Synonyme: Konjunktivitis granulosa trachomatosa, trachomatöse Einschlusskonjunktivitis, ägyptische Körnerkrankheit, ägyptische Augenkrankheit
Englisch: trachoma
Das Trachom ist eine chronisch-follikuläre Bindehautentzündung (Konjunktivitis), hervorgerufen durch den Erreger Chlamydia trachomatis (Serotyp A, B, Ba, C), bei der es durch wiederholte Entzündungen zu Bindehautvernarbung, Trichiasis ("Einwärtswachsen" der Wimpern) und schließlich Hornhauttrübung (durch Scheuern der Wimpern auf der Hornhautoberfläche) und Blindheit kommt.
Das Trachom bildet mit ca. 500 Millionen Erkrankten die häufigste Augenerkrankung weltweit, 6 Millionen Menschen sind daran erblindet. Kinder bilden das Hauptreservoir. In hyperendemischen Gebieten besteht oft ein Durchseuchungsgrad von größer 99%. Die Erkrankung findet sich vor allem in Gegenden mit trockenheißem Klima und ist an Armut, hohe Bevölkerungsdichte und Wasserknappheit gebunden. In den Industriestaaten findet sich diese Erkrankung nur sehr selten.
Die WHO hat es sich zum Ziel erklärt, im Rahmen von VISION 2020 das Trachom bis 2020 auszurotten.
Die Übertragung erfolgt meist durch Schmierinfektion (z.B. durch gemeinsame Benutzung von Handtüchern). Daneben ist eine Übertragung durch Fliegen beschrieben.
Das Trachom wird nach McCallan in vier Stadien eingeteilt. Die Erkrankung hat eine Inkubationszeit von 5-10 Tagen und beginnt meist im frühen Kindesalter.
Stadium | Symptome |
---|---|
McCallan I | beidseitige, unspezifische Bindehautreizung mit Fremdkörpergefühl, seröser Sekretion und Epiphora |
McCallan II | gelblich-weiße, avaskuläre, leicht erhabene Lymphfollikel an der tarsalen Bindehaut des Oberlids (rauher Aspekt), Ptosis trachomatosa, Pannus trachomatosus |
McCallan III | Einschmelzen und Platzen der Lymphfollikel, Beginn der Narbenbildung |
McCallan IV | Narbenentropium, Trichiasis, Hornhauterosionen, Hornhautulzerationen |
Endstadium | Lagophthalmus (unvollständiger Lidschluss), reduzierter Tränenfluss, porzellanartige Hornhautnarbe |
Die Diagnose wird klinisch gestellt und kann durch den elektronenmikroskopischen Nachweis von Halberstädter-Prowazek-Einschlusskörperchen gestützt werden.
Ein Pannus trachomatosus, gleichzeitig vorhandene frische und eingeschmolzene Follikel und subkonjunktivale Narben grenzen das Trachom gegenüber den oben genannten Differenzialdiagnosen ab.
Das Global Programme for the Elimination of Trachoma fasst Therapie und Prophylaxe des Trachoms in der SAFE-Strategie zusammen:
Chirurgisch wird das Narbenentropium saniert, d.h. die Fehlstellung des Lides korrigiert und dadurch das Scheuern der Wimpern beseitigt. Ferner kann bei stark vernarbter Hornhaut eine Keratoplastik erwogen werden.
Für die lokale antibiotische Therapie eignen sich intrazellulär wirksame Präparate. Gute therapeutische Erfolge zeigen Tetrazykline, Makrolide und Rifampicin. CAVE: Eine Kortikosteroidgabe ist kontraindiziert!
Ein Sauberhalten des Gesichts reduziert die Gefahr von Schmierinfektionen.
Gesundheitsaufklärung und -erziehung zur Verbesserung der Hygiene und die Bereitstellung und Verwendung von sauberem Wasser bilden den vierten Eckpfeiler der SAFE-Strategie.
Die Prognose ist abhängig vom Krankheitsstadium. In frühen Stadien ist sie hervorragend. Lange Verläufe und häufige Reinfektionen verschlechtern die Prognose. Durch Mutter-Kind-Übertragungen erblinden Frauen häufiger als Männer.
In Deutschland besteht bei Chlamydia trachomatis keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht gemäß IfSG. Eine Ausnahme stellen mehrere epidemiologisch zusammenhängende Fälle auf, die angezeigt werden müssen.[1]
Fachgebiete: Augenheilkunde
Diese Seite wurde zuletzt am 15. Dezember 2021 um 16:18 Uhr bearbeitet.
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