Ovarialzyste
Synonym: funktionelle Zyste
Englisch: ovarian cyst
Definition
Eine Ovarialzyste ist ein gutartiger, flüssigkeitsgefüllter Tumor im Eierstock der Frau.
Ätiologie und Pathogenese
Ovarialzysten haben unterschiedliche Ursachen, daher unterscheidet man verschiedene Formen funktioneller Zysten:
Follikelzysten
Bleibt die Ovulation aus, bleibt der Graaf-Follikel bestehen und füllt sich immer weiter mit Flüssigkeit. Dies führt zur Ausbildung einer Follikelzyste. Diese Art von Ovarialzysten kommt vor allem bei Frauen mit unregelmäßigen Menstruationszyklen vor (junge Mädchen und ältere Frauen im Klimakterium). Meistens bilden sich Follikelzysten nach 6-8 Wochen spontan zurück.
Corpus-luteum-Zyste
Corpus-luteum-Zysten bilden sich aus dem Gelbkörper (Corpus luteum) und können sowohl in der Schwangerschaft als auch in normalen Zyklen entstehen. Der Zysteninhalt ist klar-gelblich und die Zysten werden in der Regel nicht größer als 8 cm.
Die Granulosazellen, die sich in der Wand der Zyste befinden, bilden Progesteron. Dies führt zum Ausbleiben der Menstruation. Daher sollten Corpus-Luteum-Zysten in der Frühschwangerschaft nicht entfernt werden, da Progesteron ein wichtiges schwangerschaftserhaltendes Hormon ist.
Granulosa-Theka-Luteinzyste
Granulosa-Theka-Luteinzysten entstehen durch ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt. Die häufigste Ursache ist eine künstliche Auslösung des Eisprungs (Ovulation) durch Hormongabe - meist HCG. Luteinzysten können sehr groß werden (bis zu 20 cm). Sie verschwinden jedoch meist nach Absetzen der Hormonzufuhr.
Schokoladenzyste
Ursache von Schokoladenzysten (Synonym: Teerzyste) ist die Endometriose. Die Zysten entstehen durch Einblutungen aus Endometrioseherden. Der Name leitet sich von dem dickflüssigen, bräunlichen Zysteninhalt her.
Paraovarialzyste
Eine Paraovarialzyste ist ein Überbleibsel des embryonalen Wolff-Gangs und des Mesonephrons.
Polyzystische Ovarien
Polyzystische Ovarien sind Ovarien, die multiple Zysten aufweisen. Obwohl es ein Kriterium für das PCO-Syndrom ist, sollte es nicht als Synonym verwendet werden. Das PCOS kann auch bei Patientinnen ohne Ovarialzysten diagnostiziert werden.
Beim PCO-Syndrom besteht eine Störung im Hormonhaushalt, wodurch es zu einer vorzeitigen Luteinisierung kommt. In der Zystenwand befinden sich Thekazellen, die männliche Geschlechtshormone (Androgene) bilden. Dadurch kommt es zu einer ovariellen Hyperandrogenämie, die zu Zyklusstörungen und Virilisierung führt. Polyzystische Ovarien kommen meist bilateral vor.
Symptome
Oft sind funktionelle Zysten ein Zufallsbefund. Meist leiden die Patientinnen unter Zyklusstörungen wie Hypermenorrhö oder Amenorrhö. Diese entstehen durch Störungen im Hormon-Gleichgewicht, da die Epithelzellen in der Zystenwand Androgene oder Östrogen bilden.
Weiterhin kann es bei großen Zysten oder bei Zystenruptur zu Schmerzen kommen.
Diagnose
Wichtig ist die genaue Anamnese, die das Alter der Patientin, sowie Fragen nach der Beschaffenheit des Menstruationszyklus und einer eventuellen externen Hormonzufuhr (z.B. Orale Antikonzeptiva) enthalten sollte.
Manchmal lassen sich Zysten bei der gynäkologischen, bimanuellen Untersuchung ertasten.
Die beste Möglichkeit zur Diagnose ist der vaginale Ultraschall. Die Zyste zeigt sich als glattwandige Raumforderung mit echoarmem Inhalt.
Therapie
Follikelzysten, Corpus-luteum-Zysten und Luteinzysten bilden sich meist spontan zurück, so dass eine spezifische Therapie meist nicht notwendig ist. Die sonographische Nachkontrolle sollte nach 6-8 Wochen erfolgen. Bei Schmerzen können Spasmolytika verabreicht werden.
Ovulationshemmer verhindern die Entstehung von Zysten. Sie sind indiziert bei rezidivierenden funktionellen Zysten.
Bei sehr großen Zysten oder wenn keine spontane Rückbildung erfolgt sollte eine laparoskopische Entfernung der Zyste vorgenommen werden. Bei Komplikationen ist eine sofortige Therapie unerlässlich.
Komplikationen
Zystenruptur
Bei einer Zystenruptur reißt die dünne Wand der Zyste ein und der flüssige Inhalt gelangt in die Bauchhöhle. Die daraus resultierende Reizung des Peritoneums führt zu starken, akut einsetzenden Schmerzen (Peritonismus).
Stielgedrehte Ovarialzyste
Hier dreht sich das Ovar mit der Zyste um die eigene Achse. Dadurch kommt es zu einer Abklemmung der Blutgefäße. Die Patientinnen leiden unter sehr starken Schmerzen, die oft nach einer Lageänderung oder einer schnellen Bewegung plötzlich einsetzen. Die Gefahr bei einer Stieldrehung ist die hämorrhagische Infarzierung und irreversible Nekrose des Ovars. Daher ist eine sofortige Laparoskopie mit Detorquierung des Ovars notwendig, um dieses zu erhalten.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Susan Wilkinson / Unsplash
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