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Chlamydia trachomatis

von altgriechisch: χλαμύς ("chlamys") - kurzer Mantel
Englisch: Chlamydia trachomatis

1. Definition

Chlamydia trachomatis ist ein gramnegatives obligat intrazelluläres Bakterium aus der Gruppe der Chlamydien.

2. Einteilung

Die Einteilung von Chlamydia trachomatis erfolgt anhand der Serotypen:

3. Epidemiologie

Da in Deutschland keine einheitliche Meldepflicht für Chlamydieninfektionen besteht, beruhen die Angaben zu ihrer Häufigkeit auf Stichproben oder Schätzungen. Für 25 bis 29- jährige Männer wird die Inzidenz auf etwa 5 % geschätzt.

4. Bedeutung

Chlamydia trachomatis ist der häufigste Erreger von sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs).

5. Mikrobiologie

Chlamydia trachomatis ist ein obligat intrazellulärer Keim, der auf die ATP-Produktion von Wirtszellen angewiesen ist. In einer Gramfärbung stellt er sich gramnegativ dar. Das Bakterium hat eine kugelförmige Gestalt und einen Durchmesser von etwa 0,5 µm. In der äußeren Membran befinden sich die sogenannten Major Outer Membrane Proteins (MOMPs), die zur Stabilität beitragen. Anhand dieser MOMPs erfolgt die Einteilung der verschiedenen Serotypen.

6. Klinik

Chlamydia trachomatis (Serotyp A-K) führt u.a. zu folgenden Erkrankungen:

Eine Infektion des Urogenitaltrakts durch Chlamydia trachomatis kann sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern durch ein Brennen in der Harnröhre, Schmerzen beim Wasserlassen und genitalen Ausfluss bemerkbar machen. Leitsymptom ist bei Frauen häufig eine erstmals auftretende Zwischenblutung und diffuse Bauchschmerzen. In der Sonographie findet sich gelegentlich ein kleiner Aszites. Häufig bleibt eine Chlamydieninfektion jedoch symptomlos.

Darüber hinaus unterscheidet man speziell nach Serotyp folgende Krankheitsbilder:

6.1. Serotypen A-C

Die Serotypen A-C kommen v.a. in warmen Klimazonen vor und führen zur Bildung des Trachoms. Es handelt sich dabei um eine durch Schmierinfektion verursachte granulomatöse Keratokonjunktivitis bzw. Konjunktivitis. Durch wiederholte Entzündungen kommt es zu Bindehautvernarbung, Trichiasis ("Einwärtswachsen" der Wimpern) und schließlich zur Hornhauttrübung (durch Scheuern der Wimpern auf der Hornhautoberfläche) und Blindheit. Das Trachom ist die weltweit häufigste infektiöse Ursache der Erblindung.

Bei Befall der Augen findet man an den tarsalen Konjunktiven große Follikel. Sie erscheinen als leicht prominente, knötchenförmige Veränderungen ("Reiskörner") und sind jeweils von Blutgefäßen umgeben.

6.2. Serotypen D-K

Die Serotypen D-K lösen die Einschlusskörperchenkonjunktivitis (Schwimmbadkonjunktivitis, Neugeborenenkonjunktivitis) aus. Diese Erkrankung zeigt einen harmloseren Verlauf, kann jedoch wie das Trachom auch zu Vernarbungen der Konjunktiva führen.

Man nennt diese Form auch Neugeborenenkonjunktivitis, da sich insbesondere Neugeborene bei Befall des weiblichen Urogenitaltrakts unter Geburt damit anstecken.

6.3. Serotypen L1-3

Die Serotypen L1-3 bedingen das Lymphogranuloma venereum. Dieses geht an der Eintrittsstelle zunächst mit einer primären Läsion (z.B. in Form von Bläschen) einher. Nach etwa 3-4 Wochen kommt es zu einer deutlichen einseitigen, inguinalen Lymphknotenschwellung. Später vereitern die Lymphknoten und sind dann schmerzempfindlich. Wird die Krankheit nicht behandelt, so kann sie chronifizieren und sich über Jahrzehnte hinstrecken.

7. Komplikationen

Eine Komplikation der chronischen Genitalinfektion stellt die Vernarbung der Eileiter dar. Diese ist ein häufiger Grund für Sterilität und ungewollte Kinderlosigkeit. Darüber hinaus kann die Infektion des Auges zu persistierenden Korneanarben mit Visusverlust führen.

8. Diagnostik

Die Diagnose einer Infektion mit Chlamydia trachomatis erfolgt durch den direkten oder indirekten Erregernachweis.

