowie Hochlagerung und Kühlung des Hodens. Darüber hinaus erfolgt die Gabe von Antibiotika, z.B. von Ciprofloxacin, Doxycyclin, Ceftriaxon oder Azithromycin.
Podcast
Quiz
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: ©Akhilesh Sharma / Unsplash
- Bildquelle für Flexikon-Quiz: erstellt mit ChatGPT
Quellen
- ↑ Ching BC: What is amiodarone epididymitis and how does it occur? Updated: Jan 22, 2018 medscape.com, abgerufen am 8.3.2021