Aggravation
von lateinisch: aggravare - verschlimmern, schwerer machen
Englisch: aggravation, worsening, symptom exaggeration
Definition
Unter Aggravation versteht man in der Medizin die Verschlechterung bzw. Verschlimmerung eines Symptoms oder einer Erkrankung.
Psychologie
In der Psychologie und Psychiatrie wird mit Aggravation auch das bewusste Übertreiben vorhandener Krankheitssymptome durch einen Patienten bezeichnet. Das Motiv ist der sekundäre Krankheitsgewinn (z.B. Vermeidung von Verantwortung oder Wunsch nach Entschädigung).
Abgrenzung
Aggravation muss abgegrenzt werden von:
- Verdeutlichungstendenzen: Mehr oder weniger bewusster Versuch, den Gutachter vom Vorhandensein der Beschwerden zu überzeugen
- Simulation: Bewusstes und absichtliches Vortäuschen von Beschwerden oder Störungen zu bestimmten Zwecken ohne jeglichen krankhaften körperlichen oder psychischen Hintergrund
- artifizieller Störung (z.B. Münchhausen-Syndrom): Psychische Störung mit zielgerichteter, absichtlicher, unbewusster Vortäuschung oder Erzeugung von Symptomen oder Krankheiten mit einem primären Krankheitsgewinn
- somatoformer und dissoziativer Störung: Psychische Störung mit unabsichtlichen, unbewussten Befindlichkeits- und Verhaltensstörungen in Form körperlicher Symptome oder Krankheiten
Die Abgrenzung im Rahmen einer psychiatrischen Begutachtung ist im Einzelfall oft schwierig. Die Beurteilung erfordert eine mehrdimensionale Analyse. Hilfreich sind folgende Auffälligkeiten, die für eine Aggravation (oder Simulation) sprechen:
- Versagen bei einfachsten Testanforderungen, die i.d.R. selbst von mittelschwer geschädigten Patienten noch gelöst werden können
- grobe Abweichungen der Testleistungen von klinischen und statistischen Normwerten
- Diskrepanzen zwischen neurologischen und neuropsychologischen Befunden
- Unstimmigkeiten zwischen Testbefunden und lebensalltäglichen Kompetenzen und Fähigkeiten
- inkonsistente Testbefunde bei Wiederholungsuntersuchungen mit demselben Verfahren
Als Dissimulation wird der Versuch bezeichnet, sich als unauffällig darzustellen, obwohl Symptome bzw. Störungen vorhanden sind.