8.1. Direkter Erregernachweis

8.1.1. Material

Als erregerhaltiges Untersuchungsmaterial dienen u.a. Abstriche (z.B. von Zervix, Urethra, Rektum, Konjunktiva oder nasopharyngeal) oder sterile Körperflüssigkeiten (z.B. Blut, Urin, Ejakulat).

In der Regel sind zur Erregergewinnung spezielle Abstrichtupfer und Probentransportgefäße erforderlich. Dies sollte vor einer Probennahme mit dem Labor abgeklärt werden.

8.1.2. Verfahren

Der direkte Erregernachweis von Chlamydia trachomatis erfolgt meist über den Nachweis der Chlamydien-DNA. Hierzu stehen folgende Verfahren zur Verfügung, wobei die PCR den größten Stellenwert einnimmt:

Methode Vorteile/Nachteile
Immunfluoreszenz-Direktnachweis Wenig sensitiv
Nur bei ausreichender Erregerzahl erfolgreich
DNA-Nachweis mittels Sondentechnik
(ohne Amplifikationsschritt)
Erhöhte Sensititivität
Gute Spezifität
DNA-Nachweis mittels PCR
(mit Amplifikationsschritt)
Hochsensitiv
Gute Spezifität

Methode der Wahl

Darüber hinaus kann der direkte Erregernachweis mittels Zellkultur oder Antigen-Nachweis erfolgen.

8.1.3. Referenzwert

Da es sich um einen qualitativen Nachweis handelt, sollte das Testergebnis beim Gesunden negativ sein.

8.2. Indirekter Erregernachweis

8.2.1. Antikörper-Nachweis

Indirekt kann man Chlamydia trachomatis serologisch durch Bestimmung von Antikörpern identifizieren. Hierfür benötigt man 1 ml Serum.

  • Chlamydia-trachomatis-IgG-ELISA
  • Chlamydia-trachomatis-IgA-ELISA

Hinweis: Die Bestimmung der Chlamydien-Antikörper ist dem direkten Erregernachweis vorzuziehen bei Infekten an für Abstriche unzugänglichen Stellen, bei subakuten bis chronischen Verläufen und bei Verdacht auf eine reaktive Arthritis. Bei akuten Urogenital- und Konjunktivalinfekten sind die Chlamydia-Antikörper hingegen oft noch negativ. In einem solchen Fall ist der direkte Erregernachweis daher die Methode der Wahl.

8.2.2. Interpretation

IgA- bzw. IgM-ELISA IgG-ELISA Bewertung
negativ Verdacht auf akute Infektion
Kontrolle erforderlich
Späte akute oder chronisch-aktive
Chlamydien-Infektion
negativ Durchstandene Chlamydien-Infektion
Subakut chronische Infektion

8.3. Hinweise

  • Ein Kontrollabstrich sollte frühestens 3 Wochen nach Therapie erfolgen.
  • Bei positivem Befund ist eine Partnerdiagnostik und gegebenenfalls Partnertherapie erforderlich.

8.4. Bildgebung

Bei einer Chlamydienpneumonie finden sich im Röntgen-Thorax bilateral disseminierte, interstitielle und alveoläre Verschattungen. Begleitend können fokale Überblähungen und Atelektasen vorkommen.

9. Therapie

Chlamydien-Infektionen sind für gewöhnlich mit Tetrazyklinen gut therapierbar, alternativ mit Makroliden oder Chinolonen.

Die Standardtherapie bei asymptomatischen Infektionen mit Chlamydia trachomatis bei Männern und Frauen besteht in der Regel aus der Gabe von Doxycyclin 100 mg, 2 x täglich über 7 Tage oder einer einmaligen Gabe von Azithromycin 1,5 g. In beiden Fällen erfolgt die Einnahme peroral.[1]

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Es ist wichtig, den Sexualpartner mitzubehandeln, um einen Ping-Pong-Effekt zu vermeiden. Antibiotika, die an der Zellwand angreifen (z.B. Beta-Laktam-Antibiotika) oder in den Folsäurestoffwechsel interferieren (z.B. Sulfonamide) sind wirkungslos.

Bei Schwangeren wird Azithromycin gegeben. Nach 4 Wochen erfolgt eine Nachkontrolle (Test-of-cure), dann in 12 Wochen und anschließend im 3. Trimester, um sicherzustellen, dass die Chlamydien-Infektionen erfolgreich therapiert wurde.

Bei Chlamydia trachomatis sind bislang nur wenige Antibiotikaresistenzen bekannt.[2] In Ihrer Form als Elementarkörperchen scheinen sie jedoch aufgrund der reduzierten Stoffwechselaktivität nur in beschränktem Ausmaß sensibel gegenüber Antibiotika zu sein.[3]

10. Literatur

  • Laborlexikon.de, abgerufen am 23.02.2021

11. Quellen

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